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PostWar & Contemporary
3490* ANDREAS SLOMINSKI(Meppen 1959 - lebt und arbeitet in Berlin
und Hamburg)
Ohne Titel (Windmühle).
Holz, Metall und Klebefolie.
111 x 111 x 47,5 cm.
Provenienz:
- Galerie Linding in Paludetto, Nürnberg.
- Dort vom jetzigen Besitzer 1999 erwo-
ben, seitdem Privatsammlung Italien.
Andreas Slominski gehört zu den aus-
sergewöhnlichsten Objektkünstlern der
Zeitgenössischen Kunst in Deutschland.
1959 in Meppen geboren, bricht Slominski
sein Philosophistudium ab, um zwischen
1983 und 1986 an der Hochschule für
Bildende Künste in Hamburg zu studieren.
Nach einer Professur in Karlsruhe kehrt
er 2004 als Nachfolger von Franz Erhard
Walther an die Hamburger Hochschule
zurück. Neben zahlreichen Einzel- und
Gruppenausstellungen, nimmt er 1997
an der Biennale in Venedig teil. Zudem
wird Slominski mit zahlreichen Preisen,
wie dem Karl-Ströher Preis, dem Edwin-
Scharff-Preis und dem Lichtwark-Preis,
ausgezeichnet.
Er wird bekannt durch seine Tierfallen – in
den 1990er Jahren noch kleinere Skulp-
turen, dann aber raumgreifende Installa-
tionen. Es sind funktionierende Tierfallen,
die Slominski aus vielen Einzelteilen baut,
mit ironischen oder zweideutigen Details
ausschmückt und den Betrachter immer
wieder vor die Frage stellt, ob es sich
tatsächlich um eine Tierfalle handelt, ob
sie funktioniert und was mit einem selbst
geschieht, wenn man hineingerät. Es
gelingt ihm aus einemObjekt, das rein gar
nichts mit Kunst zu tun hat, ein Kunstwerk
zu machen. Zum einen durch die bewuss-
te Platzierung in einemMuseums- oder
Galerieraum, zum anderen aber auch, weil
er den Betrachter dazubringt, seine Fallen
unter demAspekt der Kunst anzuschauen.
Er „ … spielt mit unseren Erwartungen an
die Ernsthaftigkeit der Werke, die wir in
diesen „heiligen Hallen“ vorzufinden glau-
ben.“ (zit. Collier Schorr, in: Ausstell.Kat.
Deutsche Guggenheim Berlin. Andreas
Slominski, 20. Februar – 9. Mai 1999, S.
25). Auch motivisch spielt er mit unseren
Erwartungen, indem seine Skulpturen
Gebrauchsgegenstände oder alltägliche
Objekte darstellen und wir beim ersten
Anblick sofort an Marcel Duchamps Rea-
dymades und objet trouvé denken, die es
aber nicht sind. Mit unglaublicher Detail-
liertheit und handwerklichem Können baut
er seine Objekte selbst.
Slominski verführt mit demHumor und
der Leichtigkeit seiner Werke, verliert
dabei aber nie seinen unglaublichen
Scharfsinn. So sind seine Werke nie nur
humorvoll, sondern immer auch tiefgrün-
dig. Eindrücklich wird uns dies bei seinen
Windmühlen, von denen wir eine anbieten
können, vor Augen geführt wie Collier
Schorr erklärt: „Die absichtlich antiquier-
te Ästhetik vieler seiner Tierfallen und
Windmühlen-Installationen (….) vermitteln
das Gefühl einer vergangenen Zeit, einer
scheinbar unverdorbeneren Epoche, in
der das Leben weniger kompliziert war.
Dies ist der Mythos, mit dem Slominski uns
anzulocken weiss, um damit die Gefahren
aufzuzeigen, die blinde Nostalgie in sich
birgt.“ (ebenda, S. 15). In der Tat asso-
ziieren wir mit den Windmühlen, die ein
fester Bestandteil seines Oeuvres sind,
ein ländliches, friedliches Leben, das in der
heutigen Zeit gegenüber der Urbanität
und der schnell fortschreitenden Technik
mehr und mehr zu verschwinden scheint.
CHF 15 000 / 25 000
(€ 13 890 / 23 150)