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392Cristoforo Cortese. Venedig ca. 1426-30.
Gradualblatt mit Bildinitiale S und dem Apostel
Paulus. Pergament, 510 x 365 mm. Provenienz:
Deutscher Privatbesitz; danach in Schweizer
Privatbesitz.
In einen in zwei Drachenköpfen auslaufenden
Buchstaben S gesetzt, erscheint der Apostel
Paulus, dessen Identität aus seinem Attribut des
Schwertes erschliessbar ist. Der Introitus Scio
cui credidi, et ... leitet denn auch die Messe
zur Memoria Sancti Pauli (29. Juni) ein. Der
Illuminator dieser prachtvollen Initiale lässt hier
bereits eine beachtliche künstlerische Reife
erkennen, die ihn in der ersten Hälfte des 15.
Jahrhunderts zum unbestrittenen Protagonisten
der venezianischen Buchmalerei Venedigs wer-
den liess. Die Rede ist von Cristoforo Cortese,
dessen Werk über seine signierte Miniatur
mit den Exequien eines Franziskaners in der
Wildenstein Sammlung im Musée Marmottan in
Paris identifizierbar ist und dem dieses eindrück-
liche Gradualblatt mit Sicherheit zugewiesen
werden kann.
Die archivalisch erhärteten Daten bezeugen
diesen gelegentlich auch als Tafelmaler tätigen
Künstler während einem halben Jahrhundert
(1390-1445) und 1445 gilt er als verstorben.
Corteses Kunst ist sehr rezeptiv und öffnete sich
verschiedensten Strömungen der italienischen
Buchkunst, die er aber stets mit einem eigenen
Kunstwollen interpretiert. So rezipiert er die im
berühmten Kloster Santa Maria degli Angeli in
Florenz von Don Silvestro dei Gherarducci illu-
minierten Chorbuchbände für die Kamaldulen-
ser in S. Michele in Murano, die ihm Vorlagen
für die Initialkonzepte und Bildideen lieferten,
um sich später über die Auseinandersetzung
mit Niccolò di Pietro, Gentile da Fabriano und
seinen Schwager Zanino di Pietro weiter zu
entwickeln. 1426 lässt er sich gewisse Zeit in
Bologna nieder, wo er weitere künstlerische
Eindrücke in seine Kunst fliessen lässt.
Vorliegendes Fragment könnte im Anschluss
an diese Bologneser Zeit entstanden sein.
Es stammt aus einem aufgebrochenen, das
Proprium und Comune Sanctorum einschlies-
senden Gradual unbekannter Provenienz , dem
weitere Blätter und Blattfragmente zugerechnet
werden können, darunter ein Blatt im Vicoria
and Albert Museum in London (Ms 637B 1894)
sowie die Blattfragmente in der Free Library in
Philadelphia (Lewis 45:31) und ehemals in der
Zeileis Sammlung (cat. 11). Diese Blätter lassen
Reminiszenzen der künstlerischen Strömung
der bolognesischen „Neogiottisten“ Giovanni
da Modena und Jacopo di Paolo erkennen, auf
deren Substrat Cortese in seinen späteren Jahren
Figuren mit markigen Gesichtern formte. Vorlie-
gendes Blatt gleich wie die anderen erwähnten
ist kennzeichnend für Corteses Übergangsstil
zum Spätwerk und darf gegen 1426-30 angesetzt
werden.
Bibliographie: unveröffentlicht
CHF 5 000 / 8 000
EUR 4 630 / 7 410
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