

| 136
531Peutinger, Konrad. Brief und Faszikel zum
Kaiserbuch: 1. Brief an Kaiser Maximilian I.
Reinschrift von Sekretärshand auf Papier. - 2.
Heft mit Ausarbeitung zum Kaiserbuch. Rein-
schrift von Sekretärshand auf Papier. [Augsburg,
wohl November 1505]. Folio (31,7 x 22 cm.). 1
Doppelblatt und 1 lose eingelegtes Einzelblatt
mit 5 beschriebenen Seiten sowie 8 lose inein-
andergelegte Blatt mit 15 beschriebenen Seiten.
Wasserzeichen Ochsenkopf.
Brief Peutingers an Maximilian I. über seine
Erkenntnisse zur Herkunft der Habsburger und
ein Herrscherlob Maximilians und Philipps.
Peutinger verweist in diesem Schreiben auf eine
Gesandtschaft, die er im Auftrag Maximilians
nach Burgund durchgeführt hatte, bei der er in
Metz das Baptisterium besichtigt habe („vidi ego
Metis cum iussu tuo Caesar Maximiliane...“).
Im Brief bezieht sich Peutinger auf eine Vorstufe
seines berühmten Kaiserbuches, einen Katalog
der Kaiser, Könige und Tyrannen, den er aber
nicht ohne Maximilians Urteil und Zustimmung
publizieren will: „ad quam accedit illa maxima
foelicitas vestra, quod inter legendum adno-
tandumque imperatorum caesarum regnumque
augustorum et tyrannorum catalogum (cuius
elucubraciones prope diem absolvemus quae
tamen vestro gravissimo iudicio purgati et
comprobati in publicum non prodibunt), Illud
compertum habui ...“. Eine ähnliche Passage,
allerdings bezogen auf die Zustimmung von
Celtis und anderen Gelehrten findet sich 1505
im Brief an Celtis, der vor dem 17. September
entstanden sein muss (König, Briefwechsel Nr.
35, S. 62). In dem hier vorliegenden und bei
König nicht erfassten Brief führt Peutinger seine
Erkenntnisse zur Herkunft der Habsburger aus,
die von den Hohenstaufen abstammten, und
geht in ein Herrscherlob Maximilians I. und
Philipps über: Wie Maximilian im Osten gegen
die Türken kämpfe, so Philipp im Westen gegen
die Sarrazenen. Philipp I. der Schöne starb
1506, so dass der Brief vor diesem Datum ge-
schrieben sein muss. Der Brief ist als Reinschrift
auf einem Doppelblatt von einer unbekannten
Hand des frühen 16. Jahrhunderts mundiert,
in einem einliegenden Einzelblatt (f. 2) findet
sich von gleicher Hand f. 2r nochmals der Text
der dritten Seite des Doppelblattes, f. 3r, bricht
aber ab. - Zu diesem Schreiben gehört ein Heft
in Reinschrift: Konrad Peutinger, Imperatorum
caesarum regnumque augusterum et tyrannorum
catalogus: Bericht über den Weg der Habsbur-
ger zum Kaiser- und Königtum, datiert Augs-
burg, 27. November (5. kalendas decembris)
1505 (Titel nach dem beiligenden Schreiben), 8
Blatt, Reinschrift von Sekretärshand. Auch die-
ser Text ist ein an Kaiser Maximilian gerichteter
Bericht (vgl. f. 8r: , ...et quando te Maximiliane
pater tuus Divus Caesar Fridericus Tertius
Augustus‘) und schildert diesem, wie dessen
Vorfahren, die Erzherzöge von Österreich, an
das Kaisertum gekommen sind, eingebettet in
eine Darstellung der Kaiser- und Königsfolge,
beginnend mit Julius Cäsar. Es handelt sich
um eine frühe Fassung des Peutingerschen
Hauptwerkes, des sogenannten Kaiserbuches,
das im schon angegebenen Brief an Celtis aus
dem Herbst desselben Jahres angesprochen
wurde (König, Briefwechsel Nr. 35, S. 62). Der
inhaltliche Bezug wie die Schreiberhand und
gleiche Wasserzeichen machen wahrscheinlich,
dass der obige Text dem Schreiben beigefügt
werden sollte. Schreiben und Ausfertigung
fehlen in der von König verantworteten Ausgabe
der Briefe Konrad Peutingers. Das Konvolut
der Schriften Peutingers für Maximilian aus der
Zeit um 1505 (Datierung des Herrscherkatalo-
ges, Nennung von Maximilian und seinem früh
verstobenen Sohn Philipp) ist der Forschung, die
sich mehrfach und intensiv mit dem Verhältnis
von Maximilian und Peutinger beschäftigt hat,
bisher völlig entgangen, es stammt zudem aus
der ersten Hochphase ihrer Beziehung, über die
wenig bekannt ist. Dass Peutinger Berufsschrei-
ber für seine Zwecke und seine Briefe nutzte,
ist bekannt und spricht in keiner Weise gegen
die Bedeutung der Schriftstücke. Wichtige
Erkenntnisse dürften auch zu Peutingers histori-
schem Hauptwerk, dem Kaiserbuch, und dessen
Bezug zu Maximilian zu gewinnen sein. - Als
frühes Zeugnis sowohl des historiographischen
Hauptwerkes Peutingers wie als an Maximili-
an I. gerichtetes Dossier verdient diese bisher
unbekannte Gruppe von Schriftstücken höchste
Beachtung.
