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Horae B.M.V. - Lateinisches Stunden-

buch-Handschrift auf geglättetem Pergament.

Mit 3 Miniaturen in Farben und Gold mit

reicher figürl. u. florale Bordüre. 8 sechs- bis

sieben-zeilige Prachtinitialen, sowie zahlrei-

che zweizeilige Initialen in Gold u. Farben.

Niederlande, um 1460-1470. 12° (10 x 17 cm).

[3] w., [197] Bll. 15 Zeilen. Schwarzbraune

Textura auf roten Linien. Schriftraum: 5,5 x 4

cm; Blattgrösse: 9 x 6,8 cm.Rest. Leder-Ein-

band unter Verwndung des Original-Bezugs

auf Holzdeckeln über 4 Bünden mit Schliesse

(letztere fehlend; Kapitale lädiert, ob. Kapital-

bändchen fehlt, Rücken berieben u. bestossen,

Gelenke angeplatzt). In neuer Leinen-Kassette

mit goldgepr. Rückenschild u. Jahrezahl sowie

Samtausstattung (Kanten berieben).

Wahrscheinlich südniederländisch um 1460-

70, der rot angegebene Bischof Amandus im

Kalender (Februar) stammt aus Maastricht und

wird dort besonders verehrt. Stilistisch stimmt

der Randschmuck mit der niederländischen

Buchmalerei um 1460 überein. Dorthin deutet

auch ein mehrfach wiederholtes Wappen, ein

sich aufbäumender Löwe auf blauem Grund,

der offensichtlich auf das Herzogtum Geldern

verweist. - Etwas staub- u. fingerfleckig (erste u.

letzte Bll. stärker) Stellenweise leicht feucht-

fleckig mit kl. Textverwischung. Erste Lagen

angelockert. -

Provenienz: Alter hs. Kaufvermerk eines B. B.

Edwards, „bought for 3 1/2 Thaler at Berlin,

Oct. 14, 1816“ auf weissem Blatt vorne. Ferner

„presented to E. A. Park, by Mrs. Edwards, July

5, 1852.“ - Schweizer Privatbesitz.

CHF 6 000 / 9 000

(€ 5 560 / 8 330)

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Lombardischer Buchmaler um 1310.

Blatt aus einem Antiphonar mit einer Initiale

P und der Darstellung von David und Goliath.

Pergament. 52,5 x 36 cm. Lombardei, um 1310.

Gerahmt.

Das vorliegende Blatt aus einem Antiphonar

leitete das Responsorium zur 2. Nocturn am 2.

Sonntag nach Pfingsten ein P (raeparate corda

vestra omino…) ein. Vor dem Versatzstück einer

Tempelarchitektur tritt der kecke kleine David

dem als Ritter in Erscheinung tretende Goliath

entgegen. Mit der Schleuder auf den Giganten

gerichtet ist, scheint er seiner Sieges gewiss

zu sein, denn Goliath erscheint kraftlos zumal

sein Schild bereits seiner Hand zu entgleiten

scheint. Der Seitenaufbau, insbesondere die

Rankenornamente gleich wie die Initiale selbst,

scheint sich aus der bolognesischen Buchmalerei

um 1300, etwa nach dem Vorbild des Seneca

Meisters (Primo miniatore di San Domenico a

Bologna) entwickelt zu haben. Stilistisch stehen

die Figuren allerdings eher dem lombardischen

Buchmaler von London British Museum, MS

Add 29902 nahe, um die jüngst ein Oeuvre

gruppiert wurde (vgl. Gaudenz Freuler, Italian

Miniatures from the Twelfth to the Sixteenth

Centuries, Mailand 2013, S. 432-437). Wie

ein weiteres, noch unveröffentlichtes Element

dieser Serie in Berner Privatbesitz zeigt, muss

dieser Illustrator dem bolognesischen Buchmaler

Maestro di Sant’ Agnesa di Val di Pietra nahege-

standen sein. Die vom Schreibenden postu-

lierte lombardische Herkunft des hier in Rede

stehenden Buchmalers scheint vorliegend eine

Bestätigung gefunden zu haben, denn auf der

Rückseite unseres Blattes ist auf einen Filippo

da Milano verwiesen. Das Blatt ist vermutlich

im lombardischen Gebiet von einem in Bologna

geschulten Buchmaler gemalt worden und dürfte

im Laufe des ersten Jahrzehnts des 14. Jahrhun-

derts entstanden sein. - Kl. Fehlstelle an der

ob. Ecke alt ergänzt, etwas wellig, stellenweise

leicht berieben u. gebräunt. Insgesamt jedoch in

guter Erhaltung.

CHF 5 000 / 7 000

(€ 4 630 / 6 480)

Manuskripte & Buchmalerei |

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