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1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“,Régence, Paris um 1720/40.
Nussbaum ausserordentlich fein beschnitzt mit Muscheln und Zierfries.
Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweif-
ten Beinen. Flache, ganz überpolsterte und jochförmig abschliessende
Rückenlehne mit ausladenden Armlehnen auf geschweiften Stützen. Rot/
beige gestreifter Stoffbezug. 69x60x46x112 cm.
Provenienz:
- Auktion Koller Zürich, 26.3.12 (Katalognr. 1061).
- Privatsammlung, Genf.
CHF 14 000 / 18 000
EUR 12 500 / 16 500
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TAPISSERIE „VENUS ET ADONIS“,Barock, aus der Folge der
Métamorphes“, nach zeichnerischen Vorlagen von P. Ijkens (Peter Ijkens,
1648-1698) für die Figuren und P. SPIERINCKX (Peter Spierinckx,
1635-1711) für die Landschaft, Brüssel oder Antwerpen um 1680/1720.
Darstellung des Adonis und Venus in idealisierter Waldlandschaft mit
Schlössern im Hintergrund. Feine Bordüre mit Tritonen, „trophées d‘ar-
mes“, Meeresgöttern, Fischen Blumen, Blättern und Zierfries. H 390 cm.
B 312 cm.
Provenienz:
- Ehemals Sammlung des Palazzo Centurione, Piazza Fossatello, Genua.
- Hochbedeutende Privatsammlung, Genua.
Mit Gutachten von Prof. G. Delmarcel. Leuven 2016.
Die hier angebotene Tapisserie ist Teil einer neun- oder womöglich zehn-
teiligen Folge, welche in den späten 1970er und frühen 1980er Jahren über
Auktionen verkauft wurde; 5 Tapisserien wurden bei Sotheby‘s Florenz
am 24.5.1979 (Katalognr. 1398-1402) und eine weitere bei Koller Zürich am
13.6.1985 (Katalognr. 1312) verkauft. Zwei Tapisserien befinden sich heute
noch in einer bedeutenden Genueser Privatsammlung und schliesslich der
hier angebotene Wandbehang.
Die dargestellte Szene zeigt den zur Jagd aufbrechenden Adonis, der
von Venus zurückgehalten wird und textlich in den Metamorphosen von
Ovid zu finden ist (Buch X, Vers 518-559 sowie 708-739). Aus Angst, dass
Adonis etwas zustossen könnte, erzählt Venus ihm die tragische Geschich-
te von Hippomenes und Atalante (Vers 560x707). Adonis bleibt bei seiner
Entscheidung und stirbt schliesslich in der Jagd.
Die ikonographischen Vorlagen für die hier angebotene Tapisserie lassen
sich bereits im 16. Jahrhundert bei Titian finden, der eine solche Szene in
der sechsteiligen Folge der Metamorphosen kreierte, welche für Philippe
II. von Spanien zwischen 1551 und 1562 gefertigt wurde. Später wurde das
Motiv von J. van Orley in einer ebenfalls sechsteiligen Folge, gewoben
vom Atelier des J. van Vos, verwendet. Bei der hier angebotenen Tapis-
serie wird die Figur der Venus in „prüderer“ Form, nicht mehr ganz nackt
dargestellt Dies ist typisch für die Darstellungen des späten 17. Jahrhundert
und liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in der rigideren Moralvorstellung,
welche den Niederlanden durch die spanische Gegenreformation aufge-
zwungen wurde, begründet. Auffällig an der hier angebotenen Tapisserie
ist zudem die ausserordentlich feine Bordüre; sie nimmt nicht Bezug auf
die mythologische Darstellung der Hauptszene, sondern weist wahrschein-
lich auf den Auftraggeber hin, der in militärischen Dienste einer Flotte
gestanden haben muss.
Lit.: J. Denucé, Antwerpsche tapijtkunst en handel, Antwerpen 1936.
K. Brosens, Brussels Tapestry Producer Judocus De Vos, in: Studies in
the Decorative Arts IX-2 (2002); S. 58-86. G. Delmarcel, Wandtapijten,
in. Arenberg in de Lage Landen. Een hoogadellijk huis in Vlaanderen &
Nederland, Leuven 2002; S. 346-354. I. Meuter, Le peintre anversois Pie-
ter Spierinckx (1635-1711), créateur de cartons de tapisseries, in: Flemish
Tapestry in European and American Collections, Studies in Honor of Guy
Delmarcel, Turnhout 2003; S. 133-152.
CHF 30 000 / 50 000
EUR 27 800 / 46 300
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