CHF 25 000 / 40 000
(€ 23 150 / 37 040)
532Peutinger, Konrad. Eigenhändiges Traktat von
Konrad Peutinger über das Verhältnis von Kö-
nig- und Papsttum.[Entstanden vor 1519]. Folio
(31,3 x 22 cm.). Sechs Blatt mit 11 beschrie-
benen Seiten. Kordelheftung. Wasserzeichen
Ochsenkopf.
Die zweite hier vorliegende Einheit besteht
aus Konrad Peutingers Abhandlung über das
Verhältnis von Königtum und Kaisertum.
Ausgehend von der Krönung Maximilians
beschäftigt sich Peutinger mit dem Verhältnis
von Königtum, das durch Wahl der Kurfürsten
erlangt wird, und Kaisertum sowie der Rolle
des Papstes bei letzterem und die Frage, welche
Bedeutung die Krönung hat. Nach einem Blick
in die Quellen (Goldene Bulle Karls IV., Briefe
oder Dekretalen Nikolaus II., Innocenz III. und
Clemens V.) diskutiert Peutinger die Positionen
der Rechtsgelehrten, schliesslich untersucht er
antike Schriftsteller zu Königtum und Kaiser-
tum. Intensiv beschäftigt er sich mit den Angrif-
fen italienischer Humanisten auf das Kaisertum,
ein Zug, der nach Jan Dirk Müller typisch für
das Schaffen Peutingers war.Das Gutachten
ist nicht datiert, doch passte es am ehesten in
die Zeit 1504/06, als sich die Sodalitas, der
humanistische Kreis um Peutinger, intensiv mit
diesen Fragen beschäftigte und Peutiger aktiv
an seinem Kaiserbuch arbeitete. Am Rande
verweist Peutinger auf sein Studium in Pavia
1486. Bekannt sind Peutingers Gutachten über
die Kaiserwahl 1519, dieser Vorläufer dagegen
nicht. - Anders als die beiden Schriftstücke der
ersten Einheit lässt sich dieser Traktat eindeutig
einem Schreiber zuordnen. Peutinger, mit des-
sen verschiedenen Schriften sich Harald Spilling
kurz beschäftigt hat (Spilling, Handschriften
des Augsburger Humanistenkreises, S. 75f.),
beherrschte als professioneller Kanzleischreiber
mehrere Schriften, flüchtigere und formiertere,
je nach Anlass und Gebrauchszweck. Vergleicht
man den Traktat mit der Schrift der autogra-
phen Bücherkataloge Peutingers (BSB Clm
4021b, clm 4021c), so sind die Befunde klar:
sowohl vom Gesamtbild wie vom Duktus und
vielen Einzelformen (den manchmal hakenför-
migen Anstrichen der Oberlänge von b, d und
I, den Ligaturen in Haarstrichen von p und zum
nächsten Buchstaben, der durch einen hochge-
zogenen Haarstrich doppelschäftig wirkenden
Oberlänge des d, der ct-Ligatur und dem oft
unter das Mittelband ausgezogenen C, dem
oben oft eingerollten langen s) und einzelnen
Wörtern und der Technik der Randglossen,
die man in den Katalogen wie im vorliegenden
Traktat findet, zeigt sich derselbe Schreiber.
Daher ist dieses Gutachten als eigenhändiges
Manuskript Peutingers mit einzelnen Streichun-
gen, Zufügungen, z.T. nachträglich gefüllten
oder nichtausgefüllten Passagen zu betrachten.
Der neu aufgefundene Text ist von grosser
Bedeutung, zeigt er doch, welche Überlegungen
historischer wie juristischer Natur im direkten
Umfeld Maximilians I. ventiliert wurden, bevor
Maximilian im Bruch mit der historischen Tradi-
tion im Februar 1508 die Kaiserwürde annahm,
ohne in Rom gekrönt zu werden, sich aber der
Zustimmung des Papstes versichert hatte.
CHF 60 000 / 80 000
(€ 55 560 / 74 070)
Autographen |