Büche AUKTION 21. September 2022, 14.00 Uhr

| 76 Buchmalerei 501 502 Buchmalerei | 501 ANTIPHONARIUM - "Oficio de Difuntos Tomo 17, Letra 9". (Deckeltitel). Lateinische Hand- schrift auf Pergament. Mit ganzseitigemTitel mit gezeichneter, figürlicher Bordüre, 3 grossen, farbigen Schmuckinitalen mit vegetabiler und figürl. Ornamentik (ca. 24 × 24 und 31 × 28 cm) sowie 151 (teils farbigen) Silhouetten-Initialen und zahlreichen kl. Initialen. 5–7 gr. Zeilen Noten. Textura und Quadratnoten in schwarzbrau- ner Tinte auf 5 roten Linien, Rubriken in Rot. Nord-Spanien, dat. 1704. Gr.-Folio (85 × 62 cm); Blattgrösse 79,5 × 55,5 cm; Schriftspiegel 68 × 48 cm. [117] Bll. Leder-Einband d. Z. über Holzdeckeln auf 5 Bünden, 21 Messing-Be- schlägen und 2 intakten Schliessen (Rücken angeplatzt, gebräunt, fleckig, berieben und bestossen, kl. Fehlstellen im Bezug). Barockes Antiphonar mit Totenoffizium aus einem Franziskanerkloster in Nordspanien. - Auf demTitel und letzten Blatt wird der Schreiber "Josepho Garcia" genannt. - Spiegel fehlen. Gelegentliche Textverwischungen aufgrund Feuchtschaden (teils stärker), Bräunungsspu- ren, Tintenflecken, Randeinrisse (teils restau - riert), erste Blatt mit Ausrissen in der oberen Ecke, teils etwas wellig, fliegende Vorsätze leimfleckig. Insgesamt dennoch gut lesbare und gut erhaltene Handschrift. CHF 1 500 / 2 500 (€ 1 530 / 2 550) 502* HORAE B.M.V. - Stundenbuch. Lateinische Handschrift auf Pergament. Mit 5 grossen Mini- aturen mit floraler Bordüre, 6 Prachtinitialen mit Bordüre sowie zahlreiche kleine Initialen. Alles in Gold und Farben. Paris, um 1400. 18,5 × 13,5 cm (12,2 × 17,7 cm). [130] Bll., 16 Zeilen gotische Textura. Etwas spät. rest. Ganzleder (des 17. Jhs.) unter Verwendung des alten Bezuges mit reicher floraler Goldprägung auf Rücken und Deckeln, blindgeprägte Stehkanten (Deckel leicht verzogen, leicht berieben und bestossen, etwas fleckig). Schriftduktus, Dekoration, Text, Kalendarium und Stil der Miniaturen lassen keinen Zweifel an einer Datierung um 1400 und der Lokalisierung in Paris. Den zentralen Anhaltspunkt für diese Verortung liefert das von Heribert Tenschert 2011 angebotene Manuskript (vgl. Tenschert, Katalog 66, Nr. 1), ein Pariser Stundenbuch um 1390, das wiederum eng mit dem Stundenbuch in Baltimore, Walters Art Museum (Signatur W96) verwandt ist. Eberhard König schreibt diese Handschrift seinerzeit demMeister von Walters W96 zu. Die Buchdekoration, die Miniaturen, der Hintergrund, die Bildstruktur, die Konzeption und der Gewand- und Figurenstil der vorliegenden Handschrift gehen eindeutig auf die Tenschert-Handschrift zurück, sind aber wohl etwas später zu datieren. Aus der Ausstattung des Manuskripts geht hervor, dass eine Unterscheidung der einzelnen ausführen- den Hände der Miniaturen notwendig ist und nun wieder auf breiterer Basis diskutiert werden muss. Mit Hilfe dieses neuen Materials kann die Frage nach der Autorschaft des Meisters von Walters W96, dem Eberhard König das Manu- skript zugeschrieben hat, neu diskutiert werden. Unser Manuskript ist etwas später als das Pari- ser Stundenbuch um 1390 zu datieren, jedoch ist der Buchmaler eng in Beziehung damit zu setzen: wahrscheinlich ist es derselbe Künstler oder ein direkter Schüler. Sicherlich waren zwei oder drei Hände an den Miniaturen dieser Hand- schrift beteiligt. Während ein Grossteil der Bilder Direktübertragungen des oben genannten Ma- nuskriptes sind, müssen wir für die Darstellung der Totenmesse auf das Umfeld des Bouci- caut-Meisters verweisen (Boucicaut-Werkstatt, Trauergottesdienst (Vesper), ca. 1415, London, Sammlung Zwemmer; Stundenbuch, fol. 147, ca. 1410, Brüssel, Bibl. königlich, MS. 10767, f. 106v (vgl. Meiss, Boucicaut-Meister, Abb. 138, 139)). Die dreizeiligen Dornenblattinitialen und die davon ausgehenden Bordürenornamen- te - mit Randverzierungen aus spiralförmigen Weinranken und Efeublättern - verweisen ge- nerell auf die Pariser Buchmalerei um 1400 (vgl. Pariser Stundenbuch, Köln, Slg. Renate König, Ars vivendi, ars moriendi Nr. 3). Wir danken Prof. Dr. Mark Mersiowsky für die Zuschreibung die- ses Manuskriptes. - Enthält folgende Miniaturen: Bl. 19r: Verkündigung. - 78r: Kreuzigung. - 84r: Herabsendung des Heiligen Geistes. - 89r: Totenoffizium. - 126r: Auferstehung.- Leicht gebräunt, stellenweise schwach fleckig (nur wenige Textverwischungen), vereinzelt leichte Bereibungen, und leicht knittrig bzw. gewellt, hinten im Bundsteg angeplatzt (Bindung ange- lockert). Insgesamt sehr saubere und sorfältig ausgeführte Handschrift. - Einige Annotationen von alter Hand, teils auf dazwischen gebunde- nen Bll. - Provenienz: Europäische Sammlung. CHF 40 000 / 60 000 (€ 40 820 / 61 220)

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