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Impressionismus & Klassische Moderne

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3237 JOANMIRÓ

(Montroig, Barcelona 1893 - 1983 Palma

de Mallorca)

Ohne Titel. 1930.

Bleistift auf Papier.

Verso datiert und signiert: 11.11.1930

Joan Miró.

46 x 62 cm.

Provenienz:

- Galerie Berggruen, Paris.

- Waddington Galleries, London.

- Forum Fine Art-Jacqueline Krotoschin,

Zürich.

- Privatbesitz Zürich.

Literatur:

- Colombia, Victoria: Picasso-Miró. Miradas

cruzadas, Electa, Madrid 1998, Pl. 82, S.

96.

- Dupin, Jacques/Lelong-Mainaud, Ariane:

Joan Miró. Catalogue raisonné: Drawings

1901-1937, Paris 2008, Bd. I, Nr. 348, S.

170-171 (mit Abb.).

Den grundliegenden Stilwechsel und die

vorübergehende Einordung zu den Surre-

alisten vollzieht Miró in den 20er Jahren.

Stark beeinflusst wird er dabei von Paul

Klees Arbeiten und von den schwungvollen

und organischen Formen Hans Arps. Miró

entwickelt seine eigene, etwas naive und

unverkennbare Bildsprache, die weitge-

hend von Symbolen und figurativen Bild-

zeichen geprägt ist und die seine Malerei

so einzigartig macht.

Den Sommer und Teile des Herbsts 1930

verbringt Miró in Spanien in der Stadt

Montroig. Hier schafft er zwei gegensätz-

liche Werkserien, zum einen eine Reihe

von Holzplastiken und zum anderen eine

Serie von mehreren Bleistiftzeichnungen,

zu der auch die vorliegende Papierarbeit

gehört. In einem Brief an seinen Freund

Sebastiá Gasch schreibt Miró: „Ich arbeite

sehr hart und es ist eine Schande, dass

es mir nicht möglich sein wird, dir alle

diese Skulpturen zu zeigen…aber auf der

anderen Seite wirst du die sehr grosse

Serie an Zeichnungen sehen, die ebenfalls

von grosser Wichtigkeit sein wird“ (übers.

Aus Joan Miró, Ausst. Kat., New York, 1993,

S. 328). Die auffallende Einfachheit und

die Reinheit der Formen zeigen nicht nur

Mirós zeichnerisches Talent, sondern die-

nen auch als Einblick in das künstlerische

Genie. Die surreale Formwird ausgeführt

durch einen perfekten Bleistiftstrich und

trotzdemwirkt die Zeichnung leicht und

unbeschwert.

Das freundliche Gesicht scheint den

Betrachter anzulachen und reflektiert

Detail Rückseite

somit das Wohlbefinden Mirós, der kurz

zuvor seine grosse Liebe Pilar Juncosa

heiratet. Oft wählt Miró die gestalterischen

Mittel seiner Arbeiten zurückhaltend. Hier

reduziert er sie ausschliesslich auf die

schwarzen Formen, in diesem Fall durch

die Konzentration auf den Bleistift. Viele

der Arbeiten dieser Zeichenserie zeigen

weibliche Figuren oder Paare. In dem vor-

liegenden Werk finden sich auch beliebte

und oft verwendete Symbole Mirós wieder.

Das Auge ist ein Symbol für die Sexualität

und das Begehren, wohl auf seine Frau

bezogen. Ebenso der Vogel, welcher Miró

als die Triebfeder seines schöpferischen

Potentials sieht. Die Leichtigkeit, welche

durch den Ausbruch des spanischen

Bürgerkriegs in Mirós späteremWerk

verloren geht, verleiht unserem Blatt einen

positiven und unbeschwerten Charakter,

von dem der frühe Miró geprägt ist.

CHF 60 000 / 90 000

(€ 55 560 / 83 330)