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TAPISSERIE „ESTHER REÇUE PAR ASSUERUS“,Louis XIV,
sign. J. DORLIA und bez. MR D‘AUBUSSON (Manufacture Royale
d‘Aubusson), um 1680. Darstellung der vor Assuerus knienden Esther, ihr
langer Umhang von 2 Gefährtinnen getragen, seitlich des Königs 2 bärtige
Männer. Im Hintergrund links ein Prunkbett mit Baldachin und 3 Perso-
nen, rechts durch ein Fenster sichtbarer Reiter, daneben 2 Soldaten und
Säulen. Feine Blumen- und Blätterbordüre. H 292 cm. B 470 cm.
Provenienz: Aus einer Schweizer Sammlung.
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts richtete man in Felletin erste Ateliers
„de tapisserie de la Marche“ ein, die bald darauf durch die „Manufacture
d‘Aubusson“ ersetzt wurden. Colbert (1619-1683), königlicher Berater am
französischen Hof, verlieh dem Unternehmen den Titel „Manufacture
Royale“, was zur Folge hatte, dass man die Tapisserien mit einer blauen
Webkante versehen durfte, genau wie die Manufakturen von Beauvais und
Gobelins. 1884 wurde in Aubusson die „Ecole Nationale d‘Art Décoratif“
gegründet.
CHF 6 000 / 10 000
EUR 5 600 / 9 300
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BÜSTE DES DUC D‘ORLEANS ALS „HEROS DE CASSEL“,spätes Louis XIV, nach J. PROU (Jacques Prou, 1655 Paris 1706) Paris, 19.
Jh. „Marbre statuaire“. Philippe I d‘Orléans als etwa 60jähriger mit „Allon-
ge“-Perücke und militärischem Gewand, auf profiliertem Sockel. H 85 cm.
Provenienz:
- Partridge Fine Arts, London.
- Privatbesitz, Monte Carlo.
- Privatbesitz, Schweiz.
Eine analoge, weniger fein ausgearbeitete Büste ist heute Bestand der
Kress-Collection in der National Gallery of Art in Washington, USA.
Philippe I, Duc d‘Orléans, wurde 1640 in St. Germain-en-Laye geboren,
war Sohn des Louis XIII und Anna von Österreich und Bruder des Louis
XIV, des späteren „Sonnenkönigs“. Seine Kindheit war überschattet von
den Unruhen in der Zeit nach dem Tode seines Vaters Louis XIII; die
Mutter kümmerte sich um ihn und seinen Bruder nur wenig. Als kleine
Kinder streunten sie oft unbeaufsichtigt am Hofe in Paris umher. 1661 wurde
Philippe zum Duc d‘Orléans ernannt und heiratete Henriette Anne Stuart,
eine Schwester Karls II von England. Die Ehe war allerdings nicht glücklich,
da sich Philippe bald von ihr ab- und den höfischen Jünglingen zuwandte,
und endete 1670 mit dem plötzlichen Tod der Herzogin (vergiftet, gemäss
Saint-Simon), dessen Umstände für einen handfesten Skandal zu Hofe sorg-
te. Im darauffolgenden Jahr heiratete Philippe Elisabeth Charlotte (genannt
Liselotte), Tochter des Kurfürsten von der Pfalz, Karl I Ludwig. Nachdem
er 1667 in Flandern während der „Guerre de Devolution“ mit Auszeichnung
gekämpft hatte, kehrte „Monsieur“, wie der Bruder des Königs genannt
wurde, 1672 ins militärische Leben zurück, errang 1677 einen grossen Sieg
in der Schlacht von Kassel über William von Oranien und erreichte die Ka-
pitulation von St. Omer. Es hiess, der König sei neidisch auf den Erfolg des
Bruders gewesen - jedenfalls befehligte Philippe nie wieder ein Heer. Louis
XIV hielt seinen Bruder von der aktiven Politik und von jedem Einfluss auf
den Staat fern, was bei Philippe zunehmend zu Frustration führte und einen
ausschweifenden Lebensstil zur Folge hatte. Philippe bewohnte in Paris das
Palais Royal, das er zum Ort freigeistiger, weltoffener Entfaltung machte.
Er unterstützte die Theaterkunst und ganz besonders Molière und seine
Truppe. 1701 starb er im Château de Saint-Cloud.
CHF 10 000 / 15 000
EUR 9 300 / 13 900
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