Koller Buchmalerei, Autographen & Manuskripte Dienstag, 24. September 2019, 16.30 Uhr

| 122 Buchmalerei 501 Anonymer bolognesischer Buchmaler aus der Werkstatt des Giovanni d’Antonio da Bologna. Blatt aus einem franziskanischen Psalter mit der Bildinitiale N und singenden Franziskaner Brü- dern, mit reicher floraler Ranke. Tempera, Feder und Goldhöhung mit lateinischer Handschrift auf Pergament, beidseitig beschrieben. Bolo- gna, ca. 1445-50. Initiale 19 x 10 cm; Schrift- spiegel 43 x 29 cm; Blattgrösse 56,5 x 41 cm. 15 Zeilen Text und Noten. Textura in schwarzbrau- ner Tinte und Quadratnoten auf 4 roten Linien. Literatur: - Freuler, Gaudenz. Italian Miniatures from the Twelfth to the Sixteenth Centuries. Cinisello Bal- samo, 2013, S. 312-337. - Zabeo, Laura in: Angelo Tartuferi und Fran- cesco D’ Arelli, L’ Arte di Francesco. Capolavori d Arte Italiana e terre d Asia dal XIII al XV secolo. Ausstellungskat. Florenz, Galleria dell’Acca- demia März-Oktober 2015. Florenz, 2015, S. 402-405. - Medica, Massimo in: Massimo Medica und Fe- derica Toniolo (Hrsg.). Le Miniature della Fonda- zione Giorgio Cini, Pagine, ritagli, manoscritti. Cinisello Balsamo, 2016, S. 314-315. Text: "Nisi Dominus edificaverit domum in vanum laboraverunt..." (Ps 126) Das hier angebotene Blatt ist Element eines zur napoleonischen Zeit aufgelösten und erst jüngst partiell rekonstruierten franziskani- schen Psalters (Freuler 2013), was durch die übereinstimmende Blattgrösse, Kongruenz in Stil und Seitenkonzept einwandfrei nachge- wiesen ist. 14 weitere illuminierte Blätter aus dem gleichen Psalter befinden sich in einer mailändischen Privatsammlung und vier weitere Buchseiten verteilen sich auf die Sammlung der Fondazione Giorgio Cini und Privatbesitz, zwei weitere stattliche Blätter aus dem gleichen Verband wurden jüngst in diesemHause (Koller Zürich, Auktion 186, 24.9.2018 Lot 566 und Auktion 188 26.3.2010, Lot 503) erfolgreich veräussert. Der unbekannte, stilistisch etwas heterogene Buchmaler vorliegenden Blattes und dessen 19 bisher georteten Schwester- blätter können einwandfrei der Werkstatt des Giovanni d’Antonio da Bologna zugeordnet werden. Auf letzteren geht das reiche Dekora- tionskonzept der Seite aus Goldplaketten mit eingewobenen Blütenranken zurück. Deshalb könnte gar Giovanni d’Antonio für das künst- lerische Konzept der hier angesprochenen Serie von Psalter-Blättern geltend gemacht werden, während für die Ausführung jedoch ein anonymer Buchmaler verantwortlich gezeichnet hat, dessen Hand auch in den Miniaturen einer Serie weiterer franziskanischer Chorbücher auszumachen ist (Bologna, Museo Civico 547a, 553, 549 und Florenz Bargello, Antifonario A46), die ebenfalls von Giovanni d Antonio konzipiert wurden (Medica 2016, S. 314-315; Zabeo 2015, S. 402-405). Das künstlerische Repertoire des ausführenden Buchmalers vereint aus Giovanni d’Antonios Kunst geschöpfte Aspekte mit solchen des sogenannten Meisters von 1446, einem führenden, in Bologna tätigen Illustra- toren, sowie unverkennbaren Anklängen an die norditalienische Buchmalerei der Lombardei und Veneto, insbesondere an den unbekann- ten Buchmaler des Gonzaga Psalters in der Bibliothèque Nationale in Paris MS. Latin 772, (vgl. Freuler 2013, S. 338-345). Das auf dem Frontispiz dieser Serie (Koller Zürich, Auktion 186 ,24.9.2018, Lot 566) am rechten Blattrand erscheinende, in den Stern von Bethlehem eingebundene Christus-Symbol des Heiligen Bernhardin von Siena weist für unsere Buchseite und die dieser zuzuordnenden Schwesterblätter auf eine Herkunft aus einem Psalter, der für die Brüder eines franziskanischen Observanten Konvents, vielleicht für jene von San Paolo in Monte in Bologna, hergestellt wurde. (Prof. emer. Dr. Gaudenz Freuler, Universität Zürich) Feuchtrandig und etwas gebräunt, leicht gewellt, rechts oben imweissen Rand mit kleiner res- taurierte Fehlstelle im Pergament, das Blattgold mit leichten Krakeleen. In den Rändern verso mit Kleberückständen von alter Montage, stel- lenweise leichte Verfärbung. Insgesamt aber in sehr guter Erhaltung. Provenienz: - Europäischer Privatbesitz. - Schweizer Privatbesitz. CHF 8 000 / 12 000 (€ 7 270 / 10 910) Buchmalerei |

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