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Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen
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TAPISSERIE "L'ENLEVEMNT D'EUROPE",Louis XV,
Manufacture d'Aubusson, um 1740/60.
Darstellung der auf dem Stier sitzenden Europa mit flankierender Figur in
idealisierter Waldlandschaft und Lichtung im Hintergrund. Feine Blumen-
und Blätterbordüre mit Kartuschen. Farben teils leicht ausgebleicht.
H 225 cm. B 325 cm.
Provenienz: Privatsammlung, Genf.
CHF 3 000 / 5 000
(€ 2 800 / 4 600)
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FOLGE VON 8 TAPISSERIE-FAUTEUILS "A LA REINE",Louis XV, die späteren Gestelle nach Modellen von J.B. TILLIARD
(Jean-Baptiste II Tilliard, Meister 1752), die Bezüge Manufacture de
Beauvais, Paris 18./19. Jh.
Buche mouluriert sowie ausserordentlich fein beschnitzt mit Kartuschen,
Blumen, Blättern und Zierfries sowie vergoldet. Geschweifter, trapezför-
miger Sitz auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.
Geschweifte jochförmig abschliessende Rückenlehne mit gepolsterten
Armlehnen auf geschweiften -stützen. Gut erhaltener Tapisseriebezug mit
Figurenstaffage für die Rückenlehne sowie Szenen aus den Fabeln von La
Fontaine für den Sitz. Vergoldung teils bestossen. 63x55x45x101 cm.
Provenienz: Privatsammlung, Schweiz.
Seit den 1720/40er Jahren entstanden in den bedeutendsten französischen
Manufakturen - im Atelier des Gobelins, in den Manufakturen von Aubus-
son und Beauvais - qualitativ hochwertige Tapisseriebezüge für Sitzmöbel,
welche in punkto Phantasie und Ingeniosität den Wandbehängen in nichts
nachstanden und mit ihnen zusammen Teil eines "Gesamtkonzeptes"
waren. Als eines der gelungensten Beispiele soll das in der Galerie Koller
Zürich am 22.3.1995 (Katalognr. 561-563) verkaufte königliche Ameuble-
ment erwähnt werden, mit Blumenbouquets auf zyklamenrotem "Rose
Pompadour"-Fond, mit den unter J. Neilson entstandenen Bezügen; es
wurde gleichzeitig mit den berühmten, heute im Metropolitan Museum
in New York ausgestellten Tapisserien nach Vorlagen von F. Boucher
gefertigt.
Mit der bildlichen Umsetzung von Themen aus den Fabeln von De la
Fontaine (1611-1695) gelang den in erbitterter Konkurrenz arbeitenden
Manufakturen ein kommerzieller Grosserfolg; die Motive aus den stark
ironisierenden, zugleich gesellschaftskritischen Fabeln entsprachen der
komplexen Sozietät des französischen 18. Jahrhunderts. In diesen Fabeln,
in Anlehnung und Weiterentwicklung der moralischen und gesellschafts-
kritischen Erzählungen der griechischen Antike, wurden menschliche
Eigenschaften, sozialer Status und vor allem auch das Leben am Hof durch
personifizierte Tiere oder durch "allusions" und "sous-entendu moqueurs"
in Versform dargelegt. Zugleich entwickelte sich die literarische Form der
Fabel von der didaktischen Schrift zu einer angesehenen Kunstform. Der
Grosserfolg dieser Fabeln - belegt durch mehrfache Auflagen im frühen
18. Jahrhundert - zeigt sich auch in der Umsetzung der Themen durch das
Kunsthandwerk, wofür das hier angebotene Ameublement ein perfektes
Zeugnis ablegt. Bedeutende Ebenisten wie J.B. Tilliard und N.Q. Foliot
fertigten für den Hochadel Tapisserie-Ameublements, die normalerweise
aus 1 Canapé und 8 Fauteuils bestanden.
Lit.: P. Kjellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.
832ff (biogr. Angaben) S. 314-317 (mit Abb.) und S. 832-841 (mit Abb.). J.
Nicolay, L'art et la manière des maîtres ébénistes français au XVIIIe siècle,
Paris 1976; I, S. 454f. (biogr. Angaben) S. 133f. (Abb. B, C, G, H) und S.
545f. (Abb. I. K, P, R). B.G.B. Pallot, Le mobilier du Musée du Louvre,
Dijon 1993; II, S. 201 (biogr. Angaben).
CHF 12 000 / 18 000
(€ 11 100 / 16 700)
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