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Kunstgewerbe |
Silber, Porzellan, Fayence & Objets de vertu
1778*
SELTENE GROSSE PLATTE AUS DEM SULKOWSKI SERVICE,Meissen, um 1735-1738.
Im Zentrum auf einem Architektursockel, flankiert von zwei Löwen das
Allianzwappen Sulkowski und Stein zu Jettingen. Das Wappen Sulkowski
mit der Schärpe und dem Abzeichen des Weissen Adler Ordens, inmitten
kleiner verstreuter indianischer Blumen, der Rand mit dem 'Sulkowski'
Randrelief. Unterglasurblaue Schwertermarke, Ritzzeichen V, Drehermar-
ke (dieser Drehermarkentypus auf 11 Tellern des Sulkowski Services, vgl.
Boltz, Keramos 151/96, S. 76). D 43 cm.
Vergleichstück identischer Grösse in der Sammlung Hoffmeister, ehemals
Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg (1999-2009), dann bei Bon-
hams, The Hoffmeister Collection Part I, 25. November 2009, Lot 75.
Das Sulkowski Service war das erste, nicht für den Kurfürsten, sondern für
eine Privatperson in Auftrag gegebene Service in der Meissener Manufak-
tur.
Alexander Joseph Graf von Sulkowski (1695-1762) stammt aus einer be-
rühmten Adelsfamilie in Polen, wo er 1711 in den Königlichen Dienst trat
am Warschauer Hof.
Sulkowski war der erste Pole, der in der Hierarchie am Hof, nach dem Tod
August des Starken, bis zum Staats- und Kabinettsminister aufstieg und
verantwortlich war nicht nur für das Grüne Gewölbe mit den Schätzen
der Wettiner Dynastie, sondern auch über die Porzellanlieferungen in das
Japanische Palais bestimmte. (R.Rückert, Biographische Daten der Meis-
sener Manufakturisten des 18. Jahrhunderts, S. 267-269).
Sulkowski vermählte sich 1728 mit einer Hofdame der Kurfürstin, Maria
Anna Franziska Catharina Freifrau von Stein zu Jettingen (1712-41), deren
Wappen das Service in Allianz mit dem Sulkowski Wappen trägt. Die
Produktion des Services wurde bis zum Fall Sulkowskis und auch nach
seinem Fortgehen aus Meissen offensichtlich noch fortgesetzt, wie Stücke
mit einer eingepressten Nummer bestätigen, die Meissen erst ab 1739
eingeführt hatte. (R.Rückert, Meissener Porzellan 1966, Nr. 490).
Eine Liste mit den an das Japanische Palais ausgelieferten Stücke vom 8.
Februar 1738 - drei Tage nach der Entlassung Sulkowskis- wurde von J.H.
Höroldt selbst unterzeichnet (Hilde Rakebrandt, Meissener Tafelgeschirre
des 18. Jahrhunderts, 1958, S. 14-15). Demnach handelt es sich bei dieser
Plattengrösse, mit eingeritztem V als Grössenangabe, um die zweitgrösste
Platte. Ursprünglich 24 Stücke dieser Grösse wurden produziert, eine
weitere noch grössere Platte von 46 cm findet sich in der Lieferspezifikati-
on, von welcher ursprünglich 12 produziert wurden (verkauft bei Christies
New York, 30 Oktober 1993, Lot 34, Kramarsky Collection), und ein
weiterer von 47,5cm in der Schneider Sammlung in Schloss Lustheim.
Vgl. Bonhams, The Hoffmeister Collection, Part I, 25. November 2009,
Lot 75.
CHF 25 000 / 35 000
EUR 23 100 / 32 400
1778