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Page Background 3246 DAUMIER, HONORE

(Marseille 1808 - 1879 Valmondois)

Chanteurs de rue.

Öl auf Holz.

25,5 x 33,3 cm.

Provenienz:

- Privatsammlung Mme Esnault-Pelterie, Paris.

- Sammlung Haro.

- Schweizer Privatsammlung.

Ausstellungen:

- Exposition centennale de l‘art français de 1800

à 1889, Paris, 1900, Nr. 173 (verso Etikette).

- Exposition Daumier, Palais de l‘Ecole des

Beaux-Arts, Paris, Mai 1901, Nr. 38.

- Vingt Peintres du XIXe Siècle, Galeries Geor-

ges Petit, Mai 1910, Nr. 45 (verso Etikette).

- Daumier: peintures, aquarelles, dessins, Musée

de l‘Orangerie, Paris, 1934, Nr. 12.

- Exposition Daumier, Pennsylvania Museum of

Art, Philadelphia 1937, Nr. 10.

Literatur:

- Ausst. Kat. Exposition centennale de l‘art

français de 1800 à 1889, Paris 1900, Nr. 173,

S. 199 (chanteurs des rues, à Mme Esnault-Pel-

terie).

- Rouart, L.: Collection de Madame Es-

nault-Pelterie, in: Les Arts, Juni 1906, Nr. 54,

S. 12 (mit Abb.).

- Klossowski, Erich: Honoré Daumier, München

1908, Nr. 215, S. 16.

- Escholier, Raymond: La Vie et L‘Art roman-

tiques. Daumier, peintre et lithographe, Paris

1923, S. 172 (mit Abb.).

- Fuchs, Eduard: Der Maler Daumier, München

1927, Nr. 37, S. 47.

- Maison, Karl-Eric: Honoré Daumier, Catalo-

gue raisonné of the paintings, watercolours and

drawings, London 1968, Vol. I, Nr. II-22, S.

195, Abb. Pl. 188.

- Barzini, Luigi / Mandel, Gabriele: L‘Opera

pittorica completa di Daumier, Milan 1971, Nr.

142.

Das seit langem in einer Schweizer Privat-

sammlung befindliche Werk, „Chanteurs de

rue“, stellt in charakteristischer Manier des

französischen Malers Honoré Daumier fahrende

Musikanten aus der unteren sozialen Schicht in

Paris bei einem Ständchen dar. Mit zärtlicher

Ironie fängt Daumier die Leidenschaft ein, mit

der die Musiker ihre Kunst ausüben. Bereits in

seinem lithographischen Werk griff der Künstler

oft Singende oder Musizierende auf, wobei er

häufig sarkastische Momente einfliessen liess, so

beispielsweise in der Lithographie „Un orchestre

dans une maison comme il faut“ von 1858, in der

ein gähnender Musiker dargestellt ist, während

sich auf der Bühne eine langweilige Szene

abspielt.

1846 zog Daumier in die Nr. 9, quai d‘Anjou auf

der Pariser Ile Saint-Louis. In der darauffolgen-

den Zeit wandte sich der Künstler, der bisher

vor allem für seine lithographischen Karikatu-

ren von Theaterkünstlern und -Aufführungen

bekannt war, der Malerei und insbesondere der

Darstellung der Arbeiterklasse zu. Von dem

überfüllten Dritte-Klasse-Wagen eines Zuges

bis zum Quartiersmetzger schuf Daumier in

seinem malerischen Werk Ikonen des modernen

Zeitalters.

Die markante Erscheinungsform seiner Figuren

lässt einen Vergleich mit anderen Malerpersön-

lichkeiten seiner Zeit und deren revolutionären

Wiedergabe des Alltagsgeschehens zu, so

beispielsweise die Bauern auf dem Feld von

Jean-François Millet (1814-1875). Tatsächlich

verbrachte Daumier 1855 einige Zeit mit Millet

in Theodore Rousseaus Haus in Barbizon. Sein

Gespür für die alltägliche Realität der Arbeiter-

klasse verleiht seinem Werk eine dokumentari-

sche und sozialkritische Dimension, und macht

seine Figuren weniger zu neutralen Protagonis-

ten einer Genreszene als viel mehr zu histo-

rischen Zeitzeugen, wie im hier angebotenen

Werk charakteristisch verdeutlicht wird.

CHF 60 000 / 80 000

(€ 55 600 / 74 100)

Gemälde des 19. Jahrhunderts

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