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Fra Jacobus. Blatt aus einem Antiphonar mit

der Darstellung des letzten Abendmahls, die

den Text Imolabit hedum ... 2. Responsorium

des Corpus-Domini-Festes begleitet. Veneto,

ca.1390. Pergament. 557 x 389 mm. Initiale ca.

130 x 125 mm. 6 Tetragramme. Echtgoldrah-

mung.

Provenienz: - New York, Sammlung Robert

Lehman (bis 2004) - Hamburg, Sammlung Jörn

Günther (2004) - Schweizer Privatbesitz (seit

2005)

Bibliographie: - Seymour De Ricci (assisted by

William J. Wilson); Census of Medieval and

Renaissance Manuscripts in the United States

and Canada, New York 1927, S. 1709 Nr A.37

- Pia Palladino Treasures of a lost Art . Italian

manuscript Painting of the Middle Ages and

Renaissance, New Haven/London 2003, S. 32

Vorliegendes Blatt mit der eindrücklichen

Schilderung des letzten Abendmahls, die sich

innerhalb einer für das Veneto charakteristi-

schen, oben in einen abgeflachten Vielpass

gipfelnden Nische entwickelt, steht künstlerisch

in der padovanischen Tradition um Altichiero.

Die Darstellung der an einem runden Tisch um

Christus gescharten Jünger, von denen einige

Gesichter in extremer Verkürzung gegeben sind,

fügt sich nahtlos an die Bilder im paduanischen

Raum an, so beispielsweise an die Tafel von

Dalmasio im Museo di S. Stefano in Bologna

(vgl. Daniele Benati, Jacopo Avanzi nel ritro-

vamento della pittura padana del secondo 300,

Bologna 1992, S. 123, Abb. 129). Wenngleich

das sich über die Seitenränder erstreckende

Rankensystem sich direkt aus der bolognesi-

schen Buchmalertradition herleitet, so erkennen

wir gewisse Elemente, die eher in der Tradition

der venezianischen Kunst stehen. Das gilt, wie

erwähnt für die Vielpassform des oberen Ni-

schenabschlusses gleich wie für die Sitzbank um

den Tisch, die auch später in ähnlicher Form in

den venezianischen Marienbildern als Thron-

sockel der Marienthrone figuriert. Es bestehen

gute Gründe den noch unbekannten Fra Jacobus

im venezianischen Raum, womöglich in Verona,

anzusiedeln. Seine Kunst scheint sich aus jener

eines unbekannten, auch von Lorenzo Venezia-

no berührten Miniaturisten herzuleiten, von dem

sich in einer österreichischen Privatsammlung

zwei (Friedrich Georg Zeileis, Più ridon le carte.

Buchmalerei aus Mittelalter und Renaissance,

Gallspach 2004, S. 122-131) Antiphonarblätter

erhalten haben: eines mit Darstellungen der

Genesis und das andere mit einer grossartigen

Apotheose des Ewigen in einer Initiale A.

Womöglich stammt der unbekannte Buchmaler

unseres Antiphonarblattes aus der Gegend von

Verona, zumal seine Kunst stilistisch auf die

auch schon (vermutlich nicht zutreffend) mit

Jacopo da Verona in Zusammenhang gebrachten

und etwas später anzusetzenden Miniaturen in

den Chorbüchern von Monselice hinweisen.

CHF 14 000 / 18 000

EUR 12 960 / 16 670

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