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353- Ichthyologie - Renard, Louis. Poissons Ecre-
visses et Crabes, de diverses couleurs et figures
extraordinaires, que l‘on trouve autour des Isles
Moluques, et sur les côtes des Terres Australes:
[...] Divisé en deux tomes, dont le premier a
été copié sur les originaux de Monsr. Baltazar
Coyett... Le second tome a été formé sur les
recueils de Monsr. Adrien Vander Stell. 2 Teile
in 1 Band. Mit einem Wappenkupfer und 100 (1
doppelblattgr.) altkolorierten Kupfertafeln nach
Samuel Fallours u. a. Amsterdam, Louis Renard,
[1719]. Folio. Titel in rot und schwarz, [2] Bll.,
43 Tafeln, Titel, 57 Tafeln, [2] Bll. Dunkelroter
Maroquin-Einband des späteren 18. Jahrhun-
derts mit goldgeprägtem Rückentitel, reicher
floraler Rückenvergoldung, dreifachen Deckel-
fileten, Innenkantenbordüren und dreiseitigem
Goldschnitt. Marmoriertes Vorsatzpapier.
Nissen ZBI 3361 - Landwehr 158 - Sabin
69600 - Feuerstein-Herz, „Die grosse Kette der
Wesen“ (Kat. Wolfenbüttel 2007), S. 212f. und
Einbandillustration. - Erste Ausgabe. - „Of the
100 copies originally printed, only fourteen are
known, all but two held in European libraries“
(T. W. Pietsch: On the three editions of Louis
Renard‘s Poissons, Ecrevisses et Crabes, in:
Archives of Natural History 20 (1993), H. 1, S.
49). - Naturgetreue Darstellungen von Fischen,
zumal aus entlegenden Weltgegenden, gab
es bis zum vorliegenden Werk kaum: „Neben
fehlendem Anschaungsmaterial spielte auch die
schnelle Veränderung der Schuppenfärbung der
aus ihrem Element entnommenen Tiere eine
entscheidende Rolle.“ (Feuerstein-Herz). Es
brauchte fähige und geschulte Zeichner vor Ort,
um den Formen- und vor allem Farbenreichtum
der Meeresfauna zu dokumentieren. Samuel
Fallours war einer dieser „men on the spot“:
er diente bei der Niederländischen Ostindien-
kompanie. Während seines Aufenthalts auf der
Insel Ambon (Molukken) schuf er Zeichnungen
von Fischen und anderen Meereslebewesen des
Indischen Ozeans, die er 1712 nach Holland
heimbrachte. Seine Arbeiten – neben Fischen
und Krebstieren auch Insekten, ein Dugong
und sogar eine Meerjungfrau, wurden zu einer
wichtigen Grundlage der vorliegenden Pub-
likation von Louis Renard, besonders für den
zweiten Teil, und teilweise später von François
Valentijns in seinem „Oud en Nieuw Oost-In-
dien“ (1724−1726) wiederverwendet. Für das
zeitgenössische Publikum wirkten die leuchtend
illuminierten Darstellungen wenig glaubhaft,
weshalb Renard sich bereits im Titel bemüht,
die Authentizität der Arbeiten herauszustellen.
Tatsächlich lassen sich für die meisten Abbil-
dungen reale Vorbilder nachweisen - wenngleich
dieser Nachweis für die Existenz von Meer-
jungfrauen noch aussteht: „Nach Renards und
Valentyns Mitteilungen soll Samuel Fallours
die Meerjungfrau 1712 bei der Insel Buru in der
Nähe von Ambon lebendig gefangen haben. Sie
mass fünf Rheinische Fuss und 5 Daumen (also
ungefähr 1,68 m), und Fallours hat sie zu Hause
noch vier Tage und sieben Stunden am Leben
gehalten, wonach sie gestorben ist, ohne ein ver-
ständliches Wort gesagt zu haben.“ (S. Huigen,
in: B. Noak: Wissenstransfer und Auctoritas,
Göttingen 2014, S. 69). - In den Rändern
leicht stockfleckig, wenige Blatt stärker, die
Darstellungen jedoch kaum betroffen. Die dop-
pelblattgrosse Tafel im Falz mit kl. Farbabrieb
beim Schwanz der Meerjungfrau. Vereinzelt
minimale Fingerflecken, ein Seitenrand mit 2
kl. Nagerspuren. - Sehr schönes Exemplar in
leuchtend-exotischem Kolorit, prachtvoll gebun-
den. - Provenienz: Gest. Wappen-Exlibris des
französischen Zoologen Fréderic-Jules Malotau
de Guerne (1855-1931) auf Spiegel.
With engraved coat of arms and 100 (1 dou-
blepage) coloured engravings after Samuel
Fallours et al. Red morroco-binding of later 18th
century with gilt title to spine. Very few stains to
margins, otherwise beautiful copy with luminous
colouring. - Former property of Fréderic-Ju-
les Malotau de Guerne (1855-1931), a french
zoologist.
CHF 40 000 / 60 000
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