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Page Background 1201* PRUNK-PENDULE MIT FLÖTENWERK,

Louis XVI, sign.

JAQUET DROZ ET LESCHOT A LA CHAUXDEFONDS (Pierre

Jaquet Droz, La Chaux-de-Fonds 1721-1790 Biel sowie Jean Frédéric

Leschot, 1733-1804), das Gehäuse monogr. JD, das Werk num. 4779, um

1770/75.

Holz allseitig fein bemalt; auf zartgrünem Fond Blumen und Blätter in

Goldmalerei. Geschweiftes Gehäuse mit Instrumenten- und Kartuschen-

aufsatz auf sich nach unten markant verjüngendem Sockel. Konkaves

Emailzifferblatt mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen.

2 fein durchbrochene, vergoldete Zeiger. Spindelwerk mit 4/4-Stunden-

schlag sowie „Grande-“ und „Petite Sonnerie“ auf 3 Glocken. Leder-

windlade mit Holzzylinder sowie 16 Zinnpfeifen für 8 Melodien beim

Stundenschlag, mit Einstellmechanismus „autre“, „même“ und „silence“.

Ausserordentlich reiche, vergoldete Bronzebeschläge und -applikationen

mit Monogramm DL. Vergoldung restauriert. Zifferblatt leicht bestossen.

55x28x159 cm.

Restaurierter und revidierter Erhaltungszustand (Rechnung vom 22.3.2016

liegt bei).

Eine sehr ähnliche Pendule mit Musikwerk von Jaquet-Droz wurde in un-

serer März-Auktion 2014 (Katalognr. 1125) verkauft. Eine analoge, jedoch

etwas kleinere und weniger prunkvolle Musikpendule von Jaquet-Droz

wurde in unserer September-Auktion 2014 (Katalognr. 1257) angeboten.

Die Bronzen und das Gehäuse weisen ein Monogramm DI auf. Der

aufwändigen Forschung von A. Chapuis ist es zu verdanken, dass die ältere

Meinung, dass die Bronzebeschläge in Paris gefertigt wurden - oder nach

Lieferung in die französische Metropole dort angebracht wurden, nicht

den Tatsachen entsprach. A. Chapuis identifizierte mehrere sehr begabte

„bronziers“ in der Westschweiz, die mit den Uhr- und Gehäusemachern

zusammenarbeiteten. Unter ihnen galt Daniel Jacot als der talentierteste.

Es ist somit möglich, dass die hier anzutreffenden Bronzen von ihm gefer-

tigt wurden. Siehe hierzu A. Chapuis, Histoire de la Pendulerie Neuchâte-

loise, Paris/Neuchâtel 1917; S. 253-257.

P. Jaquet-Droz stammte aus einer Uhrmacherdynastie und studierte zuerst

Theologie, ehe er sich der Uhrmacherei und Mechanik widmete. In den

1750er Jahren reiste er nach Spanien und Paris, wo er die Bekanntschaft

mit F. Berthoud machte. Aller Wahrscheinlichkeit nach bildete er sich

bei ihm weiter, wodurch er Kontakte zu den wichtigsten Kunsthändlern

knüpfen konnte. Jaquet-Droz war einer der talentiertesten schweizerischen

Uhren- und Automatenhersteller; er fertigte Stutzuhren und Prunk-Pen-

dulen und war auf die Herstellung von Automaten spezialisiert. Mehrere

Pendulen mit Musikautomaten verkaufte er dem spanischen Hof. Nach

seiner Rückkehr führte Jaquet-Droz zusammen mit seiner Familie in

La-Chaux-de-Fonds ein äusserst erfolgreiches Unternehmen mit Filialen

in Paris, Basel und Neuchâtel und einer Kundschaft aus dem gesamten

europäischen Hochadel. Seine wohl bekanntesten Arbeiten sind die „Auto-

maten-Menschen“ im Neuenburger Museum - ein Schreiber, ein Zeichner

und eine Pianistin.

J.F. Leschot wurde 1746 in La Chaux-de-Fonds geboren. Sein Vater

hat ihn schon früh in das Uhrmacherhandwerk eingeführt. Aber sein

spiritueller Vater wurde Pierre Jaquet-Droz, einer der grössten Schweizer

Uhrmacher jener Zeit, welcher ihn nach dem frühen Tod der Mutter

von Jean-Fréderic zu seinem Adoptivsohn ernannte. Leschot lernte bei

Jaquet-Droz sämtliche Kniffe des Uhrmacherhandwerks. Schon bald

vertrat er die Schweizer Uhrmacherkunst im Ausland und zusammen mit

Jaquet-Droz und dessen Bruder Louis beteiligte er sich zwischen 1768 und

1774 an der Herstellung von mehreren Automaten. Zu den namhaftesten

Modellen gehören „l’écrivain“, „la musicienne“ und „le dessinateur“ welche

im Musée d’Art et d’Histoire in Neuchâtel ausgestellt sind. J.F. Leschot

starb am 12. Juni 1824 in Genf.

Lit.: A. Chapuis, Histoire de la pendule neuchâteloise, Neuchâtel 1917; S.

106-114 (biogr. Angaben). A. Chapuis, Pendules neuchâteloises, Neuchâ-

tel/Zürich 1928; S. 113-117. E. Saluz, Klangkunst - Ausstellungskatalog,

Landesmuseum Zürich, 18.7.-27.10.1996; S. 114f. (mit Abb.).

CHF 70 000 / 120 000

(€ 64 810 / 111 110)

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(Detail Werk)