Koller Bücher - Dienstag 24 September 2019, 13.30 Uhr

| 117 378 Münster, Sebastian. Cosmographia. Oder Beschreibung der gantzen Welt. Jetzund aber auff das newe ubersehen und mit vielerley nohtwendigen Sachen... Sonderlich aber Einer vollkommnen Beschreibung der unbeckandten Länder Asiae, Africae, Americae, so viel darvon durch allerhandt Reysen und Schiffahrten... trefflich vermehrt, und mit newen Indiani- schen Figuren geziehret. Mit Kupfertitel von M. Merian, 1 Holzschnittportrait (auf Titel verso), 26 doppelblattgrosse Holzschnittkarten, 1 doppelblattgr. Faltansicht in Holzschnitt u. 72 doppelblattgr. Karten und Plänen imText sowie über 1400 Textholzschnitten. Basel, Henricpe- tri, 1628. Folio. [12] Bll., 52 Bll. m. Karten, 1752 (recte 1748) S. Blindgepr. Schweinslederband d. Z. auf Holzdeckeln über 7 Bünden mit 2 intakten Messing-Schliessen (etwas berieben und be- schabt, fleckig und angeschmutzt, Kapital oben leicht angerissen). VD17 23:230709C - Sabin 51396 - Burmeister 88. - Letzte deutsche Ausgabe der berühmten Cosmographie, gegenüber allen vorangegan- genen nochmals um ca. 200 Textholzschnitte vermehrt, von den Vortextkarten wurden 25 neu gezeichnet. Enthalten sind u. a. 2 Welt- und 4 Erdteil-Karten, England, Frankreich, Deutsch- land, Schweiz, Skandinavien, Griechenland, Ungarn, Siebenbürgen, Böhmen u.v.a. - "Ei- nes der grossen Sammelwerke, welche die geschichtlichen Wissensmengen verbreiteten und durch eine leidlich behende Sprache - mehr noch durch Holzschnittbilder - den wissens- und nutzbegierigen Massen von den Fürsten bis zu den Handwerkern die erweiterte Welt der Entdeckungsjahrhunderte zugänglicher machten (...). Es bildet der Gattung nach einen Übergang von den geschlossenen mittelal- terlichen Enzyklopädien eines Vincenz von Beauvais oder Brunetto Latini, deren letzte (...) die Schedel'sche Weltchronik ist, zu den 'kuriösen Relationen' eines Eberhard Werner Happel (...) Auf wie vielen Rinnsalen, mit und ohne Namensnennung, Münster das Allge- meinwesen der beiden nächsten Jahrhunderte erreicht, befruchtet oder belastet hat, ist noch nicht untersucht." (Friedrich Gundolf, Anfänge deutscher Geschichtsschreibung, S. 39). - Seine weite Verbreitung fand das Werk des Basler Hebraisten und Geographen vor allemwegen seiner Stadtansichten. Hatte die erste Ausgabe von 1544 lediglich 6 wirklichkeitsnahe Ansich- ten - neben den obligatorischen Pilgerzielen Rom und Jerusalem auch die Heimatstädte des Verfassers, Ingelheim und Basel, enthal- ten, nahm ihre Zahl mit jeder weiteren Auflage zu. Die Cosmographia avancierte damit zum Prototyp der "Städtebücher" und leitete eine Entwicklung der Stadtdarstellung ein, die ihren Höhepunkt schliesslich bei Merian erreichen sollte. - Durchgängig papierbedingt gebräunt, in den Rändern etwas stockfleckig, stellenweise leicht feucht- und fingerfleckig, der gest. Titel mit kleinem Einriss unten imweissen Rand (ca. 1 cm), die doppelblattgrosse Karte amAnfang im Falz verstärkt. Spiegel mit Kleberückständen eines alten Exlibris. Vorsätze erneuert, Innenge- lenke alt verstärkt. Insgesamt sehr gut erhalten. CHF 12 000 / 18 000 (€ 10 910 / 16 360) 378 378

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