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1107*

DAMENBUREAU „A FLEURS“,

Louis XV, J.P. LATZ (Jean Pierre

Latz, Meister 1740) zugeschrieben, die Bronzen mit „c couronné“ (eine

Steuermarke, die zwischen 1745 und 1749 auf alle Legierungen angebracht

wurde, die Kupfer enthielten), Paris um 1745/49.

Rosenholz, Palisander und diverse, teils kolorierte Edelhölzer gefriest

sowie allseitig ausserordentlich fein eingelegt mit Blumen, Blättern, Kar-

tuschen und Zierfries. Geschweifter, allseitig bombierter und rechteckiger

Korpus auf wellig ausgeschnittener Zarge mit hohen, markant geschweif-

ten Beinen. Front mit schräger, innen mit schwarzem, goldgeprägtem

Leder bezogener Schreibplatte. Inneneinteilung mit grosser Zentralschub-

lade, unter Fach, flankiert von je 1 Schublade. 2 Geheimfächer. Ausseror-

dentlich feine, matt- und glanzvergoldete Bronzebeschläge und -sabots.

Zum Freistellen. 83x47,5x(offen 74)x98 cm.

Provenienz: Aus französischem Besitz.

Mit Gutachten von S. Etienne, Paris 2016.

Das Blumen- und Blättermotiv des hier angebotenen Damenbureaus

befindet sich in nahezu identischer Weise an einem Damenbureau von J.P.

Latz, das - ursrpünglich stammend aus der Sammlung Niarchos - heute

Teil der Sammlungen des Paul Getty Museums in Los Angeles ist. Es ist

abgebildet in: P. Ramond, Masterpieces of Marquetry - The Paul Getty

Museum, Los Angeles 2005; II, S. 131-141. Ahnliche Bronzebeschläge

finden sich bei einer Kommode von J.P. Latz, die bei Christie‘s Paris am

7.11.2006 (Katalognr. 480) verkauft wurde.

Der aus Köln stammende J.P. Latz liess sich um 1720 in Paris nieder, wo

er sich schon bald einen ausserordentlich guten Namen als Hersteller von

hervorragenden Möbeln und Uhrengehäusen machte. In den 1730er Jahren

erhielt er den Titel „ébéniste privilégié du Roi“ und lieferte hochbedeuten-

de Möbel an die europäischen Adelshäuser; zu seiner Kundschaft gehörten

Friedrich II von Preussen, August III von Polen und Prinzessin Louise Eli-

sabeth von Parma. Das florierende Atelier von J.P. Latz beschäftigte laut

den Inventaren von 1740/45 9 Ebenisten und 3 „ciseleurs“. Seine Werke

bestachen durch die harmonischen Proportionen und die qualitativ her-

vorragenden Einlegearbeiten. J. Nicolay lobt den Ebenisten mit folgenden

Worten: „Les marqueteries de Latz, par leur fondu et l‘aimable harmonie

de leurs couleurs, par le choix avisé des bois dont il utilise habilement les

veines, sont des véritables modèles.“ in: L‘art et la manière des maîtres

ébénistes français au XVIIIe siècle, Paris 1976; I, S. 255.

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 482-

489 (biogr. Angaben). A. Pradère, Die Kunst des französischen Möbels,

München o.J.; S. 153-161 (biogr. Angaben).

CHF 150 000 / 250 000

EUR 138 900 / 231 500

Möbel & Antiquitäten |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen

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