

(Marseille 1808 - 1879 Valmondois)
Chanteurs de rue.
Öl auf Holz.
25,5 x 33,3 cm.
Provenienz:
- Privatsammlung Mme Esnault-Pelterie, Paris.
- Sammlung Haro.
- Schweizer Privatsammlung.
Ausstellungen:
- Exposition centennale de l‘art français de 1800
à 1889, Paris, 1900, Nr. 173 (verso Etikette).
- Exposition Daumier, Palais de l‘Ecole des
Beaux-Arts, Paris, Mai 1901, Nr. 38.
- Vingt Peintres du XIXe Siècle, Galeries Geor-
ges Petit, Mai 1910, Nr. 45 (verso Etikette).
- Daumier: peintures, aquarelles, dessins, Musée
de l‘Orangerie, Paris, 1934, Nr. 12.
- Exposition Daumier, Pennsylvania Museum of
Art, Philadelphia 1937, Nr. 10.
Literatur:
- Ausst. Kat. Exposition centennale de l‘art
français de 1800 à 1889, Paris 1900, Nr. 173,
S. 199 (chanteurs des rues, à Mme Esnault-Pel-
terie).
- Rouart, L.: Collection de Madame Es-
nault-Pelterie, in: Les Arts, Juni 1906, Nr. 54,
S. 12 (mit Abb.).
- Klossowski, Erich: Honoré Daumier, München
1908, Nr. 215, S. 16.
- Escholier, Raymond: La Vie et L‘Art roman-
tiques. Daumier, peintre et lithographe, Paris
1923, S. 172 (mit Abb.).
- Fuchs, Eduard: Der Maler Daumier, München
1927, Nr. 37, S. 47.
- Maison, Karl-Eric: Honoré Daumier, Catalo-
gue raisonné of the paintings, watercolours and
drawings, London 1968, Vol. I, Nr. II-22, S.
195, Abb. Pl. 188.
- Barzini, Luigi / Mandel, Gabriele: L‘Opera
pittorica completa di Daumier, Milan 1971, Nr.
142.
Das seit langem in einer Schweizer Privat-
sammlung befindliche Werk, „Chanteurs de
rue“, stellt in charakteristischer Manier des
französischen Malers Honoré Daumier fahrende
Musikanten aus der unteren sozialen Schicht in
Paris bei einem Ständchen dar. Mit zärtlicher
Ironie fängt Daumier die Leidenschaft ein, mit
der die Musiker ihre Kunst ausüben. Bereits in
seinem lithographischen Werk griff der Künstler
oft Singende oder Musizierende auf, wobei er
häufig sarkastische Momente einfliessen liess, so
beispielsweise in der Lithographie „Un orchestre
dans une maison comme il faut“ von 1858, in der
ein gähnender Musiker dargestellt ist, während
sich auf der Bühne eine langweilige Szene
abspielt.
1846 zog Daumier in die Nr. 9, quai d‘Anjou auf
der Pariser Ile Saint-Louis. In der darauffolgen-
den Zeit wandte sich der Künstler, der bisher
vor allem für seine lithographischen Karikatu-
ren von Theaterkünstlern und -Aufführungen
bekannt war, der Malerei und insbesondere der
Darstellung der Arbeiterklasse zu. Von dem
überfüllten Dritte-Klasse-Wagen eines Zuges
bis zum Quartiersmetzger schuf Daumier in
seinem malerischen Werk Ikonen des modernen
Zeitalters.
Die markante Erscheinungsform seiner Figuren
lässt einen Vergleich mit anderen Malerpersön-
lichkeiten seiner Zeit und deren revolutionären
Wiedergabe des Alltagsgeschehens zu, so
beispielsweise die Bauern auf dem Feld von
Jean-François Millet (1814-1875). Tatsächlich
verbrachte Daumier 1855 einige Zeit mit Millet
in Theodore Rousseaus Haus in Barbizon. Sein
Gespür für die alltägliche Realität der Arbeiter-
klasse verleiht seinem Werk eine dokumentari-
sche und sozialkritische Dimension, und macht
seine Figuren weniger zu neutralen Protagonis-
ten einer Genreszene als viel mehr zu histo-
rischen Zeitzeugen, wie im hier angebotenen
Werk charakteristisch verdeutlicht wird.
CHF 60 000 / 80 000
(€ 55 600 / 74 100)
Gemälde des 19. Jahrhunderts
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