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Photographie

| Klassische Photographie

Durchaus ungewöhnlich für das Werk Richard Avedons verdankt sich die vorliegende Arbeit einem kommerziellen Auftrag für die

Versicherungsgesellschaft Winterthur International. Die gedruckte Anzeige mit demTitel „ARCHBISHOP DESMONDM. TUTU“ wurde

von der Werbefirma McCann-Erickson, Genf initiiert und imAugust 2001 veröffentlicht. Der südafrikanische Menschenrechtsaktivist

Desmond Mpilo Tutu wurde 1931 in Klerksdorp, Südafrika geboren. 1984 erhielt er den Friedensnobelpreis für seinen unermüdlichen

Kampf gegen die Rassenungleichheit imZuge der Apartheid. Unter dem Leitmotiv „Of course, faith is a risk - but one I would never risk

living without“ erschien die vorgenannte Kampagne der Winterthur Versicherung. Tutu wurde 1984 der erste schwarze anglikanische

Bischof von Johannesburg. In den Jahren 1986 bis 1996 lehrte und predigte er als Erzbischof von Kapstadt und Primas der Church

of the Province of South Africa. Insbesonders Tutus Rolle in der Palästinenserfrage, demZweiten Irakkrieg, für die Anerkennung der

Homosexuellen in Afrika sowie zuletzt seine pointierten Kritiken gegen den ANC (Afrikanischer Nationalkongress) zeichnen sein politi-

sches Engagement aus.

„Archbishop Desmond Tutu; a radiant personality despite decades of tireless fighting“ (Richard Avedon, Book of Experts, Bildindex).

Richard Avedons Portraits sind zumeist nicht durch kommerzielle Gesichtspunkte geleitet, sondern von persönlicher Überzeugung.

„Avedon‘s portrait work constitutes a modern-day pantheon of many of the major artistic, intellectual, and political figures of the late

twentieth century, and, as such, it belongs to the time-honored tradition of public portratiure. Much like the great nineteenth-century

French photographer, Nadar, whose telling portraits of rare individuals captured the creative genius of his generation, so Avedon, a cen-

tury later, collected the key players and directed them in a brilliant portrait of an era that was questioning, unruly, and self-consciously

alive.“ (Philippe de Montebello in Richard Avedon Portraits, Vorwort).

Richard Avedon fasst in seinem kontrastreichen Portrait die Stimmung der charaktervollen Persönlichkeit konzentriert auf. Der Blick

ist dem Betrachter entgegen gerichtet, die Hände sind vor demMund zumGebet verschränkt. Die Konturen des Körpers haben sich

in Luft aufgelöst - die dunkle Montur ist mit demHintergrund verschmolzen. Eine transzendete Vereinigung von Bild und Person hat

stattgefunden, der Körper des Portratierten scheint wie ein Geist in der Luft zu schweben. Einzig in seinen Augen erblickt man die

Reflektion der Blitzlichter der Kamera durch die ausführende Hand des Photographen, was uns wieder auf den Boden der Realität zu-

rückkehren lässt. Diesen Blick werden wir freilich nicht mehr vergessen.

„Of course, faith is a risk -

but one I would never risk living without.“

Archbishop Desmond M. Tutu