KOLLER VIEW 4/22

3 Vorschau auf die Auktion Schweizer Kunst vom 2. Dezember 2022 Die auf dieser und der folgenden Doppelseite gezeig- ten Gemälde von Robert Zünd (1827–1909), Albert Anker (1831–1910), von Giovanni (1868–1931) und Augusto Giacometti (1877–1947) stammen alle aus derselben hochwertigen Privatsammlung, die nun versteigert wird. Die einzelnen Bilder sind allesamt Hauptwerke der Künstler und re- präsentieren, wenn nicht gar de- ren Gesamtwerk, dann zumindest eine ihrer wichtigsten Schaffens- phasen. Robert Zünds «Mühle bei Rat- hausen» zeigt eines der berühm- ten Motive des Luzerner Malers in besonders repräsentativem Format (Abb. 1). Der Künstler setzt einzelne Bildpartien durch verschiedene Lichtstärken von- einander ab, so dass die Kulisse theaterhaft wirkt. Die detaillierte, beinahe fotorealistische Wieder- gabe der Landschaft und das ge- konnt inszenierte Spiel von Licht und Schatten machen dieses Gemälde zu einem exemplari- schen Beispiel für Zünds Könner- schaft. «Kartoffelschälendes Mädchen» aus dem Jahr 1886 (Abb. 2) ver- eint Albert Ankers brillante Mal- technikmit seinemGespür für die Seele des Menschen. Der Künst- ler erhebt die alltägliche und zugleich existenzielle Arbeit der Zubereitung einer einfachen Mahlzeit über die blosse Tätigkeit hinaus, in deren konzentrierter Verrichtung die dargestellte Person ihre Bestimmung gefunden zu haben scheint. Es sind weniger die grossen, mehrfigurig-bewegten Kompositionen, sondern in erster Linie diese stillen und erhabenen Bilder, die Anker als einen grossen und zutiefst humanen Künstler erscheinen lassen. Sie haben nichts mit rückwärtsgewandter Heimatideali- sierung zu tun, sondern tragen die Erhabenheit eines beim ersten Eindruck unscheinbaren Moments. Das vorliegende Bildnis gehört zu den besonders schönen Bedeutende Schweizer Kunst aus Privatsammlung 1 2 3

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