Koller Gemälde des 19. Jahrhunderts Auktion: Freitag, 23. März 2018, 17.00 Uhr

3201 MORGENSTERN, CARL (1811 Frankfurt 1893) Kapuzinerkloster bei Amalfi. 1843. Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert und datiert: Carl Morgenstern. 1843. 31,8 x 48 cm. Provenienz: - Auktion Hugo Helbing, Frankfurt amMain, 1933. - An obiger Auktion erworben, Goethe-Muse- um Frankfurt, Inv. Nr. A IV-01590, bis 1958. - Direkt beimMuseum erworben, Sammlung Dr. Heertz, ab 1958. - Auktion Neumeister, München, in den 1990er-Jahren. - An obiger Auktion erworben, Schweizer Privat- besitz. Literatur: - Beutler, Ernst: Jahresbericht, in: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts, 1932/33, S. 370. - Ausst. Kat. Die Gemälde: „... denn was wäre die Welt ohne Kunst?“, Frankfurter Goethe-Mu- seum und Goethe-Haus, Frankfurt amMain 2011, S. 387. - Ausst. Kat. Carl Morgenstern und die Land- schaftsmalerei seiner Zeit, MuseumGiersch, Frankfurt amMain, 25.9.2011 bis 29.1.2012, Farbabbildung Nr. 40, S. 81 und 86. Mit seinen atmosphärisch aufgeladenen Dar- stellungen italienischer Küstenlandschaften, gelang es Carl Morgenstern sich als bedeuten- der Landschaftsmaler inmitten der politischen Umwälzungen zwischen Adel und Bürgertum des 19. Jahrhunderts zu etablieren. Sein heterogener Käuferkreis wusste dabei die Viel- schichtigkeit stilistischer Prägungen, als auch die lichtdurchflutete Farbigkeit seiner Szenerien gleichermassen zu schätzen. Als Sprössling der Malerfamilie Morgenstern in vierter Generation, wuchs er zunächst unter dem künstlerischen Einfluss seines Vaters Johann Friedrich Morgenstern (1777-1844) auf, der sich an der Tradition niederländischer Malerei des 17. Jahrhunderts orientierte. Von seinemVater übernahmCarl Morgenstern erste klassizistische Impulse zur Korrektur unvollkom- mener Naturerscheinungen, wodurch er die Harmonie seiner Motive zu intensivieren lernte. 1832 begab er sich in das Umfeld des Münchner Malers Carl Rottmann (1797-1850), dessen Hang zur Romantik, insbesondere sein kompo- sitioneller Umgang mit Licht, Carl Morgenstern stilistisch nachhaltig beeinflusste. ImAnschluss an seinen München Aufenthalt folgt die wohl produktivste Schaffensphase. Zwischen 1834- 37 bereist er die malerischsten Orte Italiens und kehrt mit einem Konvolut aus etwa 300 Zeichnungen und Ölstudien zurück. Die heute bekanntesten Gemälde seines Gesamtoeuvres gehen auf die Skizzen diverser Buchten amGolf von Salerno und Küstenformationen bei Neapel zurück. Darunter zählt auch die hier angebotene Land- schaft mit Blick auf das Kapuzinerkloster bei Almafi von 1843. Nicht nur vereint die Komposi- tion Morgensterns charakteristische Elemente einer ausgeglichenen Licht- und Formenspra- che, sie zeigt auch die für ihn typisch dezente Positionierung einer Personenstaffage. Obwohl die Fischer imVordergrund des Bildprogramms agieren, dominieren sie die Kulisse nicht. Vielmehr suggeriert ihr einfaches Alltagsleben eine Seelenruhe, die sich in der ausweiten- den Landschaft am blauen Horizont und dem eingebetteten Klosterbau amHang harmonisch widerspiegelt. Damit thematisiert Carl Morgen- stern die Nostalgie und Sehnsucht nach einem sorglosen, unkomplizierten Leben, die in der Gesellschaft der voranschreitenden Industria- lisierung hochpräsent wurde. Carl Morgenstern traf damit den Nerv seiner Zeit ohne dabei einem regressiven Eskapismus zu verfallen. Ganz imGegenteil zeugen seine ausgewoge- nen Naturdarstellungen und die Hervorhebung des einfachen Lebens von einer Tendenz zum poetischen Realismus. Ähnliche Darstellungen des heute als grossen „Italianisten“ bekannten Carl Morgensterns befinden sich u.a. in der Neuen Pinakothek, München (vgl. hierzu „Das Vaterhaus des Tasso in Sorrent, 1861“ oder „die Bucht von Villafranca“ (Villefranche-sur-Mer bei Nizza, 1861)), im Städel Museum, Frankfurt („Kleine Marine von Capri mit den Faraglioni“, 1835) sowie in Privatsammlungen. CHF 25 000 / 35 000 (€ 20 800 / 29 200) Gemälde des 19. Jahrhunderts | 112

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