

Meissen,
Modell von Johann Friedrich Eberlein, um 1747.
Ovale Form mit Reliefbordüre von Kartuschen auf einem Flechtmuster-
grund mit alternierenden Gitterwerkfeldern, sog. Alt-Brandensteinrelief.
Darauf in Relief Blütenzweige farbig staffiert. Bemalt mit Holzschnittblu-
men, dazwischen verstreute Artischoken, eine Zitrone und ein Rettich.
Der Deckel mit Erdbeerknauf. Unterglasurblaue Schwertermarke.
L 16 cm. Knauf am Ansatz mit alter Restaurierung.
Provenienz: Privatsammlung, Zürich.
Heinrich Graf von Brühl (1700-1763), sächsisch-polnischer Premierminister
und seit 1733 Oberleiter der Meissener Manufaktur, war als Repräsentant
des sächsischen Hofes bereits seit 1730 für die Feste am Hof Augusts des
Starken zuständig. Sein Palais in unmittelbarer Nähe des Residenzschlos-
ses - auf einer Ansicht von Canaletto (1722-1780) zu sehen - war Mittel-
punkt des gesellschaftlichen Lebens in Dresden, das im Laufe der 1740er
Jahre diverse Erweiterungen erhielt durch einen Pavillion, kurz darauf eine
Bibliothek und schliesslich eine Gemäldegalerie. Es ist davon auszuge-
hen, dass dieses Service für die Festbankette in dieser Galerie in Auftrag
gegeben wurde.
Das Service mit ‚Gräffl. Brühlschen Dessein‘ gehört zu den schönsten
Servicen der Meissener Manufaktur.
Als Modelleur wurde Johann Friedrich Eberlein (1695-1749) beauftragt.
Bereits seit August 1742 hatter er an den Modellen zu diesem Service
gearbeitet, zusammen mit Johann Gottlieb Ehder. Für die aufwendigen
Formstücke zog man J.J. Kändler hinzu. Die Anfertigung der Modelle
zog sich über Jahre hin, da man einer weiteren bedeutenden Bestellung in
der Manufaktur, einem Service mit dem St. Andreas Orden für die Zarin
Elisabeth I. von Russland. 1744/45, Vorrang geben musste.
Unverwechselbares Kennzeichen des ‚Brühl‘schen Allerleis‘ sind die
aufgelegten Früchte, die Reliefbordüre entlang des gewellten Randes jedes
Formstücks und Tellers.
Johanna Lessmann, Das ‚Brühlsche Allerlei‘, in: U. Pietsch (Hrsg),
Schwanenservice. Meissener Porzellan für Heinrich Graf von Brühl, 2000,
S.106-118.
Das Service setzte sich aus einem grossen Speiseservice und einem
Dessertservice mit nahezu 2000 Teilen zusammen, dazu gehörte auch ein
Kaffeeservice mit 203 Teilen, wie in dem Nachlassinventar des Grafen
Brühl zu lesen ist und zu dem diese Zuckerdose (‚6 Zuckerbüchsen‘) wohl
gehört haben muss. (op.cit.S.110)
CHF 2 000 / 3 000
(€ 1 850 / 2 780)
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