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3 Der aus Chemnitz in Sachsen gebürtige Karl Schmidt- Rottluff verbrachte prägende Jahre im Kreis der in Dresden gegründeten Künstlergruppe ‹Die Brücke›, denen eine schaffensreiche Zeit in Berlin folgte. In der von den Nationalsozialisten 1937 angezettelten, diffamierenden Wanderausstellung ‹Entartete Kunst› waren auch Werke von Schmidt-Rottluff zu sehen. 1941 erhielt der Künstler, wie viele seiner progressi- ven Berufskollegen, Malverbot. Während der letzten Kriegsjahre zog er sich in seinen Heimatort Rottluff bei Chemnitz zurück, bevor er 1947 als Professor wie- Vorschau auf die Auktion Impressionismus & Moderne vom 4. Dezember 2020 ImZeichen der Freundschaft der zurück nach Berlin ging. In den Sommermonaten der Jahre 1949 bis 1953 besuchte Schmidt-Rottluff mehrfach die mit ihm befreundete Sammlerin, Mä- zenatin und Kunsthändlerin Hanna Bekker vom Rath (1893–1953). Diese hatte schon während des Nazi- regimes verfemte Künstler unterstützt und heim- lich Ausstellungen arrangiert; 1947 gründete sie das ‹Frankfurter Kunstkabinett›. In eben jene Jahre des Neuaufbruchs nach Kriegsende fällt die Entstehung der ‹Spessarttannen› aus der Dezember-Auktion (Abb. 2): ein Waldmotiv mit markanter Weggabelung, das sich in Variationen durch das Le- benswerk des Künstlers zieht. Zum Kreis jener Künstler, die auf Han- na Bekker vom Raths Freundschaft und Unterstützung zählen konnten, gehörte auch der russisch-deutsche Maler Ale- xej von Jawlensky. Beide lernten sich in den Zwanzigerjahren kennen und damit nach der Zeit des legendären ‹Blauen Reiter› um Jawlensky und seine Weg- gefährten Wassily Kandinsky und Franz Marc. Bereits 1904, also nur eineDekade nach seiner künstlerischen Ausbildung in St. Peters- burg, malte Jawlensky eine Herbstlandschaft (Abb. 3). Sie kann als Station auf seinem künstlerischenWerde- gang vomPostimpressionismus –mit Bezügen zu Van Gogh, Sisley und Signac – hin zum Expressionismus angesehen werden. Eine dritte markante Landschaft steuert Otto Dix aus seinem Spätwerk bei (Abb. 4), sie entstand in Hemmenhofen amBodensee. Ähnlich wie Schmidt-Rottluff knüpfte er in seinen letzten Schaf- fensjahren an die frühen expressionistischen Tenden- zen an. FÜR WEITERE INFORMATIONEN IMPRESSIONISMUS & MODERNE Jara Koller jara.koller@kollerauktionen.ch ONLINE-KATALOGE www.kollerauktionen.ch 1 Ernst Barlach (1870–1938). Mutter mit Kind II. 1935. Bronze, braune Patina. Guss von 1978. H 59 cm. Schätzung: CHF 40 000/60 000 2 Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976). Spessart­ tannen. 1950. Öl auf Leinwand. 76 × 90 cm. Schätzung: CHF 150 000/250 000 3 Alexej von Jawlensky (1864–1941). Herbst I. 1904. Öl auf Karton. 27,4 × 44,5 cm. Schätzung: CHF 80 000/120 000 4 Otto Dix (1891–1969). Blühende Bäume im Dorf. 1954. Öl auf Leinwand. 65 × 81 cm. Schätzung: CHF 50 000/80 000 1 3 4 © 2020, ProLitteris, Zurich © 2020, ProLitteris, Zurich 2

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