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1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“,Louis XV,
Paris um 1740/45.
Buche mouluriert sowie fein beschnitzt mit Muscheln, Blumen, Blättern
und Zierfries sowie vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnit-
tener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende
und ganz überpolsterte Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf
geschweiften -stützen. Hellbeiger Seidenbezug mit bunten Blumen und
Blättern sowie dekorativem Nagelbeschlag. Sitzkissen. 70x58x45x106 cm.
Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.
CHF 8 000 / 14 000
EUR 7 400 / 13 000
1096*
KOMMODE,Louis XV, sign. M. CRIAERD (Mathieu Criaerd,
Meister 1738), Paris um 1745/55.
Rosen- und Veilchenholz sowie Palisander gefriest. Allseitig ausseror-
dentlich fein eingelegt mit Rautenmuster, Diamantspitz und Zierfries.
Geschweifter, trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen Eckstol-
len auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen. Front mit
2 Schubladen ohne Traverse. Ausserordentlich feine, matt- und glanz-
vergoldete Bronzebeschläge und -sabots. Profilierte, reparierte „Griotte
Rouge“-Platte. 115x54x88 cm.
Provenienz:
- Aus einer französischen Sammlung.
- Auktion Koller Zürich, 22.6.2006 (Katalognr. 1162).
- Privatbesitz, Schweiz.
Feine Kommode von bestechender Qualität, die typischen Merkmale des
M. Criaerd offenbarend: elegante Formgebung, die akkurate Marketerie
mit Diamantspitzen sowie die ausserordentlich feinen Bronzebeschläge.
M. Criaerd war einer der bedeutendsten Ebenisten seiner Zeit und
bekannt für die Herstellung exquisiter Lackmöbel. Er wurde etwa 1689 als
Sohn von Jean Criaerd geboren und stammte ursprünglich aus Brüssel. Der
genaue Zeitpunkt seiner Ankunft in Paris ist nicht bekannt. Der Ehever-
trag mit der aus einer Ebenistenfamilie stammenden Jacqueline Godelart
belegt aber M. Criaerds Tätigkeit als Möbelhersteller in Paris. Das Paar
hatte zwei Söhne, die ebenfalls im Atelier ihres Vaters arbeiteten. 1783 er-
hielt M. Criaerd die Meisterwürde und wurde aufgrund seines exzellenten
Rufes als innovativer Hersteller von qualitativ hochwertigen Möbeln einer
der wesentlichsten Ebenisten der Jahre zwischen 1740 und 1760. Die Zu-
sammenarbeit mit dem „marchand-mercier“ Hébert brachte ihm Aufträge
der königlichen Residenzen ein. Zahlreiche Prunkmöbel dieser Paläste
tragen seinen Stempel. 1742/43 lieferte er eine Lack-Encoignure (heute
in den Sammlungen des Musée du Louvre in Paris), für das Appartement
in Choisy, später auch einen (heute verschollenen) Lackschreibtisch. Fünf
Jahre später lieferte er eine Kommode mit Gitter- und Rhomben-Marke-
terie für das Cabinet du Dauphin in Versailles, wo sie heute noch steht.
Zudem belieferte M. Criaerd, wie im 17. und 18. Jahrhundert üblich, die
wichtigsten Kollegen wie A. Gaudreaux oder B. Van Risenburgh. 1770 zog
sich M. Criaerd aus dem Geschäft zurück und verkaufte seinem jüngeren
Sohn Möbellager und Werkzeug für eine Leibrente von 500 L. Sechs
Jahre später starb er im hohen Alter von 87 Jahren in Paris.
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 214-
220 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L‘art et la manière des maîtres ébénistes
français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 53/54 (biogr. Angaben).
CHF 70 000 / 120 000
EUR 64 800 / 111 100
Möbel & Antiquitäten |
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