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PostWar & Contemporary
3433 OTTO PIENE(Laasphe 1928 - 2014 Berlin)
Ohne Titel. 1966.
Aquarell und Gouache auf Karton.
Oben mittig signiert und datiert: Piene 66.
50 x 70 cm.
Provenienz: Direkt vom Künstler erworben,
seitdem Privatbesitz Schweiz.
Statt mit Farbe und Pinsel experimen-
tiert Otto Piene, einer der wichtigsten
Protagonisten der internationalen ZERO
Bewegung, seit den 60er Jahren mit
alternativen künstlerischen Mitteln und
setzt die Naturelemente Licht, Bewegung,
Wind, Feuer, Luft, Energie ein. So fasst
Otto Piene, unter Einbeziehung von na-
turwissenschaftlichen Erkenntnissen und
einer intensiven Verbindung von Kunst,
Technologie und Natur, Kunst als ein ener-
getisches Phänomen auf. Es geht ihm um
die „Reharmonisierung des Verhältnisses
zwischen Mensch und Natur“.
Vor diesem Ideal perfektioniert Piene seine
berühmte Feuertechnik, in der das hier
vorliegende Bild 1966 geschaffen wird. In
ästhetisch hoch verfeinerter Manier er-
blüht die Feuerblume in der Bildmitte, von
einem Rundbogen auf dynamische Weise
durchschnitten. Diesen schöpferischen
Prozess erreicht Piene mithilfe des Feuers,
das während des kurzen Brennprozesses
die Farbe auf dem Bildträger gelieren lässt.
Nach dem Erlöschen des Feuers wird
abschließend die selbständig entstande-
ne Struktur fixiert, womit das organische
Werden der Natur mit dem künstlerischen
Eingriff verschiedener Gestaltungsmit-
tel konfrontiert und zu einer Synthese
geführt wird. Die zerstörerischen Spuren
des Feuers bilden, wie auch hier, Rück-
stände in zahlreichen Farbvarianten und
Modifikationen auf dem Bildgrund, die der
Künstler nur bis zu einem gewissen Grad
bestimmen und beeinflussen kann. Die
Bedeutung des Zufalls ist für Piene stets
wichtiger Bestandteil des Bildes: „Ich muss
gestehen, dass ich in meiner Arbeit immer
dann am glücklichsten war, wenn sie eine
überraschende Wendung nahm.“ (Otto
Piene)
Die hier angebotene Gouache besticht
durch ihre außergewöhnliche Komposition
und Farbharmonie. Die gelbe Feuerblu-
me scheint aus dem unteren Bildrand
zu wachsen, entfaltet sich in ihre volle
Breite und wird durch den roten Bogen am
unteren Bildrand akzentuiert. Kaum ein
Künstler aus dem 20. Jahrhundert hat sich
so sehr dem Experiment zugewandt, den
grenzüberschreitenden Versuchen, Ele-
mente der Natur in Kunst umzuwandeln
und hat dabei ein solch herausragendes
Oeuvre geschaffen.
CHF 12 000 / 18 000
(€ 11 110 / 16 670)