KOLLER VIEW 2/23

3 Vorschau auf die Auktion PostWar & Contemporary vom 22. Juni 2023 Per Kirkeby: Malen als Prozess einen sehr langen Zeitraum die Erde oder die Land- schaften geschaffen haben.» Kirkeby trägt Farbschicht über Farbschicht auf, bear- beitet sie mit dem Rakel, lässt Partien aus, kratzt und ritzt in die Malschicht und erschafft auf diese Weise eine bewegte Oberfläche. Zugleich ist er ein Meister der Farbe. Eindrucksvoll schafft der Künstler aus ei- nemabstrakten Gemäldemit Hilfe seiner vibrierenden Farbpalette und seiner einzigartigen Behandlung des Motivs vor dem Auge des Betrachters eine herbst- liche Landschaft. Per Kirkebys Kunst war oft geprägt von persönlichen Erfahrungen und Emotionen, und es ist möglich, dass «FramHerbst» aus Erinnerungen he- raus entstanden ist, die mit demHerbst als Jahreszeit der Veränderung und des Übergangs verbunden sind. FÜR WEITERE INFORMATIONEN POSTWAR & CONTEMPORARY Silke Stahlschmidt stahlschmidt@kollerauktionen.ch ONLINE-KATALOGE www.kollerauktionen.ch 1 Per Kirkeby (1938–2018). FramHerbst. 2005. Öl auf Leinwand. 200 × 200 cm. Schätzung: CHF 80 000/140 000 2 Günther Förg (1952–2013). Ohne Titel. 1999. Acryl und Blei auf Holz. 81 × 60 cm. Schätzung: CHF 70 000/90 000 In den 1960er-Jahren experimentiert der Däne Per Kirkeby mit ganz verschiedenen künstlerischen Tech- niken: Er arbeitet grafisch und dreht 8-mm-Filme, nimmt an Happenings teil, erforscht den Umgang mit Skulpturen und entdeckt die Malerei für sich. In jener Zeit beginnt auch seine Zusammenarbeit mit Joseph Beuys und Nam June Paik. Das vorliegende grossfor- matige Werk ‹Fram Herbst› aus dem Jahr 2005 (Abb. 1) ist exemplarisch für Kirkebys Landschaftsmalerei. Er widmet sich nicht dem Landschaftsidyll oder sei- ner Abbildung, sondern geht auf Abstand, analysiert Strukturen und Raum, um diese Erkenntnisse in einer abstrakten Darstellung der Natur wiederzugeben. Doch geht es Kirkeby dabei nicht um ein Abbild des- sen, was wir sehen: «Die Landschaft interessiert mich ja auch keinen Deut. Ich male nicht Landschaften, die es da draussen gibt. Ich male auch nicht, was man im banalen Sinn innere Landschaften nennt. Ich male ein Bild, und der Prozess, ein Bild auf die Beine zu stellen, erinnert in vieler Hinsicht an die Prozesse, die über 1 2 © Estate Günther Förg, Suisse / 2023, ProLitteris, Zurich

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