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Page Background 3218* AIVAZOVSKY, IVAN KONSTANTINOVICH

(1817 Feodosija 1900)

Stürmische See im Abendrot. 1896.

Öl auf Leinwand.

Unten rechts kyrillisch signiert und datiert:

1896. Ebenso rückseitig auf der Leinwand

signiert und datiert: 1896.

68 x 99 cm.

Provenienz:

- Armenischer Familienbesitz, erworben vom

Ururgrossvater direkt beim Künstler.

- Europäische Privatsammlung von obiger Fami-

lie erworben.

Literatur:

Caffiero, Gianni / Samarine, Ivan: Unknown

Aivazovsky, Moskau 2016, Kat. Nr. CS-1896-

004, S. 415, Abb. S. 277.

Das Gemälde wird in das in Bearbeitung

befindliche Werkverzeichnis der Gemälde von

I. K. Aivazovsky von Gianni Caffiero und Ivan

Samarine aufgenommen.

Es ist eine besondere Freude, anlässlich des

200. Geburtstages von Ivan Konstantinovich

Aivazovsky, diese imposante Darstellung der

stürmischen See im Abendrot anzubieten. Das

kürzlich in einer europäischen Privatsammlung

entdeckte Gemälde stellt eine besondere Berei-

cherung für das Oeuvre des russischen Marine-

und Landschaftsmalers dar.

Aivazovsky gelang es, die Naturgegebenheiten

auf eine dramatische und dennoch realistische

Weise einzufangen. Dies formulierte der russi-

sche Kunstkritiker, Wladimir Stassow, treffend

mit den folgenden Worten: „Der Marinemaler

Aivazovsky ist seiner Natur und Begabung nach

ein aussergewöhnlicher Künstler, der vielleicht

wie niemand sonst in Europa die Schönheit des

Wassers lebhaft zu empfinden und auf eigene

Weise wiederzugeben vermag.“ (Stassow, Wla-

dimir: Ausgewählte Werke in 3 Bänden, Bd. 3,

Moskau 1952, S. 669).

Das 19. Jahrhundert wird allgemeinhin als

das Goldene Zeitalter der russischen Malerei

bezeichnet. Die europäischen Stilentwicklungen

prägten auch die künstlerische Entwicklung in

Russland und gegen Mitte des Jahrhunderts lös-

te der Realismus die Romantik ab. Aivazovsky

liess sich davon allerdings nicht beirren und blieb

der romantischen Malweise treu. Er lehnte den

Impressionismus für sich ab, dennoch kann zu

Beginn der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts eine

gewisse Tendenz in der intensiven Farbigkeit

und der Verwendung eines schnellen Pinselstri-

ches beobachtet werden, was im Besonderen in

diesem Gemälde zum Ausdruck kommt.

Aivazovsky wiederholte seine Motive mehrmals,

wobei diese Darstellung einzigartig ist und in

keiner weiteren Ausführung bekannt ist. Zu

Beginn seiner künstlerischen Entwicklung wid-

met sich Aivazovsky der Thematik des Meeres

vorwiegend in ruhiger friedvoller Form, während

vor allem in seiner Reifezeit und im Spätwerk

die dramatische Naturgewalt zum Ausdruck

gebracht wird. Dies zeigt sich eindrücklich in

dieser Komposition. Die wilden Wogen der

bewegten See prallen gegen das felsige Ufer

und türmen sich gegen den Himmel auf, der

untergehenden Abendsonne entgegen. Davor

hebt sich eine Vogelschar in Weiss farblich ab,

die durch ihre Bewegung und Feinheit in der

Malweise eine Unbeschwertheit und Souveräni-

tät vermittelt. Das mit den Wogen kämpfende

Schiff ist als ein Wikingerschiff zu identifizieren.

Die einst als Seeräuber gefürchteten Wikinger

wurden im 19. Jahrhundert romantisiert und als

tapfere Helden der Meere gefeiert. Aivazovsky,

der neben seiner künstlerischen Könnerschaft

auch einen ausgeprägten Geschäftssinn hatte,

dürfte mit diesem Gemälde die russische Seele

direkt angesprochen haben.

CHF 380 000 / 550 000

(€ 351 900 / 509 300)

Gemälde des 19. Jahrhunderts

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