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Kunstgewerbe |

Silber, Porzellan, Fayence & Objets de vertu

1776*

TEEKANNE MIT 'WACHTELDEKOR' AUS DEM JAPANISCHEN PALAIS,

Meissen, um 1729-1731.

Johanneumsnummer N=299-w. Der Deckel ergänzt..

Oktogonale Form mit geradem Ausguss und Schlaufenhenkel, bemalt im

Kakiemon-Stil mit dem sogenannten 'Wachteldekor' und indianischen

Blütenzweigen. Schwertermarke in Aufglasur, Inventarnummer des Japani-

schen Palais N=299-w eingeritzt und geschwärzt. H 9,5 cm, D 11 cm.

Der Deckel eine spätere Ergänzung (X-Ray Fluorenscence Analysis Re-

port, Cranfield University) (2)

Provenienz:

- Friedrich August II., Kurfürst von Sachsen, als August III. König von

Polen, für das Japanische Palais in Dresden.

- Koller Auktionen Zürich, 14. September 2009, Lot 1601.

- Privatbesitz einer Zürcher Sammlerin.

Im Inventar des Japanischen Palais von 1770 wird folgendes gelistet

'(47b) Neunzehn Stück 8.eckichte Theé-Pots, mit Blümgen und Reb-

hünern gemahlt, 4 3/4 Zoll hoch, 4 1/2 Zoll in Diam: No. 299 '. (Claus

Boltz, Keramos 153/1996, S. 56.) Das Inventar für das Japanische Palais

in Dresden wurde anhand der seit 1731 erhaltenen Inventarnummern,

den sogenannten Johanneumsnummern, 1770 erstellt. Claus Boltz hat

es ausführlich aufgearbeitet und 1980 publiziert (Keramos 88/1980),

ebenso das Turmzimmer-Inventar von 1769 (Keramos 153/1996). In den

Jahren 1729 bis 1731 wurden in der Meissener Manufaktur Nachbildungen

ostasiatischer Porzellane für den Pariser Kaufmann Rudolphe Lemaire

in grossen Mengen angefertigt. Seine kaum verschleierte Absicht war,

die Kopien als ostasiatisches Porzellan auf den Märkten in Frankreich zu

verkaufen. Aus diesem Grund versuchte er zu erreichen, dass die Stücke

ohne (unterglasurblaue) Fabrikmarke gefertigt wurden. Lemaires Vertrag

wurde im März 1731 abrupt aufgehoben. Ursache war eine Serie schwerer

Anklagen gegen Graf von Hoym, wodurch dieser in Ungnade fiel und ver-

haftet wurde, während man Lemaire des Landes verwies. Mehr als 4500

Stück Porzellan, die aufgrund des Vertrags mit Lemaire hergestellt worden

waren, wurden im Haus des Grafen Hoym entdeckt, darunter etwa 1700

besonders gute Stücke, die sich von Hoym für die Ausstattung seiner Resi-

denz angeeignet hatte. In einem Versäumnisurteil fiel das Porzellan an den

König und wurde in 19 Transporten in das Japanische Palais geschafft, wo

man die Stücke mit eingeschliffenen Inventarnummern versah. (Maureen

Cassidy-Geiger in Keramos 146/1994, S. 4-8 und Keramos 153/1996,

S.119-130.)

CHF 5 000 / 10 000

EUR 4 600 / 9 300

1777*

CHINOISERIE WALZENKRUG MIT VERMEILMONTIERUNG,

Meissen, um 1725-1730. Bemalung von Johann Ehrenfried Stadler. Ver-

meilmontierung, deutsch, spätes 19. Jh.

Der zylindrische Korpus umlaufend mit einer chinesischen Gartenland-

schaft mit 'Fächerchinesen' zwischen indianischen Blumenstauden. Am

oberen Rand eine Wabenmuster-Bordüre mit indianischen Halbblüten in

Eisenrot, Gelb und Blau, zwischen eisenroten Ringbordüren. H 21,5 cm.

Henkel restauriert.

Zu zwei Vergleichstücken bei U. Pietsch, Frühes Meissener Porzellan.

Sammlung Carabelli, 2000, S.144 Nr. 61; und Sotheby‘s London, A Tale

of Two Cities. Venice and Dresden, 9. Juni 2015, Lot11.

Zu den Chinoiserien von J.E. Stadler bei R. Seyffarth, Johann Ehrenfried

Stadler, der Meister der Fächerchinesen, Keramos 10/1960, S. 151-159.

CHF 30 000 / 50 000

EUR 27 800 / 46 300

1776