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3453 DANIEL SPOERRI

(Galati/Rumänien 1930 - lebt und arbeitet

in Wien)

Die Spieler. 1985.

Bronze. Skulptur bestehend aus 7 Figuren

und einem Ball.

Jeweils mit der eingeritzten Signatur:

Daniel Spoerri, sowie der eingeritzten

Nummerierung: 3/8.

Höhe jeweils ca. 150 cm.

Wir danken dem Künstler und Frau Barbara

Räderscheidt für die Bestätigung und

freundliche Unterstützung.

Provenienz: Privatsammlung Schweiz.

Literatur: Violand-Hobi, Heidi E.: Daniel

Spoerri. Biographie und Werk, München

1998, S. 120.

„Ich will nie etwas – ich lasse geschehen“.

Daniel Spoerris Neugierde am Leben

treibt ihn stetig auf die Suche nach Erneu-

erungen und dies nicht nur in der Kunst.

Wohl mag diese Tendenz daherkommen,

dass er sich selbst als heimatlos bezeich-

net. Daniel Spoerri wird in Rumänien ge-

boren. Sein Vater, Rumäne, kommt 1941

durch die Nationalsozialisten ums Leben,

woraufhin die Mutter mit ihrem Sohn in

die Schweiz, ihr Heimatland, flüchtet. Dort

schliesst Spoerri eine kaufmännische

Lehre ab und studiert einige Jahre später

in Zürich an der Theatertanzschule, wo er

ein Stipendium für ein Ballettstudium in

Paris erhält. In Bern ist er anschliessend

am Stadttheater als Solotänzer engagiert.

1956 übernimmt er die Inszenierung von

einemAvantgardestück Picassos. Von

nun an ist Daniel Spoerri von zahlreichen

Künstlern, Regisseuren und Dichtern

umgeben. 1959 zieht er nach Paris, wo

er Mitunterzeichner des Manifests des

“Nouveau Réalisme“ ist und sein Marken-

zeichen entfaltet: das Fallenbild, das er in

den nächsten 50 Jahren in unterschiedli-

chen Variationen weiterentwickelt. Seine

„Tableaux piège“ zeichnen sich durch eine

Assemblage von Alltagsobjekten wie

Tellern, Besteck und Gläsern aus, welche

mit „Zufall mit Hintersinn“ entstehen. Ein

Spiel mit der Wirklichkeit, indem er ver-

sucht nachvollziehbare Konstellationen zu

vermeiden, da diese beim zweiten Anlauf

sonst an Spannung verlieren. Hingegen

bleibt ein Werk lebendig, solange das Mys-

teriöse hervorsteht.

In der Toskana, in der Nähe des Monte

Amiata, wird im Jahr 1997 der bekannte

Skulpturengarten, Il Giardino di Daniel

Spoerri. Auf einem 14 Hektar grossen

Gelände stellt Daniel Spoerri seine Kunst-

werke aus sowie die Sammlung von seinen

nahestehenden Künstlerfreunden. In den

letzten zwanzig Jahren ist sein Skulptu-

rengarten rapide gewachsen, circa 100

Installationen von 55 unterschiedlichen

Künstlern sind in dieser paradiesischen

Landschaft zwischen Olivenbäume, Zyp-

ressen und wilden Wiesen zu entdecken.

Oberhalb eines Hügels ist eine Edition

der Spieler aufgestellt, von denen wir die

dritte aus einer Auflage von 8 vollständig

anbieten: die sieben Skulpturen, die auch

als autarke Werke funktionieren, stehen

jeweils auf einem Kreis als Unterkörper,

und die Hutköpfe sind mit einfachen

Mitteln personifiziert. Zusammen sind

sie wie “Zirkusakteure“, die anscheinend

ohne grossen Erfolg um einen Ball, den

„Weltball“, kämpfen. Die Teilnehmer des

Spiels identifiziert Daniel Spoerri wie

folgt: der Priester, erkennbar durch die

Kopfbedeckung in Form eines katholi-

schen Priesters; der Verfolgte, der von

einer langen Zange aufgehalten wird; der

Stenz, der sich elegant nach vorne beugt

und die Hand engagiert zur Begrüssung

ausstreckt; die sich kratzende Dame, mit

der gebogenen Kralle, als ob sie sich krat-

zen würde; der Dichter, erkennbar durch

vermutlich das Schwert der spitzen Worte;

der Reiter, welcher ein Reiterhelmmit

Ornament trägt; und der SS-Offizier, der

eine SS-Kappe als Kopfbedeckung trägt

und mit einem Beil bewaffnet ist.

CHF 60 000 / 120 000

(€ 55 560 / 111 110)

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PostWar & Contemporary: Schweizer Kunst