

Möbel & Antiquitäten |
Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen
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1 PAAR KERZENSTÖCKE "AU POISSON" MIT PORZELLAN- FIGUREN,Louis XV, das Porzellan Meissen, 18. Jh., die Bronze
Paris, 18. Jh.
Vergoldete Bronze sowie bemaltes Porzellan. Figurengruppe mit 2
Kindern, einen Fisch mit blütenförmigem Tropfteller und blütenförmiger
Tülle tragend, auf fein durchbrochenen Volutensockel. Wenige Restaurati-
onen am Porzellan. H 32 cm.
Provenienz: Aus einer französischen Sammlung.
Nach der Erfindung des Hartporzellans wurde 1710 die Meissen-Manufak-
tur gegründet, als "Königlich-Polnische und Kurfürstlich-Sächsische Por-
zellan-Manufaktur". Die Leitung der Manufaktur oblag bis 1731 mehreren
vom König selbst eingesetzten, in Dresden ansässigen Kommissionen.
In den Jahren um 1740/50 wurden erstmals Porzellanobjekte mit Einrich-
tungsgegenständen kombiniert. Der Reiz lag darin, die nahezu "unzerstör-
baren" Bronzen mit fragilen, bemalten Porzellanelementen zu verbinden
und durch diesen Kontrast eine neue Dekorationssprache zu finden.
Augenfälligstes Merkmal dieser Pendulen, Cartelle und Girandolen war
die hochwertige Qualität und ausserordentliche Eleganz. Für diese Ent-
wicklung waren die innovativen "marchands-merciers" P. Hébert, F. Poirier,
L. Daguerre und P. Lazare-Duvaux verantwortlich - sie kauften Porzellan-
figuren in Manufakturen, brachten sie den "bronziers" und liessen daraus
nach eigenen Angaben oder den Vorstellungen ihrer Kundschaft neue
Prunkobjekte herstellen. Der Vielfalt schienen keine Grenzen gesetzt -
an einer einzelnen Pendule können sich Meissner Figuren und Blumen von
Vincennes oder Chantilly befinden, als Motive dienten galante Szenen,
Personen aus der Commedia dell'Arte, Bauern, Jäger, orientalische und
chinesische Edelleute sowie Tiere. Die Kombination dieser Elemente und
Sujets verliehen den prunkvollen Objekten die für das Rokoko so typische
Leichtigkeit und Eleganz.
CHF 7 000 / 12 000
(€ 6 500 / 11 100)
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KAMINPENDULE "AU SANGLIER",Louis XV, das Modell aus einer
Pariser Meisterwerkstatt, das Zifferblatt und Werk sign. und num. AGE-
RON A PARIS 426 (François Ageron, Meister 1741), Paris um 1750/60.
Bronze matt- und glanzvergoldet. Schreitendes, das Gehäuse mit Kartu-
schenaufsatz tragendendes Wildschwein auf markant durchbrochenem
Kartuschen- und Volutensockel mit Geäst und Nagetieren. Emailzifferblatt
mit römischen Stunden- und arabischen Minutenzahlen. 2 feine, durchbro-
chene und vergoldete Zeiger. Spindelwerk mit ½-Stundenschlag auf Glo-
cke. Ausserordentlich feine Bronzeapplikationen. Der Sockel womöglich
aus assortierten Elementen zusammengestellt. 35x16x39 cm.
Eine modellogleiche Pendule mit nahezu ähnlichem Gehäuse und Bronzen
von J.J. de Saint-Germain und Musikwerk sowie einem Werk sign.
"Autran à Montelimart" ist abgebildet in: H. Ottomeyer / P. Pröschel,
Vergoldete Bronzen, 1986; S. 123 (Abb. 2.8.4). Auf der selben Seite ist
eine Pendule "à l'éléphant" mit vergleichbarer Amor-Figur und Sockel
abgebildet. Die Figur findet sich ebenfalls an signierten Arbeiten, an einer
Elefantenuhr (ehemals Sammlung Bodenstein; Auktion Lepke Berlin,
4./5.4. 1909, Katalognr. 79) und einer Pendule in Waddesdon Manor.
Das Spielwerkgehäuse findet man auch bei von Saint-Germain signierten
Bronzearbeiten im Louvre (Ausstellungskatalog Paris 1980, 98 Abb.) und
bei der erwähnten Uhr aus der Sammlung Bodenstein. Ein weiteres Exem-
plar ist Bestand der Edward James Collection, Brighton Art Gallery.
Pendulen mit exotischen Tieren als Träger des Uhrgehäuses gehören zu
den wertvollsten des 18. Jahrhunderts, vor allem weil nur eine beschränk-
te Anzahl hergestellt wurde. Saint-Germain, einer der berühmtesten
"fondeur-ciseleurs" seiner Zeit und unbestrittener Meister des "style Louis
XV", fertigte solche Pendulen und andere Objekte in vergoldeter Bronze
für eine sehr exklusive, anspruchsvolle Kundschaft.
CHF 20 000 / 30 000
(€ 18 500 / 27 800)
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