Previous Page  54 / 81 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 54 / 81 Next Page
Page Background

3046

BOECKHORST, JOHANN

(Münster 1604 - 1668 Antwerpen)

Darstellung einer Sibylle. Um 1650-53.

Öl auf Leinwand.

Oben rechts bezeichnet: IACEBIT IN FOEN

AGNUS (Liegen wird im Heu das Lamm).

101,2 x 80,8 cm.

Provenienz:

- Galerie Matthiesen, Berlin, 1928.

- Kunsthandel Anthony Reyre, London, 1953

(als Anthony van Dyck).

- Schweizer Privatsammlung über mehrere

Generationen.

Literatur:

- Foulon, N.: Johan Boeckhorst 1605-1668. Zijn

Leven en zijn Werk, Gent 1972, S. 77, Nr. S 23

(als Hl. Agnes).

- Ostrand, J.: Johann Boeckhorst. His life and

his work, Diss. University of Missouri, Colum-

bia 1975, S. 158-159, Nr. A 30 (als Hl. Agnes,

mit falscher Provenienzangabe).

- Hairs, M. L.: Dans le sillage de Rubens, Lüt-

tich 1977, S. 78.

- Lahrkamp, H.: Der „Lange Jan“. Leben und

Werk des Barockmalers Johann Bockhorst aus

Münster, in: Westfalen, LX, 1982, S. 110, Nr.

64 (mit Abb.).

- Vlieghe, H.: Nicht Jan Boeckhorst, son-

dern Jan van den Hoecke, in: Lorenz, A. /

Rittmann, A.: Beiträge zum internationalen

Colloquium „Jan Boeckhorst - Maler der

Rubenszeit“ im Westfälischen Landesmuseum

Münster, Westfalen LXVIII, November 1990,

S. 167, Anm. 6.

- McGrath, E.: Sibyls, Sheba and Jan Boeck-

horst‘s „Part of the World“, in: Balis, Arnout u.

a. (Hg.): Florissant. Bijdragen tot de kunstge-

schiedenis der Niederlanden, Liber Amoricum

Carl van de Velde, Brüssel 2005, S. 357 und

359, Abb. 7.

- Galen, Maria: Johann Boeckhorst. Gemälde

und Zeichnungen, Hamburg 2012, S. 136-138,

Nr. 41 (mit Abb.).

Das kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung

wiederentdeckte Gemälde war der Verfasserin

der Monographie zu Johann Boeckhorst, Maria

Galen, bislang nur als Schwarz-Weiss-Abbildung

bekannt. Nach Studium von aktuellen Farbfo-

tografien bestätigt sie die Autorschaft, wofür

wir ihr danken. Galen hebt hervor, dass unser

Gemälde als Teil eines Zyklus von zwölf Sibyl-

len-Darstellungen entstand, die Johann Boeck-

horst um 1650-1653 schuf. Eine solche Folge des

Künstlers ist im Nachlassinventar von Jeremias

Wildens, Sohn des Malers Jan Wildens, aus

dem Jahr 1653 erwähnt. Bisher ist neben dieser

Sibylle noch ein weiteres Gemälde aus dieser

Serie bekannt, das eine Cumäische Sibylle zeigt

und sich heute in deutschem Privatbesitz befin-

det (Öl auf Leinwand, 104,4 x 82,5 cm; siehe

Galen 2012, S. 138, Nr. 42). Die Identifizierung

der Dargestellten ist in der Wissenschaft nicht

eindeutig geklärt. Während M. L. Hairs davon

ausgeht, dass es sich um die Erythräische Sibylle

handelt, wofür die Inschrift und das Attribut des

Lammes sprechen, vermutet H. Lahrkamp eine

Darstellung der Samischen Sibylle, worauf die

Inschrift und ihren Hinweis auf das Kind in der

Krippe hindeuten (siehe Literatur).

Johann Boeckhorst, Sohn des Bürgermeisters

von Münster und Kleriker, ging 1626 nach

Antwerpen und lernte das Handwerk der Histo-

rienmalerei bei Jacob Jordaens (1593 - 1678) und

Anthony van Dyck (1599 - 1641). In den 1630er

Jahren arbeitete er zudem eng mit Peter Paul

Rubens (1577 - 1640) zusammen und 1640 beauf-

trage ihn dessen Witwe, Hélène Fourment, die

unvollendeten Gemälde seines Mannes fertigzu-

stellen. Bereits zu Lebzeiten war Boeckhorst ein

sehr gefragter Maler in Antwerpen und sein Er-

folg ermöglichte es ihm, eine eigene bedeutende

Kunstsammlung zusammenzutragen.

CHF 7 000 / 10 000

EUR 6 500 / 9 300

3046

Gemälde Alter Meister

| 54