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1773*

SELTENE TEEKANNE IM IMARISTIL,

Du Paquier oder Vezzi,

um 1720-1727.

Oktagonale, konische Form mit leicht gebogenem Ausguss, eckigem,

geschwungenem Henkel und zylindrischem Deckel. Bemalung in Unter-

glasurblau mit ostasiatischen Blumenzweigen mit Höhung in Eisenrot und

Gold zwischen unterglasurblauen Linien- und Goldblattbordüren.

H 12 cm.

Ein identisches, Vezzi zugeschriebenes Stück, bei Giuseppe Morazzoni,

Le Porcellane Italiane, 1960, Vol I, Taf.III.

Zu weiteren vergleichbaren Stücken mit diesem Dekor bei Luca Melegati,

Giovanni Vezzi e le sue Porcellane, 1998, Taf. 47 und 48. Ein Koppchen

mit diesem Dekortypus bei Bonhams, 11. Dezember 2013, Lot 118.

Die Manufaktur Vezzi aus Venedig, ist nach Meissen und Du Paquier in

Wien, die dritte in Europa gegründete Manufaktur, die Hartporzellan her-

stellen konnte und 1720 von Francesco Vezzi (1651-1740) gegründet wurde.

Francesco Vezzi hatte das Jahr davor noch Wien besucht, wo er in der

neuen von Du Paquier gegründeten Manufaktur vermutlich das Geheimnis

der Porzellanherstellung erfahren hatte. Während seines Besuches dort

machte er Bekanntschaft mit Christoph Conrad Hunger - der kürzlich aus

Meissen entflohen war- und schliesslich mit Vezzi nach Venedig ging. Im

Jahr darauf bereits wurde Hunger als Partner von Vezzi dokumentiert, er

hatte ganz zweifelsohne die nötigen technischen Details der Porzellanher-

stellung an die Vezzi Manufaktur weitergegeben.

(R. Rückert, Biographische Daten der Meissener Manufaktur, 1990, S.162,

zu Ch.C. Hunger)

Vezzi produzierte Porzellan nur während einer Zeit von sieben Jahren und

daher sind wohl auch nur weniger als 200 Stücke bekannt, darunter eine

grössere Anzahl an Teekannen, meist mit reliefierter Oberfläche und oft in

ostasiatischem Stil bemalt.

Verwandte Teekannenformen findet man zeitgleich in der Manufaktur Du

Paquier - die Folge aus der Zusammenarbeit des ehemaligen Du Paquier

Mitarbeiters Hunger mit Francesco Vezzi - vgl. ein Beispiel bei Sotheby's

London, Fine European Ceramics & Glass, 2. Juni 2005, Lot 32. Für

die zeitgleiche Produktion Du Paquiers typisch auf die unterglasurblaue

ostasiatische Malerei mit Eisenroten Höhungen, vgl. E. Sturm-Bednar-

czyk, Claudius Innocentius du Paquier. Wiener Porzellan der Frühzeit

1718-1744, 1994, S.26,27.

Zu einer Diskussion der beiden Manufakturen Du Paquier und Vezzi in

Hinblick auf ihre Gemeinsamheiten in Form und chemischer Zusammen-

setzung in: Fired by Passion, 2009, Band 3, Aniko Bezur/Francesca Ca-

sadio 'Eine Materialbeurteilung', S. 1182-1183, Abb. 14.23 mit ähnlichem

Formstück, keiner Manufaktur zuschreibbar.

CHF 15 000 / 18 000

EUR 13 900 / 16 700

1773