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3 Sanctus Benedictus ruht in sich In einer antikisierenden Architekturnische steht der heilige Benedikt als aufrechte, in sich ruhende Figur. In seiner Rechten hält er sein At­ tribut, die Rute, in seiner Linken ein Buch. Darstellungen dieses Ty­ pus’ kannten – ausgehend von Lorenzo Ghiberti – zahlreiche italieni­ sche Vorläufer, die in Fresken und Tafelbildern immer wiederkehrten. Der weiche Schwung seiner Mönchskutte mit ihren weiten Ärmeln und der leicht geneigte Kopf machen den Heiligen in der strengen Umgebung zugänglich. Sein charaktervoller Kopf und der in seiner Ernsthaftigkeit ruhig amBetrachter vorbei in die Ferne führende Blick erscheinen lebensnah und weltfremd zugleich. Benedictus bannt die Blicke des Betrachters, obwohl nur sein Kopf und seine Hände indi­ viduell gezeigt werden. Der Künstler lädt den Betrachter ein, sich mit demSchicksal des Dargestellten zu befassen. Die ‹Regula Benedicti›, die sich auf Vorbilder der altrömischen Gesellschaft stützt, bildet die Grundlage des abendländischen Mönchtums. Die schmale Bildtafel könnte einen Sakristeischrank oder ein Altarretabel geschmückt haben. Da die Mönchskute nicht wie bei den Benediktinern üblich schwarz, sondern weiss gehalten ist, kann die Entstehung des Bild­ werks im Auftrag eines benediktinischen Ordenszweiges vermutet werden, etwa der Kamaldulenser oder der Olivetaner. Neue kunst­ historische Untersuchungen weisen das faszinierende Bild dem jun­ gen Filippino Lippi zu, der es wohl zu Beginn seiner Partnerschaft mit Sandro Botticelli als voll ausgebildeter Maler und neues Mitglied der Florentiner Malerzunft um 1472–75 gemalt hat. Filippino Lippi (1457−1504). Heiliger Benedikt. Um 1472/75. Öltempera auf Holz. 63,3 × 23,3 cm. Schätzung: CHF 40 000/60 000 Vorschau auf die Auktion Gemälde Alter Meister vom 26. März 2021 FÜR WEITERE INFORMATIONEN GEMÄLDE ALTER MEISTER Karoline Weser weser@kollerauktionen.ch ONLINE-KATALOGE www.kollerauktionen.ch

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