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Möbel & Antiquitäten |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen

| 98

1173*

1 PAAR TAPISSERIEN,

Louis XVI, Manufacture de Beauvais, um

1770/80.

In ovalen Medaillons Darstellung von Edelleuten in amourösen Szenen

und "Jeux de bergers", umgeben von Blumen, Kartuschen und Zierfries.

In profiliertem und vergoldetem Rahmen. H 215 cm. B 178 cm.

Provenienz:

- Privatsammlung, Tessin.

- Auktion Koller Zürich, 21.3.2002 (Katalgonr. 1170).

- Privatsammlung, Monaco.

Das hier angebotene Paar offenbart sehr schön den Einfluss der bildenden

Künste auf die Herstellung bedeutender Tapisserien. Die Vorlagen wurden

von wichtigen Malern und Entwerfern der Epoche gefertigt.

Die Vorlage unserer Tapisserien, die auch von den Manufakturen

„d‘Aubusson“ und „des Gobelins“ hergestellt wurden, basiert auf den

bekannten Don- Quichotte Gobelin- Medaillon- Tapisserien nach dem

Entwurf von Charles- Antonine Coypel (gest. 1752). Diese neue Art

Wandteppich mit Umrandungen von Jean- Baptiste Belin de Fontenay/

Vater (gest. 1715) wurde als eine Wanddekoration mit Darstellung

hängender Bilder gefertigt und rasch von der Manufaktur Aubusson und

Felltin übernommen. Der grosse Vorteil lag darin, dass der Auftraggeber

Grundfarben, Muster, florale Zusammenstellung, Umrandung und Motive

der Medaillons auswählen konnte.

In erbitterter Konkurrenz mit der Manufacture des Gobelins gelang es

der Manufacture de Beauvais 1740-1790, hervorragende Tapisserien von

höchster Qualität zu fertigen. Unter der Leitung von J.B. Oudry und N.

Besnier erhielt die Manufaktur wichtige Aufträge zur Herstellung von

Serien: "Histoire de Don Quichotte", "Métamorphoses", "Fêtes de village",

"Histoire de Psyché" und "Amours des Dieux". Dank der Zusammenarbeit

mit dem "Peintre du Roi" F. Boucher konnte die Manufaktur immense Er-

folge erzielen. F. Boucher hatte interessanterweise bereits bei einer Folge

der "Amours des Dieux" der Manufacture des Gobelins mitgearbeitet, für

die verschiedene Maler wie C. von Loo oder P. Vien die zeichnerischen

Vorlagen geliefert hatten.

CHF 20 000 / 30 000

(€ 18 500 / 27 800)

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PORTAL-SKELETTPENDULE "A L'AIGLE",

Louis XVI, die

Emailkartusche sign. RIDEL A PARIS (wohl Laurent Ridel, tätig ab ca.

1770), die feine Emailmalerei wohl von J. COTEAU (Joseph Coteau, Genf

1740-1801 Paris), Paris um 1775/80.

Vergoldete Bronze und Messing sowie weisser Marmor und fein bemaltes

Email; auf azurblauem Fond bunte Blumen, Blätter, Kartuschen, Lyren

und Zierfries. Von Adler bekröntes Gehäuse mit 4 markanten Bogenstüt-

zen auf perlstabbeschmücktem Rechtecksockel mit stilisierten Kreiselfüs-

sen. Emailzifferring mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzah-

len. Feines Skelettwerk mit Ankergang und ½-Stundenschlag auf Glocke.

Feiner Sonnenpendel mit zentralem Maskaron. Feine Sockelplakette mit

Amoren-Bacchanal. Etwas zu revidieren. 29x15x49 cm.

Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.

Die grosse Eleganz der Pendulen mit skelettiertem Werk zeichnet sich

nicht nur durch die feingliedrige Struktur aus, sondern vor allem auch

durch das Gewähren eines Einblickes in die Werkmechanik, was das für

das ausgehende 18. Jahrhundert so typische Interesse an der Technik

aufzeigt.

Ridels Name findet sich ausschliesslich an Pendulen von herausragender

Qualität. Er belieferte u. a. die "Mesdames" im Schloss Bellevue und

arbeitete mit den wichtigsten "bronziers" und Uhrmachern seiner Zeit zu-

sammen, wie zum Beispiel mit J.B. Lemoyne, den Feuchères, P. Mathelin

oder J.D. Deverberie.

J. Coteau erhielt den Titel "maître peintre-émailleur" an der Académie de

Saint-Luc in Genf. In den späten 1760er Jahren zog er nach Paris, wo er in

der Rue Poupée sein Atelier installierte. Bald hatte er sich einen Namen

als herausragender Emailmaler gemacht und fertigte die wohl bedeutends-

ten und akkuratesten Zifferblätter seiner Zeit. Er entwickelte ein neues

Verfahren, das es ihm ermöglichte, mit Goldlegierungen auf Porzellanfond

zu malen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass er auch für die königliche

Manufacture de Sèvres arbeitete.

CHF 15 000 / 25 000

(€ 13 900 / 23 100)

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