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Page Background 3060* CAGNACCI, GUIDO

(Sant‘Arcangelo di Romagna 1601 - 1663 Wien)

Lot und seine Töchter.

Öl auf Leinwand.

97 x 114,5 cm.

Provenienz:

Englische Privatsammlung.

Mit einer schriftlichen Begutachtung von Prof.

Wolfgang Prohaska, 13.1.2014, der das Gemälde

im Original untersucht hat.

Guido Cagnacci, der in historischen Quellen als

exzentrischer und eigenwilliger Künstler auf-

geführt wird, ist besonders für seine sinnlichen

Darstellungen des weiblichen Körpers bekannt.

Prohaska hebt hervor, dass für Cagnacci „die

malerische Dialektik zwischen extremem

Naturalismus in der Schilderung von Details

physischer Oberflächen und den in klassischer

Weise gelösten Sitz- oder Standmotiven charak-

teristisch sind. (...) Das Sujet der beiden Töchter

des alten Lot, die um den Fortbestand ihres

Geschlechts fürchteten und daher den Inzest

mit dem Vater vorzogen (Genesis 19:30-38), gab

häufig Anlass zu ambiguen, zwischen Laszivität,

Furcht vor Entdeckung oder nächtlicher Um-

triebigkeit schwankenden Verbildlichungen, in

denen das alte Thema der sexuellen Bedürfnisse

von Alter und Jugend durch die Umkehrung der

aktiven bzw. passiven Rollen gleichsam auf den

Kopf gestellt wird.“

Die zeitliche Platzierung dieses Gemäldes sieht

Wolfgang Prohaska im Spätwerk Cagnaccis am

Ende seines Aufenthaltes in Venedig, kurz bevor

er 1650 dem Ruf Leopold I. an den Wiener

Hof folgte und wo er 1663 verstarb. Stilistische

Vergleiche zieht er dabei mit der „Lukrezia“ in

der Pinacoteca Nazionale in Bologna und der

„Lesenden Madonna“ in der Sammlung Ducrot

in Rom, die allgemein in die fünziger Jahre des

17. Jahrhunderts datiert werden. Prof. Daniele

Benati, der das Gemälde anhand einer Fotogra-

fie studiert hat, vermutet eine Entstehung im

nahen Umfeld von Guido Cagnacci in Venedig.

CHF 30 000 / 40 000

(€ 27 780 / 37 040)

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