

Louis XVI, sign. E. AVRIL (Etienne Avril, Meister
1774), Innungsstempel, Paris um 1775/80.
Mahagoni kanneliert und profiliert. Rechteckiges, vorstehendes und
mit braunem, goldgepresstem Leder bezogenes Blatt auf stufenförmig
ausgeschnittener Zarge mit kannelierten Säulenbeinen. Front mit breiter
Zentralschublade über der Beinaussparung, flankiert von je 2 Schubladen,
die rechte eine grosse mit Fach und Kassette bildend. Gleiche, jedoch
blinde Einteilung auf der Rückseite. Bronze- und Messingbeschläge sowie
Kannelüren. 146x73x74 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung, Deutschland.
- Auktion Koller Zürich, 24.10.1980 (Katalognr. 1705).
- Privatsammlung, Westschweiz.
CHF 7 000 / 12 000
(€ 6 480 / 11 110)
1203 PRUNK-PORTALPENDULE „A LA FORCE ET LA JUSTICE“,Louis XVI, das Zifferblatt sign. FERDINAND BERTHOUD (Ferdinand
Berthoud, 1727-1807), Paris um 1775/80.
„Carrara+-Marmor sowie matt- und glanzvergoldete Bronze. Portalförmi-
ges Gehäuse mit markantem Adleraufsatz und Terrasse mit 6 blumen- und
früchtebeschmückten Vasen auf kannelierten Säulen mit Bastionssockel
mit den Figuren der „Force“ und der „Justice“ sowie Lorbeerkranz und
Kriegsemblemen, auf gequetschten Kugelfüssen. Emailzifferblatt mit
römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen sowie Angaben für die
„Quantièmes“. 3 teils fein durchbrochene und vergoldete Zeiger. Anker-
werk mit 1/2-Stundenschlag auf Glocke. Ausserordentlich feine Beschläge
und -applikationen. 45,5x18x60 cm.
Provenienz: Privatbesitz, Schweiz.
Eine modellogleiche Pendule ist abgebildet in: E. Niehüser, Die fran-
zösische Bronzeuhr, München 1997; S. 255 (Abb. 1140) sowie bei E.
Dumonthier, Les bronzes du Mobilier National - pendules et cartels, Paris
o.J.; Tafel 17 und bei P. Kjellberg, La pendule française du Moyen Age
au XXe siècle, Paris 1997; S. 202 (Abb. B). Eine weitere, mit identischen
Figuren und analoger Architektur, jedoch geschweiften Säulen, wurde bei
unserer Juni-Auktion 1999 (Katalognr. 1175) verkauft.
F. Berthoud, Sohn eines „justicier“ des Val-de-Travers, lernte die Uhrma-
cherkunst bei seinem Bruder Jean Henri 1741-1745 und gilt als einer der
absolut führenden Uhrmacher der ganzen Uhrengeschichte. Seine Pendu-
len, Taschenuhren und Chronometer gehören zu den besten Arbeiten des
18. Jahrhunderts. Nach seiner Lehre liess sich Berthoud in Paris nieder,
wo er wohl zunächst bei P. de Rivaz tätig war, ehe er mit Julien Le Roy zu-
sammenarbeitete. 1764 wurde er Mitglied der „Royal Society“ in London
und erhielt den Titel „Horloger Mécanicien de Sa Majesté et de la Marine
ayant l‘Inspection de la Construction des Horloges Marines“. Es folgte die
Mitgliedschaft in der Kommission für die Gründung einer königlichen Uhr-
macherwerkstatt, nach der Französischen Revolution die Aufnahme in die
„Jury chargé de décider les questions relatives au nouveau système horaire“
(1793). Zudem wurde er 1804 zum „Chevalier de la Légion d‘Honneur“
ernannt. Die grosse Bedeutung von F. Berthoud, der für die Herstellung
von Standuhren in geschweifter Louis-XV-Form fast immer Gehäuse
von F. Lietaud verwendete, liegt nicht nur in seiner regen Tätigkeit als
Uhrmacher und Mitglied von Kommissionen zu Fragen der Zeitmessung,
sondern auch in seinen beeindruckenden Schriften zur Konstruktion und
Entwicklung von Uhrwerken. Seine ersten theoretischen Arbeiten über
eine „pendule à équation“ wurden bereits 1752 durch die „Académie des
Sciences“ anerkannt. Zwei Jahre später veröffentlichte er neue Erkennt-
nisse zu den „horloges marines“, die in einem königlichen Auftrag für eine
Pendule für die „Salle du Conseil“ in Versailles gipfelte. Ab 1766 war er
der einzige Hersteller der „horloges et montres marines“ der königlichen
Flotte. Sein Werk „Traité des Horloges Marines“ wurde mit Hilfe eines
königlichen Kredites gedruckt; Louis XVI kaufte ihm für 30‘000 Livres
„l‘intégralité de ses outils et horloges“ ab, überliess ihm aber die Verwen-
dung der Stücke. Die ungemein aufwendige Produktion seiner Pendulen,
die nicht nur durch die Qualität des Werkes, sondern auch durch jene des
Gehäuses und der Bronzen bestechen, liess eine jährliche Herstellung von
ca. 30 bis 50 Objekten zu. Nachdem F. Berthouds Neffe die Führung des
Ateliers übernommen hatte, wurde die Produktion erhöht.
CHF 9 000 / 14 000
(€ 8 330 / 12 960)
Möbel & Kunstgewerbe |
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