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BOECKHORST, JOHANN(Münster 1604 - 1668 Antwerpen)
Darstellung einer Sibylle. Um 1650-53.
Öl auf Leinwand.
Oben rechts bezeichnet: IACEBIT IN FOEN
AGNUS (Liegen wird im Heu das Lamm).
101,2 x 80,8 cm.
Provenienz:
- Galerie Matthiesen, Berlin, 1928.
- Kunsthandel Anthony Reyre, London, 1953
(als Anthony van Dyck).
- Schweizer Privatsammlung über mehrere
Generationen.
Literatur:
- Foulon, N.: Johan Boeckhorst 1605-1668. Zijn
Leven en zijn Werk, Gent 1972, S. 77, Nr. S 23
(als Hl. Agnes).
- Ostrand, J.: Johann Boeckhorst. His life and
his work, Diss. University of Missouri, Colum-
bia 1975, S. 158-159, Nr. A 30 (als Hl. Agnes,
mit falscher Provenienzangabe).
- Hairs, M. L.: Dans le sillage de Rubens, Lüt-
tich 1977, S. 78.
- Lahrkamp, H.: Der „Lange Jan“. Leben und
Werk des Barockmalers Johann Bockhorst aus
Münster, in: Westfalen, LX, 1982, S. 110, Nr.
64 (mit Abb.).
- Vlieghe, H.: Nicht Jan Boeckhorst, son-
dern Jan van den Hoecke, in: Lorenz, A. /
Rittmann, A.: Beiträge zum internationalen
Colloquium „Jan Boeckhorst - Maler der
Rubenszeit“ im Westfälischen Landesmuseum
Münster, Westfalen LXVIII, November 1990,
S. 167, Anm. 6.
- McGrath, E.: Sibyls, Sheba and Jan Boeck-
horst‘s „Part of the World“, in: Balis, Arnout u.
a. (Hg.): Florissant. Bijdragen tot de kunstge-
schiedenis der Niederlanden, Liber Amoricum
Carl van de Velde, Brüssel 2005, S. 357 und
359, Abb. 7.
- Galen, Maria: Johann Boeckhorst. Gemälde
und Zeichnungen, Hamburg 2012, S. 136-138,
Nr. 41 (mit Abb.).
Das kürzlich in einer Schweizer Privatsammlung
wiederentdeckte Gemälde war der Verfasserin
der Monographie zu Johann Boeckhorst, Maria
Galen, bislang nur als Schwarz-Weiss-Abbildung
bekannt. Nach Studium von aktuellen Farbfo-
tografien bestätigt sie die Autorschaft, wofür
wir ihr danken. Galen hebt hervor, dass unser
Gemälde als Teil eines Zyklus von zwölf Sibyl-
len-Darstellungen entstand, die Johann Boeck-
horst um 1650-1653 schuf. Eine solche Folge des
Künstlers ist im Nachlassinventar von Jeremias
Wildens, Sohn des Malers Jan Wildens, aus
dem Jahr 1653 erwähnt. Bisher ist neben dieser
Sibylle noch ein weiteres Gemälde aus dieser
Serie bekannt, das eine Cumäische Sibylle zeigt
und sich heute in deutschem Privatbesitz befin-
det (Öl auf Leinwand, 104,4 x 82,5 cm; siehe
Galen 2012, S. 138, Nr. 42). Die Identifizierung
der Dargestellten ist in der Wissenschaft nicht
eindeutig geklärt. Während M. L. Hairs davon
ausgeht, dass es sich um die Erythräische Sibylle
handelt, wofür die Inschrift und das Attribut des
Lammes sprechen, vermutet H. Lahrkamp eine
Darstellung der Samischen Sibylle, worauf die
Inschrift und ihren Hinweis auf das Kind in der
Krippe hindeuten (siehe Literatur).
Johann Boeckhorst, Sohn des Bürgermeisters
von Münster und Kleriker, ging 1626 nach
Antwerpen und lernte das Handwerk der Histo-
rienmalerei bei Jacob Jordaens (1593 - 1678) und
Anthony van Dyck (1599 - 1641). In den 1630er
Jahren arbeitete er zudem eng mit Peter Paul
Rubens (1577 - 1640) zusammen und 1640 beauf-
trage ihn dessen Witwe, Hélène Fourment, die
unvollendeten Gemälde seines Mannes fertigzu-
stellen. Bereits zu Lebzeiten war Boeckhorst ein
sehr gefragter Maler in Antwerpen und sein Er-
folg ermöglichte es ihm, eine eigene bedeutende
Kunstsammlung zusammenzutragen.
CHF 7 000 / 10 000
EUR 6 500 / 9 300
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Gemälde Alter Meister
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