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Page Background 1063 1 PAAR GROSSE FAUTEUILS „A LA REINE“,

Louis XV, Paris um 1740/45.

Buche mouluriert sowie fein beschnitzt mit Muscheln, Blumen, Blättern

und Zierfries sowie vergoldet. Trapezförmiger Sitz auf wellig ausgeschnit-

tener Zarge mit geschweiften Beinen. Flache, jochförmig abschliessende

und ganz überpolsterte Rückenlehne mit gepolsterten Armlehnen auf

geschweiften -stützen. Hellbeiger Seidenbezug mit bunten Blumen und

Blättern sowie dekorativem Nagelbeschlag. Sitzkissen. 70x58x45x106 cm.

Provenienz: Aus einer Pariser Sammlung.

CHF 5000 / 9000

(€ 4 600 /8 300)

1064 PRUNK-KOMMODE,

Régence, C. CRESSENT (Charles Cressent,

1685 Paris 1768) zuzuschreiben, Paris um 1745/49.

Rosen- und Satinholz gefriest und fein eingelegt mit Voluten und Zierfries.

Geschweifter, leicht trapezförmiger Korpus mit vorstehenden vorderen

Eckstollen auf wellig ausgeschnittener Zarge mit geschweiften Beinen.

Fein geschweifte Front „en arbalète“ mit 2 Schubladen. Ausserordentlich

reiche, vergoldete und ergänzte Bronzebeschläge, -applikationen und

-sabots in Form von Girlanden, Achantusblättern, Voluten und Muscheln

mit apokrypher „c couronné“-Marke. Profilierte, reparierte „Brèche de

Medoux“-Platte. Restaurationen. 142x65x89 cm.

Provenienz:

- Ehemals Sammlung George Gould, New York.

- Ehemals Sammlung Mrs. Kingdon Gould, New York.

- Ehemals Sammlung Mme La Duchesse de Talleyrand, geborene Anna

Gould, Paris.

- Sammlung Wildenstein, Paris.

- Auktion Sotheby‘s Parke Bernet, Monaco, 26.6.1979 (Katalognr. 177).

- J. Gismondi, Antibes (mit Gutachten von J. Gismondi, 1979).

- Privatsammlung, Schweiz.

Mit Gutachten des Cabinet Etienne/Molinier, Paris 2017.

Das hier angebotene Möbel ist abgebildet in: A. Pradère, Charles Cressent

- Sculpteur, Ebéniste du Régent, Dijon 2003; Abb. 161. Das Möbel ist

mit einem * bezeichnet, was darauf hinweist, dass A. Pradère das Möbel

persönlich untersucht hat.

Eine ähnliche Kommode wurde bei Art Curial Paris am 11.12.2013 (Kata-

lognr. 110) verkauft. Eine weitere, stammend wie die hier angebotene auch

aus der Sammlung Ojjeh, wurde bei Sotheby‘s Parke Bernet am 26.6.1979

(Katalognr. 135) verkauft.

C. Cressent, 1685 als Sohn des „sculpteur du Roi“ François Cressent

geboren, arbeitete zunächst im Atelier seines Vaters. Bereits als junger

Lehrling knüpfte er Kontakt zu G. Oppenordt, der als „premier archi-

tecte“ des Duc d‘Orléans tätig war. 1710-1714 arbeitete C. Cressent für

Girardon und Lorrain und erhielt von der Académie St. Luc 1714 den

Titel „maître sculpteur“. Er schuf hochwertiges Mobiliar für den Adel der

französischen Metropole. Zu Cressents Kundschaft gehörten der Marquis

de Marigny, der Duc de Richelieu, bedeutende Sammler wie Marcellin

de Selle, Bounier de la Mosson, Brozat, Julienne, Blondel de la Gagny,

König Joao V. von Portugal und Angehörige des Bayrischen Hofes, für die

er quellenmässig gesicherte Möbel lieferte. Cressent und sein Konkurrent

A. Gaudreaux definierten in den Jahren 1720/40 den „style Régence“,

gekennzeichnet durch eine elegante, geschweifte und als majestätisch

zu bezeichnende Formgebung und qualitativ hochwertiges, variantenrei-

ches und bis anhin unbekanntes Bronzezierwerk. Cressent war nicht nur

Produzent von königlichen Möbeln, sondern gleichzeitig auch rühriger

Sammler bedeutender Gemälde, was ihn immer wieder zum Verkauf seines

„stock“ zwang, da er wie viele seiner „confrères“ beinahe ständig finanzielle

Schwierigkeiten hatte. Hinzu kamen verschiedene Prozesse gegen die

„corporation des fondeurs, ciseleurs et doreurs“, die ihn anklagte, weil er

als „sculpteur“ seine Bronzen in Eigenproduktion schuf, was das geltende

Zunftrecht verletzte.

CHF 80 000 / 140 000

(€ 74 070 / 129 630)

Möbel & Kunstgewerbe |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen, Porzellan, Silber

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