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Maestro del Corale Q di Montemorcino. Peru-

gia, ca. 1495-1500. Blatt aus einem Hymnarium

mit einer Gruppe Heiliger in einer Initiale

C. Pergament, 590 x 440 mm. Provenienz:

Montemorcino (Perugia), Kloster der Olivetaner

Brüder, bereits seit 1831 nicht mehr greifbar, seit

ca. 1990 englischer Privatbesitz.

Das vorliegende noch unveröffentlichte Blatt

aus einem aufgelösten Hymnar ist ein cha-

rakteristisches Werk des im ausgehenden 15.

Jahrhundert wirkenden Buchmalers, der nach

seinen Miniaturen im Corale Q bezeichne-

ten Chorbuch aus dem Olivetanerkloster in

Montemorcino bei Perugia benannt wird. Der

Hymnus, der mit der eine Heiligengruppe ber-

genden Initiale C eingeleitet wird, betrifft jenen

für das Allerheiligenfest (1.November) Christe

redemptor omnium conserva ...“ . Die heute in

Monte Oliveo Maggiore bei Siena aufbewahrten

Chorbücher aus Montemorcino wurden 1975

durch einen dreisten Raub arg dezimiert (F.

Gualdi, 1958, S. 3-27; ead. 2005-06, S. 71-102,

221-254).

Viele dieser Blätter flossen in der Folge in den

Kunstmarkt und konnten in vielen Fällen wieder

an ihren Ursprungsort rückgeführt werden.

Doch beereits vor dieser jüngsten Plünderung

und vor der 1831 erfolgten Überführung der

Chorbücher von Montemorcino nach Monte

Oliveto Maggiore bei Siena wurden Seiten

und - wie es scheint - ganze Chorbücher dieser

Serie veräussert. Das Hymnar, aus dem diese

Seite herausgeschnitten wurde, figuriert schon

1831 nicht mehr unter den Chorbüchern aus

Montemorcino und wurde gleich wie verschie-

dene Blattfragmente (vgl. das Fragment aus

der Lehman collection in New York, vgl. P.

Palladino 2003, S. 145-145) wohl schon in den

ersten Jahren des 19.Jahrhunderts während der

Säkularisierung veräussert. Damit steht fest,

dass vorliegendes Blatt bereits während der

napoleonischen Zeit in den Handel gelangte und

kein Zusammenhang mit den 1975 entwendeten

Blättern besteht, was auch unsererseits einge-

hend geprüft wurde.

Der namentlich nicht bekannte Buchmaler

dieser Blätter, Mitglied des Buchmalerkon-

sortiums um den Meister des Corale Q von

Montemorcino, scheint sich engst an der Kunst

der Monumentalmalerei um Perugino, Pinturic-

chio und Fiorenzo di Lorenzo und anderen zu

orientieren, die im ausgehenden 15. Jahrhundert

die künstlerische Szene in Perugia beherrschten.

Wie es scheint dürften die Chorbücher im letz-

ten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts entstanden

sein. Das Projekt dürfte sich gar bis ins frühe

16.Jahrhundert erstreckt haben (Gualdi, 2005-

06, S. 71-102).

Bibliographie: unveröffentlicht

Zitierte Literatur: Pia Palladino, Treasures

of a Lost Art. Italian Manuscript Painting of

the Middle Ages and Renaissance, exh. cat.

Cleveland/San Francisco/New York 2003,

S. 145-145; Fausta Gualdi, I corali di Monte

Morcino, in “Rivista d’Arte, XXXIII (1958), S.

3-27; Fausta Gualdi, Le miniature dei corali di

Monte Morcino di Perugia, in “Rivista di Storia

della Miniatura” 9-10, (2005-2006), S. 71-102

und 221-254.

CHF 7 000 / 10 000

EUR 6 480 / 9 260

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