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Möbel & Antiquitäten |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen

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1177*

FOLGE VON 4 FAUTEUILS "A LA REINE",

Directoire, mit Sign. G.

JACOB (Georges Jacob, Meister 1765), Paris um 1800.

Mahagoni kanneliert sowie fein beschnitzt mit Rosetten und Gittermuster.

Trapezförmiger Sitz auf gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen.

Flache, wenig eingerollte Rückenlehne mit feinem Gitterwerk sowie

wenig ausstehenden Armlehnen, direkt in die Stützen übergehend. Roter

Stoffbezug mit geometrischem Muster und dekorativem Nagelbeschlag.

67x55x46x95 cm.

Provenienz: Europäische Privatsammlung.

Ein Stuhl, sign. G. Jacob, mit analoger Rückenlehne sowie ein Fauteuil mit

nahezu identischen Armlehnen sind abgebildet in: P. Kjellberg, Le mobi-

lier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 431 (Abb. A und Abb. B).

G. Jacob ist der Begründer der wohl bedeutendsten Dynastie von

Sitzmöbelherstellern des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Im Alter von 16

Jahren ging er nach Paris, wo er bei J.B. Lerouge einen "apprentissage" als

"menuisier" absolvierte. Nach der Gründung seiner eigenen Werkstatt in

der Rue Meslée gelang G. Jacob der grosse Durchbruch - er belieferte bald

den gesamten Hochadel der französischen Metropole. Ab 1777 fertigte

er mit J.B. Sené, teils in Zusammenarbeit, teils in erbitterter Konkurrenz,

Mobiliar für die zahlreichen Schlösser des Königs. Nach erheblichen

finanziellen Schwierigkeiten während der Revolution - viele von G. Jacobs

Kunden waren verurteilt worden oder im Exil - gelang es ihm, bedeutende

Aufträge der neuen Regierungsmitglieder zu erhalten. 1803, nachdem

er sich für 7 Jahre aus dem Geschäft zurückgezogen und die Werkstatt

seinen beiden Söhnen überschrieben hatte, nahm G. Jacob zusammen

mit F.H.G. Jacob-Desmalter die Leitung des Unternehmens wieder in die

Hand. Diese Zusammenarbeit und die Position als privilegierter Lieferant

Napoleons und von dessen Entourage ermöglichten ihm einen Ausbau der

Werkstatt zu einer "entreprise" mit über 350 Angestellten. Allerdings geriet

das Unternehmen wenige Jahre später durch die Krise des Empire und

die finanziellen Schwierigkeiten der Staatskasse und der Oberschicht in

erhebliche Probleme; ab 1813 führte F.H.G. Jacob-Desmalter das Geschäft

in Eigenregie weiter.

CHF 5 000 / 9 000

(€ 4 600 / 8 300)

1178

BUREAU-PLAT,

Louis XVI, sign. L. PERIDIEZ (Louis Péridiez, Meis-

ter 1764), Innungsstempel, Paris um 1780.

Mahagoni gefriest und profiliert. Rechteckiges, vorstehendes, mit

schwarzem, goldgepresstem und teils defektem Leder bezogenes und in

profiliertem Bronzestab gefasstes Blatt auf gerader Zarge mit sich nach

unten verjüngenden Vierkantbeinen. Front mit breiter Zentralschublade,

flankiert von je 1 Schublade. Gleiche, jedoch blinde Einteilung auf der

Rückseite. Teils ersetzte und ergänzte Bronzebeschläge und -sabots. Etwas

zu überholen. 160x81x80 cm.

Provenienz:

- Ehemals M. Ségoura, Paris.

- Privatsammlung, Schweiz.

Trotz seines etwas bewegten Lebens schuf der zweite Sohn des berühm-

ten Ebenisten Brice Péridiez Werke von exzellenter Qualität. Neben

seiner Tätigkeit als Möbelhersteller engagierte sich Louis bei den "Gardes

françaises". Gegen Ende der Louis-XV-Epoche legte er seine Arbeit von

einem Tag auf den anderen nieder, belieferte allerdings wenig später das

Château de Choisy-le-Roi, wo sich auch sein Atelier befand. Das Werk

von L. Péridiez umfasst Möbel im "style Louis XV", der Transition und

der Louis-XVI-Epoche: kleine Salontische, Kommoden, Bureau-Plats mit

ausdrucksvoller, harmonischer Formgebung, Sekretäre und Encoignuren

im "style Louis XVI" mit architektonischen Einflüssen. Von hoher Bedeu-

tung war die ausserordentlich feine Marketerie, die an vielen Kommoden

in wunderschöner Weise zur Geltung kommt.

Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S. 640-

642 (biogr. Angaben). J. Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes

français du XVIIIe siècle, Paris 1971; S. 354f. (biogr. Angaben).

CHF 25 000 / 45 000

(€ 23 100 / 41 700)

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