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Konrad Peutinger (1465-1547) gehört zu den wichtigsten Protagonisten an der Schnittstelle von humanistischer Gelehrtenkultur und politischer Macht

im Heiligen Römischen Reich des Reformationszeitalters. Sein Name verbindet sich heute vor allem mit der nach ihm benannten „Tabula Peutingeriana“,

einer in seinem Besitz befindlichen mittelalterlichen Kopie einer antiken Strassenkarte. Als Augsburger Stadtschreiber und Syndikus trat er aktiv in die

Reichspolitik ein. Seit 1488 in Kontakt zu Maximilian I. und Jakob Fugger stehend, zählte er ab 1491 zu deren engerem Berater- und Freundeskreis und

war in die Reformpolitik des Habsburgers ebenso eingebunden wie in die kultur- und geschichtspolitischen Projekte zu dessen Memoria.

In dieser zentralen Rolle erleben wir Peutinger in einem Konvolut bisher unbekannter Quellen, die im folgenden zum Aufruf gelangen. Ergänzt wird das

Konvolut um einen Erstdruck der „Tabula Peutingeriana“. Die umfangreichen handschriftlichen Materialsammlungen Peutingers, die er selbst wie von

ihm beauftragte Berufsschreiber anlegten, blieben in seiner Bibliothek durch einen Fideikommiss mehr als anderthalb Jahrhunderte in Familienbesitz

und kamen 1718 an die Augsburger Jesuiten. Nach den Forschungen der Augsburger Forschergruppe um Jochen Brüning, Helmut Gier, Jan-Dirk Müller

und Bernhard Schimmelpfennig, die sich um die Rekonstruktion der Peutingerschen Bibliothek bemühten, gerieten unmittelbar nach der Übernahme

erhebliche Bestände in englische Sammlungen, überdies wurden zahlreiche Bücher an andere Jesuiteneinrichtungen abgetreten oder verkauft. Im Besitz

von Andreas Felix von Oefele (1706-1780) lassen sich nach seinen Bibliotheksarbeiten in der Jesuitenbibliothek 1743 Materialien Peutingers nachweisen,

ebenso nach der Aufhebung des Jesuitenordens bei Georg Wilhelm Zapf (1747-1810). Zapf hat Handschriftenbände in Einzelteile zerlegt, um sie so besser

verkaufen zu können. Nach der Schliessung des Jesuitengymnasiums in Augsburg 1807 kamen die bedeutenderen Handschriften und Drucke in die

heutige Bayerische Staatsbibliothek München, der Grossteil verblieb in Augsburg und liegt heute in der Stadtbibliothek.

Die hier vorliegenden Schriftstücke tragen keinerlei Provenienzhinweise und konnten mehr als zwei Jahrhunderte nach der sukzessiven Auflösung der

Peutinger-Bibliothek in Schweizer Privatbesitz wieder identifiziert und in ihrer Bedeutung erschlossen werden. Näherhin zerfällt das Konvolut in drei

Einheiten, die hier einzeln zu charakterisieren sind, zum ersten einen Brief und ein Faszikel zum Peutingerschen Kaiserbuch, zum zweiten einen Traktat

über Königtum und Kaisertum und zum dritten um Notizen Peutingers zur Topographie des Römischen Reichs.

Die Lose 531 - 533 werden als Enchères réservées versteigert

Die Objekte werden zunächst einzeln versteigert. Die Zuschläge erfolgen unter Vorbehalt. Danach werden alle drei Lose noch einmal gemeinsam

aufgerufen. Es besteht nun die Möglichkeit, die Gesamtsumme der Einzelzuschläge zu überbieten und damit das Gesamtkonvolut zu erwerben.

Konrad Peutinger als Berater Maximilians I.: Neuenddeckte Quellen

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