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PostWar & Contemporary
3477* KEITH HARING(Reading/Pennsylvania 1958 - 1990 New
York )
Red, Yellow, Blue #22. 1987.
Acryl und Öl auf Leinwand.
Verso signiert, mit dem Künstlersignet,
betitelt, datiert und gewidmet: RED-YEL-
LOW-BLUE #22 Jan. 12. 87 K. Haring FOR
FERDINAND Keith.
75 x 75 cm.
Provenienz:
- Tony Shafrazi Gallery, New York (verso mit
dem Etikett).
- Ehemals Sammlung André Heller (verso
Widmung an Hellers Sohn Ferdinand).
Keith Haring wird 1958 in Reading Pennsyl-
vania geboren und lernt bereits früh zu
zeichnen. Durch seinen Vater, einen Inge-
nieur und Amateur-Karikaturist, findet er
schnell Gefallen an Cartoons. Sein Studium
an der Ivy School of Professional Art in
Pittsburgh bricht er schnell ab, da er keiner
Karriere als kommerzieller Grafiker nach-
gehen will. Nun sicher, dass er sich ganz
seiner Kunst verpflichten will, zieht er 1978
nach New York und schreibt sich an der
School of Visual Arts ein. Dort trifft Haring
auf eine blühende Kunstszene und lernt
schnell andere Künstler wie Andy Warhol,
Jean-Michel Basquiat, Kenny Scharf und
Madonna kennen.
Neben der Energie dieser Szene, ist er
inspiriert von Künstlern wie Jean Dubuffet,
Pierre Alechinsky und Christo. Er findet
schnell zu seinem unverkennbaren Stil:
dem grafischen Ausdruck, den vorwiegend
starken schwarzen Linien, den lebendi-
gen Farben und der Kunst im öffentlichen
Raum. Auch wenn er im Studiummit
Performance Kunst, Video und ande-
ren Medien experimentiert, so bleibt die
Zeichnung sein primäres Medium. In den
frühen 1980er Jahren nutzt er die schwar-
zen Tafeln in der U-Bahn, um unablässig zu
zeichnen. Diese „Subway drawings“ helfen
ihm, Gedanken und Ideen zu verarbeiten.
1981 stellt Haring erstmals alleine in der
Wesbeth Painters Space aus, 1982 folgt
eine Einzelausstellung bei Tony Shafrazi
in New York. Gleichzeitig nimmt er an der
documenta 7 in Kassel, der Sao Paulo Bi-
ennale und der Whitney Biennale teil. Die-
ser Erfolg zeigt sich auch in seinen grossen
öffentlichen Werken, beispielsweise Uhren
Designs für Swatch oder eine Kampagne
für Absolut Vodka.
Nachdem 1988 AIDS diagnostiziert wird,
gründet er im darauf folgenden Jahr die
Keith Haring Foundation, die Finanzierung
und Bildmaterial an AIDS Organisationen
gibt sowie Programme für Kinder. Auch
widmet sie sich der Erweiterung des Pub-
likums für seine Werke durch Ausstellun-
gen, Publikationen und der Lizensierung
seiner Bilder. Viele seiner späten Arbeiten
nutzt er, um auf AIDS aufmerksam zu
machen.
Mitte der 80er Jahre verbringt Haring
einige Zeit in Paris, wo er unter anderem
oft imAtelier seines Freundes George
Condo arbeitet. Condo arbeitet in diesen
Jahren an seinen erweiterten Leinwänden,
endlos automatische Werke, in denen er
jegliche freie Leinwand mit kleinen Figuren
und anderen Objekten füllt. Auch Keith ist
beeinflusst von diesen Bildern und dieser
Kompositionsform und arbeitet an einigen
dicht gearbeiteten Werken. Über diese
Zeit in Paris schreibt Condo: „Keith er-
schloss sich gerade eine neue Richtung in
der Malerei, und es war für ihn interessant
nach Paris zu kommen. Er dachte ein biss-
chen über Calder-ähnliche, Léger-ähnliche
grosse Farbflächen nach, die er dann mit
Zeichnungen bedeckte, wobei er weissen
Raum um die Formen liess…er begann,
bestimmte Bilder mit anderen zu kombi-
nieren, brach die Ränder ein bisschen und
liess sie eher gemalt und weniger grafisch
aussehen…Er machte ein paar Sachen im
Stil der kubistischen Periode, brachte aber
dann seinen graffiti-ähnlichen Ansatz ein.
Keith wollte die abstrakte Sprache von
Léger, Kandinsky, Klee erhalten und unbe-
dingt die Schwarz-Weiss-Skulpturen von
Dubuffet“ (zit. George Condo, in: Ditch,
Jeffrey/Geiss, Susanne/Gruen, Julia: Keith
Haring. New York 2008).
Diese neuen Ansätze und Einflüsse sind in
unserem hier angebotenen Werk und der
ganzen Serie „Red Yellow Blue“ sehr deut-
lich. Die Serie hat er vom 11. bis 13. Januar
1987 gemalt, sie umfasst 26 Bilder, die
später in der Tony Shafrazi Gallery in New
York gezeigt wurden. Unser Bild kommt
kurze Zeit später, zur Geburt von André
Hellers Sohn, in dessen Sammlung und
trägt deshalb verso die Widmung „FOR
FERDINAND Keith“.
CHF 300 000 / 400 000
(€ 277 780 / 370 370)