Koller - Photographie Lot 1601 – 1735 AUKTION Montag, 2. Dezember 2019, 15.30 Uhr

| 72 Photographie | Zeitgenössische Photographie 1714* THOMAS RUFF (1958) Nudes, 1999-2001. 8 Original-Photographien. Iris prints auf Rag-Papier. Vintages. Edition Schellmann, 2001. Bildmasse 26 x 32 bis 36 x 24 cm (diverse Formate); Blattgrösse jeweils ca. 74,5 x 60 cm. Jeweils verso signiert "Th Ruff" und nummeriert 8/50. Literatur: - - Thomas Ruff im Interviewmit Susanne Leeb, in Texte zur Kunst Nr. 36, Dezember 1999, S. 71-75. - Matthias Winzen (Hrsg.). Thomas Ruff. Fotografien 1979-heute. Ausstellungskatalog Staatliche Kunsthalle Baden-Baden, 17.11.2001-13.01.2002, u. a. Köln, 2001. - Thomas Ruff. Nudes. München, 2003. - Jörg Schellmann (Hrsg.). Forty Are Better Than One. München und New York, 2009, S. 296-297. Provenienz: - Vor einigen Jahren in einer Münchner Kunsthandlung erworben. - Privatsammlung Deutschland. VORHANDEN SIND: ga 08, 1999; ez 14, 1999; ree 07, 2000; yv 16, 2000; an 40, 2000; tos03, 2001; em08, 2001; bu04, 2001 bzw. NUD 003, NUD 010, NUD 022, NUD 034, NUD 038, NUD 041, NUD 056 und NUD 068. CHF 7 000 / 10 000 (€ 6 360 / 9 090) Thomas Ruff, der bei Bernd und Hilla Becher an der Düsseldorfer Kunstakademie Photographie studierte, gehört heute zu den weltweit be- deutendsten zeitgenössischen Photographiekünstlern. Mit seinen "Nudes" definiert er die Aktphotographie neu. Er bindet das Photographie- ren gleich doppelt an das digitale Medium: Einerseits entnimmt er seine Bilder aus dem Internet, ist also nicht selber der Photograph, anderer- seits manipuliert er die Aufnahmen mit digitalen Bildbearbeitungsprogrammen, skaliert die Bilder, verändert partiell die Farben und gibt sie in einer Bewegungsunschärfe wieder. Mit diesen Effekten schafft er wiederum ein neues Bild. Thomas Ruff ist somit eigentlich ein Photokünstler ohne Kamera: "Wenn ich mit einem bestimmten Medium arbeite, dann will ich dieses Medium auch imBild reflektieren. Das habe ich bei allen meinen Serien bisher gemacht. Ob man meinen 'Nudes' jetzt allerdings ansieht, dass sie aus demNetz kommen, weiss ich nicht. Sie behalten ihre Pixelstruktur, das heisst: man kann zumindest erkennen, dass sie aus einer elektronischenWelt stammen." (Thomas Ruff zit. nach Leeb, S. 75) Ruff nimmt die Bilder aus ihrem ursprünglichen Verwertungszusammenhang heraus. Die Anonymität des Internets bietet die Quelle des Voyeurismus. Ruff verbessert die Situation des Betrachters imWesentlichen, da dieser nun Teil einer kollektiven Rezeption wird. Nacktheit und Pornographie gelten in unserer Gesellschaft nach wie vor als Provokation, aufreizend, schamlos und radikal. "Thomas Ruffs nudes verstossen gegen diese Grenzziehung und treten mit demAnspruch auf, das zumpornografischen Gebrauch bestimmte Internetfoto und das künst- lerische Bild buchstäblich innerhalb einer Bildfläche zur Deckung zu bringen. Und so sehr die Serie nudes heute zur immer weiter fortschrei- tenden Entdifferenzierung von Privatem und Öffentlichem, von Intimität und Sex als Marketing attribut im Fernsehen, in der Werbung und im Internet passt, Thomas Ruff wollte mit den nudes nicht Teil dieser instrumentalisierten Bildlichkeit sein, sondern ihreWahrnehmungsvoraus- setzungen untersuchen." (Winzen, 2001, S. 147)

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