

Empire, aus einer
Pariser Meisterwerkstatt, der Entwurf L.E. BATAILLE (Laurent Edme
Bataille, gest. 1819) zuzuschreiben, die Bronzen von P.P. THOMIRE
(Pierre Philippe Thomire, 1751 Paris 1843), mit Etikette PE (für Prince
Eugène) GARDE MEUBLE DE MUNICH (Nr.) 18, um 1802/05.
Mahagoni geflammt. Rechteckiges, schiebbares und vorstehendes Blatt
auf gerader Zarge mit markanten Vierkantbeinen. Herausziehbare, ab-
klappbare Schublade, als Schreibunterlage innen mit grünem, mit Bienen
goldgepresstem und wohl originalem Leder bezogen, über 3 nebeneinan-
der liegenden Schubladen. Seitlich je 1 entsprechend bezogenes Auszugs-
tablar. Ausserordentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge
und -applikationen. 145x88x(offen 120)x90 cm.
Provenienz:
- Einst Besitz von Eugène de Beauharnais (1781-1824), Adoptivsohn von
Kaiser Napoleon, Vizekönig von Italien (1805-1814) und Schwiegersohn
vom König von Bayern. Nach dem Sturz Napoleons als Herzog von
Leuchtenberg und Prinz von Eichstatt (ab 1817), aller Wahrscheinlichkeit
nach stand das Möbel ursprünglich im Hôtel de Beauharnais in Paris und
später im Palais Leuchtenberg in München.
- Auguste de Beauharnais (1810-1835), Sohn von Eugène, Zweiter Prinz
von Eichstatt.
- Maximilian de Beauharnais (1817-1852), Bruder von Auguste, Dritter
Herzog von Leuchtenberg, Dritter Graf von Navarra. Prinz Romanowsky.
- Théodolinde de Beauharnais (1814-1857), Prinzessin von Leuchtenberg,
Gemahlin von Graf Wilhelm von Württemberg.
- Durch Erbfolge in Adelsbesitz, Deutschland.
Das hier angebotene Möbel ist abgebildet und beschrieben in: U. Leben,
Empire Style - The Hôtel de Beauharnais in Paris, London 2016; S. 58.
1814 besass Eugène de Beauharnais diverse bedeutende Residenzen in
ganz Europa, so unter anderem ein Hôtel in Paris, das er 1818 dem König
von Preussen verkaufte, Schloss Malmaison und eine Villa in Monza,
die er von seiner Mutter Joséphine erbte. Einen Teil der Möbel dieser
Residenzen liess er zwischen 1815 und 1821 nach München in ein Depot
senden, um das 1817 von Leo von Klenze entworfene Palais Leuchtenberg
nach dessen Fertigstellung zu möblieren. Das Inventar dieser Möbel ist
verloren - es sind - neben dem hier angebotenen Bureau - lediglich zwei
weitere Möbel mit der Etikette PE//GARDE MEUBLE DE MUNICH//
Nr bekannt; ein rundes Gueridon, das sich im Musée de Malmaison
befindet, besitzt die gleiche Etikette und Nummer 92 sowie eine bedeu-
tende, neapolitanische Konsole mit „Pietra Dura“-Plateau, heute Teil
der Sammlungen der Ermitage in St. Petersburg. Dieses Möbel ist in
den Inventaren von 1814 für das Château de Malmaison im „grand salon“
und 1824 im „cabinet attenant à la chambre du Prince Eugène“ im Palais
Leuchtenberg erwähnt. Das hier angebotene Bureau Mécanique war also
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ursprünglich Teil der
Sammlungen des Hôtel de Beauharnais. Stilistisch muss es - aufgrund
der ausserordentlich strengen Formgebung - in die ersten Jahre des 19.
Jahrhunderts datiert werden und als „gewagte“ Weiterentwicklung der
königlichen Zylinderbureaus des 18. Jahrhunderts betrachtet werden. Der
Ebenist des hier angebotenen Möbels ist quellenmässig nicht eruierbar. Es
sind jedoch analoge Möbel bekannt. Vor allem die Werkstatt von F.H.G.
Jacob-Desmalter war für „tables mécaniques“ und analoge Schreibmöbel
bekannt. Sie schuf zum Beispiel 1808 das Bureau für Kaiser Napoleon im
Château de Compiègne, ausserdem fertigte Desmalters Sohn Alphonse in
den 1820er Jahren einen vergleichbaren Tisch, der in unserer Juni Auktion
1996 verkauft wurde (Katalognr. 1183). In unserer Juni-Auktion 1996
präsentierten wir ein Bureau-Plat (Katalognr. 1151), das nahezu identische
Vierkantbeine und eine analoge Formgebung besass wie das Ruhebett und
das hier angebotene Bureau. Das Inventar des Ateliers von P.P. Thomire,
das um 1815 erstellt wurde, erwähnt diverse Bronzebeschläge „un trophée
et une palme pour bureau Eugène, prisé 24 francs“, welche allesamt auf
dem hier angebotenen Möbel vorzufinden sind. Es erscheint demnach
sinnvoll, diese Beschläge dem wohl bedeutendsten Bronzier der Empi-
re-Epoche zuzuschreiben. Das hier angebotene Bureau Mécanique ist aller
Wahrscheinlichkeit nach ein „meuble de commande“ und zurückzuführen
auf einen Entwurf des Architekten L.E. Bataille, der zwischen 1803 und
1806 die Renovation des Hôtel de Beauharnais durchführte. Dabei orien-
tierte er sich - die Quintessenz des „goût grec“ des frühen 19. Jahrhunderts
umsetzend - an das Credo des Malers Jacques David aus dem Jahre 1799;
„Nous cherchons à imiter les anciens dans le génie de leurs conceptions,
la pureté de leur dessins, l‘expression de leurs figures et les grâces de leurs
formes“. Eugène de Beauharnais wurde am 3. September 1781 in Paris
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