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Page Background 1052* 1 PAAR SCHMALE TRUMEAUSPIEGEL,

Louis XV, wohl nach

Vorlagen von J.M. HOPPENHAUPT (Johann Michael Hoppenhaupt,

1719 Berlin 1785), Potsdam um 1745/50.

Holz durchbrochen und ausserordentlich fein beschnitzt mit Kartuschen,

Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, rechtecki-

ger und markant profilierter Rahmen mit reich beschnitztem Kartuschen-

aufsatz, darin gemaltes Liebespaar in idealisierter Landschaft. H 216 cm.

B 97 cm.

Provenienz:

- Château de Vincy, Westschweiz.

- Auktion Koller Zürich, 22.3.2007 (Katalognr. 1157).

- Privatsammlung, Berlin.

Die Staatliche Kunstbibliothek in Berlin besitzt eine Entwurfszeichnung

von J.M. Hoppenhaupt, die für das Konzertzimmer von Schloss Sanssouci

gefertigt wurde und in welcher ein in der Grundstruktur sehr ähnlicher

Spiegel vorzufinden ist. Die Zeichnung ist abgebildet in: H. Kreisel, Die

Kunst des deutschen Möbels - Spätbarock und Rokoko, München 1976;

II, Abb. 717.

J. C. Hoppenhaupt war zusammen mit seinem Bruder Johann Michael

als Dekorationsbildhauer für Friedrich II von Preussen tätig. Mit der

grossen Bautätigkeit in Kurbrandenburg während der letzten Jahre des

17. Jahrhunderts - 1694 Ausbau des Stadtschlosses Potsdam, 1695 Beginn

des Schlossbaues in Charlottenburg, 1703 Bau des Schlosses Montbi-

jou in Berlin - wurde auf dem Gebiet der lokalen Möbelherstellung ein

neues, wesentliches Kapitel eröffnet, zu dem anfänglich die Architekten

die eigentlichen stilistischen Vorlagen lieferten. Die neu errichteten

Paläste brauchten eine Vielzahl von Einrichtungsgegenständen, was das

einheimische Möbelhandwerk während des gesamten 18. Jahrhunderts

eine veritable Blüte erleben liess. Die Lackmöbel, die frühesten dieser

Art im Deutschen Reich, entstanden in den Jahren um 1700; eingelegte

Möbel wie Tische, Kommoden, Sekretäre usw. blieben bis Ende des 18.

Jahrhunderts „en vogue“. Die qualitativ herausragenden Schreibmöbel

orientierten sich anfänglich stark an englischen und russischen Vorbildern,

fanden aber während der ersten Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts zu einer

sehr eigenwilligen Formgebung: markante, geradezu gewagte Bombierung

des Kommodenunterteils, fein gefriestes Palisander- oder Wurzelmaserfur-

nier, bewusst kontrastierender Aufsatz mit klassizistischen Elementen und

ausserordentliche Bronzebeschläge. Während der Regentenzeit von Fried-

rich dem Grossen (1740-1786) erlebte der Bereich des höfischen Mobiliars

eine eigentliche Sternstunde; die bedeutendsten Architekten, Ebenisten

und Bildhauer des friderizianischen Rokoko waren G.W. von Knobelsdorff

(1699-1753), J.A. Nahl (1710-1785) und die Gebrüder Hoppenhaupt und

Spindler.

Lit.: H. Schmitz, Deutsche Möbel des Barock und Rokoko, Stuttgart

1923.

CHF 40 000 / 70 000

(€ 37 040 / 64 810)

Möbel & Kunstgewerbe |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen, Porzellan, Silber

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