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578Horae B.M.V. - Lateinisches Stunden-
buch-Handschrift auf geglättetem Pergament.
Mit 3 Miniaturen in Farben und Gold mit
reicher figürl. u. florale Bordüre. 8 sechs- bis
sieben-zeilige Prachtinitialen, sowie zahlrei-
che zweizeilige Initialen in Gold u. Farben.
Niederlande, um 1460-1470. 12° (10 x 17 cm).
[3] w., [197] Bll. 15 Zeilen. Schwarzbraune
Textura auf roten Linien. Schriftraum: 5,5 x 4
cm; Blattgrösse: 9 x 6,8 cm.Rest. Leder-Ein-
band unter Verwndung des Original-Bezugs
auf Holzdeckeln über 4 Bünden mit Schliesse
(letztere fehlend; Kapitale lädiert, ob. Kapital-
bändchen fehlt, Rücken berieben u. bestossen,
Gelenke angeplatzt). In neuer Leinen-Kassette
mit goldgepr. Rückenschild u. Jahrezahl sowie
Samtausstattung (Kanten berieben).
Wahrscheinlich südniederländisch um 1460-
70, der rot angegebene Bischof Amandus im
Kalender (Februar) stammt aus Maastricht und
wird dort besonders verehrt. Stilistisch stimmt
der Randschmuck mit der niederländischen
Buchmalerei um 1460 überein. Dorthin deutet
auch ein mehrfach wiederholtes Wappen, ein
sich aufbäumender Löwe auf blauem Grund,
der offensichtlich auf das Herzogtum Geldern
verweist. - Etwas staub- u. fingerfleckig (erste u.
letzte Bll. stärker) Stellenweise leicht feucht-
fleckig mit kl. Textverwischung. Erste Lagen
angelockert. -
Provenienz: Alter hs. Kaufvermerk eines B. B.
Edwards, „bought for 3 1/2 Thaler at Berlin,
Oct. 14, 1816“ auf weissem Blatt vorne. Ferner
„presented to E. A. Park, by Mrs. Edwards, July
5, 1852.“ - Schweizer Privatbesitz.
CHF 6 000 / 9 000
(€ 5 560 / 8 330)
579*Lombardischer Buchmaler um 1310.
Blatt aus einem Antiphonar mit einer Initiale
P und der Darstellung von David und Goliath.
Pergament. 52,5 x 36 cm. Lombardei, um 1310.
Gerahmt.
Das vorliegende Blatt aus einem Antiphonar
leitete das Responsorium zur 2. Nocturn am 2.
Sonntag nach Pfingsten ein P (raeparate corda
vestra omino…) ein. Vor dem Versatzstück einer
Tempelarchitektur tritt der kecke kleine David
dem als Ritter in Erscheinung tretende Goliath
entgegen. Mit der Schleuder auf den Giganten
gerichtet ist, scheint er seiner Sieges gewiss
zu sein, denn Goliath erscheint kraftlos zumal
sein Schild bereits seiner Hand zu entgleiten
scheint. Der Seitenaufbau, insbesondere die
Rankenornamente gleich wie die Initiale selbst,
scheint sich aus der bolognesischen Buchmalerei
um 1300, etwa nach dem Vorbild des Seneca
Meisters (Primo miniatore di San Domenico a
Bologna) entwickelt zu haben. Stilistisch stehen
die Figuren allerdings eher dem lombardischen
Buchmaler von London British Museum, MS
Add 29902 nahe, um die jüngst ein Oeuvre
gruppiert wurde (vgl. Gaudenz Freuler, Italian
Miniatures from the Twelfth to the Sixteenth
Centuries, Mailand 2013, S. 432-437). Wie
ein weiteres, noch unveröffentlichtes Element
dieser Serie in Berner Privatbesitz zeigt, muss
dieser Illustrator dem bolognesischen Buchmaler
Maestro di Sant’ Agnesa di Val di Pietra nahege-
standen sein. Die vom Schreibenden postu-
lierte lombardische Herkunft des hier in Rede
stehenden Buchmalers scheint vorliegend eine
Bestätigung gefunden zu haben, denn auf der
Rückseite unseres Blattes ist auf einen Filippo
da Milano verwiesen. Das Blatt ist vermutlich
im lombardischen Gebiet von einem in Bologna
geschulten Buchmaler gemalt worden und dürfte
im Laufe des ersten Jahrzehnts des 14. Jahrhun-
derts entstanden sein. - Kl. Fehlstelle an der
ob. Ecke alt ergänzt, etwas wellig, stellenweise
leicht berieben u. gebräunt. Insgesamt jedoch in
guter Erhaltung.
CHF 5 000 / 7 000
(€ 4 630 / 6 480)
Manuskripte & Buchmalerei |
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