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Möbel & Kunstgewerbe |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen, Porzellan, Silber

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1331 1 PAAR PRUNK-HENKELVASEN,

Régence-Stil, das Porzellan mit

Marke der Manufacture de Sèvres, Paris um 1870.

Bronze sowie fein bemaltes Porzellan; auf hellgrünem Fond bunte Blumen

und Blätter. Markant gebauchter, godronierter Gefässkörper mit pinien-

beschmücktem Deckel und grossen Volutenhenkeln auf Rundfuss mit

Quaderplatte. 1 Deckel mit Reparatur und Fehlstelle. H 73 cm.

Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.

CHF 5 000 / 8 000

(€ 4 630 / 7 410)

1332 PRUNK-KOMMODE „A FLEURS“,

Louis XV-Stil, wohl von

F. LINKE (François Linke, Pankraz 1855-1946 Paris), Paris um 1900/20.

Rosenholz, Palisander und diverse Edelhölzer gefriest sowie fein eingelegt

mit Blumen, Blättern und Zierfries. Geschweifter, trapezförmiger Korpus

mit vorstehenden Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit

geschweiften Beinen. In der Mitte gebauchte Front mit 2 Schubladen

ohne Traverse. Ausserordentlich reiche, vergoldete Bronzebeschläge und

-applikationen, die Handhaben in Schlangenform. Mehrfach profilierte

„Fleur de Pêche“-Platte. 139x55x89 cm.

Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.

Die ausserordentlich reichen Bronzebeschläge sowie deren phantasievolle

Anwendung weisen auf das Atelier von F. Linke hin, der - in Anlehnung

an die opulenten Bronzebeschlägen der Régence-Epoche, seine eigene

Formensprache entwickelte. Siehe hierzu eine Kommode von F. Linke mit

Lack-Panneaux, welche bei Millon Paris am 14.12.2007 (Katalognr. 113) ver-

kauft wurde und sehr ähnliche Bronze-Kartuschen und -beschläge aufweist.

F. Linke gilt als der bedeutendste Pariser Kunsttischler des ausgehenden

19. und beginnenden 20. Jahrhunderts. 1868 begann er im Alter von 13

Jahren eine vierjährige Lehre als Möbeltischler, danach arbeitete er bis

1874 als Gehilfe in Prag und zweieinhalb Jahre in Wien, wo er in einer

Werkstatt tätig war, die der Innung angehörte. Durch die Wiener Innung

erhielt Linke die Einschreibung als Geselle. 1875 kehrte er nach Böhmen

zurück, wurde vom Militärdienst freigestellt, wanderte nach Dresden, von

dort über Weimar nach Hessen bis nach Mainz. Ende des Jahres verliess

Linke Deutschland und reiste nach Paris, wo er sich vermutlich in der

Werkstatt des aus Deutschland stammenden Ebenisten Joseph Emmanuel

Zwiener anstellen liess. Ab 1877 arbeitete Linke wieder bei seinem alten

Lehrmeister Franz Neumann in Reichenberg und fertigte dort im Alter

von nur 22 Jahren sein Meisterstück. Gegen Ende des Jahres kehrte Linke

nach Paris zurück. Linkes Haupt-Inspirationsquellen waren königliche

Möbel aus der Regierungszeit von Louis XV und Louis XVI.

Lit.: D. Ledoux-Lebard, Le mobilier français du XIXe siècle, Paris 1989;

S. 439ff. (biogr. Angaben). C. Payne, 19th Century European Furniture,

Suffolk 1981; S. 39/40 (biogr. Angaben). Ibid, François Linke, 1855-1946,

The Belle Epoque of french furniture; Suffolk 2003.

CHF 6 000 / 9 000

(€ 5 560 / 8 330)

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