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KOMMODE,Louis XV, sign. L. BOUDIN (Léonard Boudin, Meister
1761), Paris um 1750.
Rosenholz und Palisander gefriest sowie fein eingelegt mit Reserven Filets
und Zierfries. Geschweifter, rechteckiger Korpus mit vorstehenden vor-
deren Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit kurzen, geschweif-
ten Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 3 Schubladen, die oberste
zweigeteilt. Reiche, ersetzte und vergoldete Bronzebeschläge und -sabots.
Profilierte „Griotte Rouge“-Platte. 128x65x89 cm.
Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.
L. Boudin führte sein Atelier in der Rue Traversière in Paris, wo er anfangs
für den berühmten P. Migeon arbeitete. Die Quellen weisen vor allem auf
Kommoden und Schminkmöbel mit Blumenmarketerie und Lackpan-
neaux hin. Der ab ca. 1760 immer grösser werdende Kundenkreis führte
zu einer Steigerung des Auftragsvolumens, das Boudin nur in Zusammen-
arbeit mit bedeutenden „confrères“ bewältigen konnte, wie zum Beispiel
mit C. Topino, P. Denizot, P. Evald oder F. Gilbert. Dadurch wurden die
Möbel oft mit zwei oder gar keinen Signaturen versehen. Einige unsignier-
te Stücke erlauben dennoch eine Zuschreibung an L. Boudin: Perfekte
Verarbeitung, die Ausgewogenheit der Proportionen, ausserordentlich fei-
ne Bronzebeschläge und -sabots und zeitlose Eleganz sind Markenzeichen
dieses berühmten Ebenisten. Auch die meisterhafte Verbindung der reich
eingelegten Front mit bewusst zurückhaltend marketierten Seiten findet
sich mehrfach im Werk von L. Boudin.
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.
86-98 (biogr. Angaben). D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe
siècle, Paris 1989; S. 95 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L‘art et la manière des
maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 23/24 (biogr.
Angaben).
CHF 5 000 / 9 000
EUR 4 600 / 8 300
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BONHEUR DU JOUR,Louis XV, von C. TOPINO (Charles Topino,
Meister 1773), Paris um 1780.
Rosenholz und teils getönte Edelhölzer gefriest sowie ausserordentlich
fein eingelegt mit Büchern, Schreibfedern, Briefen, Malpinsel, Blumen-
bouquets in Vasen, Küchenutensilien, Reserven, Filets und Zierfries. Ge-
schweiftes, rechteckiges, randgefasstes und leicht vorstehendes Blatt auf
wellig ausgeschnittener Zarge mit durch entsprechendes Zwischentablar
verbundenen, geschweiften Beinen. Front mit 1 Schublade mit aufklapp-
barer, mit grünem Leder bezogener Schreibplatte und 2 Fächern, 1 Mulde
für Schreibzeug und 2 Gefässen für Löschsand und Tinte. Zurückgesetzter
Aufsatz mit grossem Zentralfach über Schublade, seitlich je 1 Türe vor 2
Fächern und 1 kleinen, per Geheimknopf zu öffnenden Schublade. Fein
geschweifte Abschlussgalerie. Matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge
und -sabots. Zum Freistellen. 107x40x74 cm.
Provenienz:
- Aus einer Pariser Sammlung.
- Auktion Koller Zürich, 3.12.2008 (Katalognr. 1192).
- Privatbesitz, Deutschland.
Ein nahezu identisches Bonheur du Jour, signiert von C. Topino, ist
abgebildet in: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris
1989; S. 843 (Abb. D). Der Autor weist auf die eigenwillige Marketerie
von C. Topino hin und betont: „Les curieuses marqueteries représentant
des vases, des théières, des tasses, des jattes, des écritoires et divers utensi-
les, ou encore des livres, des cartes à jouer constituent l‘élément le plus
charactéristique de sa manière. Elles s‘inspirent probablement des bordures
de paravents chinois en laque de Coromandel où l‘on rencontre des motifs
similaires.“
Für Angaben zu C. Topino siehe Fussnote der Katalognr. 1117.
CHF 25 000 / 45 000
EUR 23 100 / 41 700
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