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Max Fahrländer (1891-1953) – ein Schweizer Sammler

Nichts deutete darauf hin, dass aus Max Fahrländer dereinst ein passionierter Sammler von Schweizer Bauernkeramik,

europäischen Fayencen und Porzellan werden sollte. Geboren am 28. Juli 1891 als drittjüngster von sechs Söhnen des Oberst

Arthur Fahrländer (1850-1914), wuchs er in Bern auf und absolvierte die Handelshochschule St. Gallen. Nach einer Banklehre

begann er das Studium der Nationalökonomie und promovierte 1919 über

«Das Volksvermögen der Schweiz».

Zunächst als Verbandssekretär der Basler Bandfabrikanten und des Basler Volkswirtschaftsbundes tätig, trat er 1925 in die Firma

Sandoz ein, wo er verschiedene leitende Funktionen bis zum Direktor innehatte. Zahlreiche Geschäftsreisen führten ihn ins nahe

Ausland, aber auch nach Nord- und Südamerika. Sein ausgeprägtes Interesse an Politwissenschaften konnte er von 1923-1925 als

Mitglied des Grossen Rates von Basel in die Praxis umsetzen und führte zudem verschiedene Verwaltungsratsmandate aus.

Max Fahrländer war eine sehr aktive und viel beschäftigte Person. Er war zudem ein unruhiger und gehetzter Geist mit einem

trockenen Humor, der seine feineren Seiten mit Ironie und Sarkasmus kaschierte. Ein Ruhepol bot ihm seine lebhafte und

kulturell interessierte Gattin Dora, die ihm die nötige Häuslichkeit schuf. Im offenen Haus am Hackberg in Riehen pflegte

das Ehepaar einen breiten Freundeskreis. Nebst den Freunden eines Lesezirkels kamen Freundschaften mit dem Maler A.H.

Pellegrini und den Musikern Adolf Busch und Rudolf Serkin hinzu. Letztere musizierten oft am Hackberg und bewahrten auch

nach ihrer Emigration in die USA ein inniges Verhältnis zur Familie Fahrländer.

Es war wohl der Verdienst seines Freundes Pellegrini, dass Max Fahrländer zunächst tastend begann, Bilder zu sammeln. Später

kamen Werke von Hans Purrmann und Maurice de Vlaminck dazu. Zu seiner wahren Sammelleidenschaft fand er jedoch

erst nach dem Kauf eines Chalets im Berner Oberland im Vorkriegsjahr 1938. Das von ihm ausgebaute Ferienhaus wurde der

Familie in den bedrohlichen Zeiten des Zweiten Weltkriegs zu einem eigentlichen «Reduit». Max Fahrländer schöpfte Kraft für

seine vielfältigen Engagements auf Bergtouren mit seinen Oberländer Freunden und bestieg mit ihnen alle Gipfel der Berner

Alpen. Als Auslandsreisen während des Krieges erschwert waren, widmete er seine ganze Energie der Ausschmückung seines

Zweitwohnsitzes.

Mit der Bauernkeramik des 17. und 18. Jahrhunderts, insbesondere Langnau und Heimberg, begann seine Sammeltätigkeit, die

bis heute in einer der umfangreichsten Privatsammlungen auf diesem Gebiet fruchtete.

Auf seinen Geschäftsreisen nach Prag, Paris oder Mailand blieb neben der Hektik der Geschäfte doch immer Zeit zum

Aufsuchen von Antiquitätengeschäften. 1946 trat er dem Verein „Freunde der Schweizer Keramik“ (heute „Keramikfreunde der

Schweiz“) bei. Wenig später stellte er seine grosse Erfahrung in geschäftlicher Hinsicht diesem Verein als Sekretär zur Verfügung

und wurde 1952 zum Präsidenten gewählt. Seine Ziele in diesem Amt waren klar formuliert: eine gesunde finanzielle Basis

der Vereinskasse, freundschaftlicher Verkehr mit allen Keramiksammlern und Kunstfreunden, Ausbau des Mitteilungsblattes

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