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STANDUHR MIT „EQUATION DU TEMPS“,

Louis XVI, das Ge-

häuse sign. C. REVAULT (Claude Revault, Meister 1755), das Zifferblatt

sign. LEPAUTE (Jean André Lepaute, gen. L‘ainé, Thonne-la-Long 1720-

1780 Paris), Paris um 1770/90.

Veilchen- und Satinholz gefriest sowie fein eingelegt mit Rautenmuster

und Zierfries. Violinförmiges Gehäuse mit Blumenaufsatz und kartuschen-

förmigem Pendelsichtfenster auf gestuftem und gewulstetem Rechteckso-

ckel. Versilbertes Bronzezifferblatt mit römischen Stunden- sowie arabi-

schen Minuten- und Sekundenzahlen und Fenster für das Datum. 3 feine,

teils durchbrochene und verogoldete Zeiger. Feines 30-Tage-Messingwerk

mit Bajonett-Fixierung und Stiftgang nach Amant und springender Sekun-

de sowie Äquation der Zeit mit dem „temps vrai“. Reiche, vergoldete und

teils ergänzte Bronzebeschläge und -applikationen. Zifferblatt nachversil-

bert. H 228 cm.

Provenienz:

- Der Überlieferung nach ehemals aus den Sammlungen einer Pariser

Adelsfamilie.

- Aus oesterreichischem Besitz.

Die Zeitgleichung war schon den antiken Astronomen bekannt: Bereits

Geminus erwähnte sie ca. 50 n. Chr., ebenso wie Ptolemäus ca. 150 n.

Chr., der im Almagest korrekt ihre Ursachen beschrieb und berechnete. In

älteren Jahrbüchern findet sich die Zeitgleichung mit umgekehrtem Vorzei-

chen. Sie wurde damals zur beobachteten wahren Sonnenzeit addiert, um

die mittlere Sonnenzeit zu erhalten. Heutzutage liest man die mittlere Zeit

von den (stets gleichmässig laufenden) Uhren ab und addiert die Zeitglei-

chung, um die wahre Sonnenzeit zu erhalten. In den französischen Jahrbü-

chern ist die alte Konvention noch üblich. Die Zeitgleichung bezeichnet

die Differenz zwischen wahrem und mittlerem Mittag. Sie entspricht dem

Unterschied zwischen einer Sonnenuhr und einer auf Ortszeit eingestellten

mechanischen Uhr. Definitionsgemäss ist die Zeitgleichung die Differenz

WOZ - MOZ von wahrer Ortszeit WOZ und mittlerer Ortszeit MOZ.

Diese Zeitdifferenz ist proportional zur Differenz der Stundenwinkel einer

geeignet definierten mittleren Sonne und der wahren Sonne, und damit

auch proportional zur Differenz der (entlang des Äquators zu zählenden)

Rektaszensionen beider Sonnen. Die Zeitgleichung ist nur näherungswei-

se der Zeitabstand zwischen den Meridiandurchgängen der wahren und

der mittleren Sonne, weil sich während des Zeitraums zwischen beiden

Kulminationen der Abstand beider Sonnen und damit die Zeitgleichung

geringfügig ändert.

J. A. Lepaute gehört zu den bedeutendsten Schöpfern von Pendulen im

18. Jh. Er kam mit 20 Jahren nach Paris. Ab 1747 arbeitete er mit seinem

jüngeren Bruder Jean- Baptiste zusammen und entwickelte und baute Ho-

rizontaluhren. 1751 stellte er König Ludwig XV, eine von Ihm erfundene

Uhr vor, deren ganzer Mechanismus aus nur einem Rad bestand. 1752 er-

fand er eine Uhr, die Stunden, Minuten und Sekunden anzeigte und über

ein Stunden- und Viertelstundenschlagwerk verfügte. 1759 wird er zum

Meister ernannt und erhält eine Unterkunft im Louvre. Zu seinen Kunden

gehörte: König Ludwig XV, das englische Königshaus, Graf von Artois,

die Herzogin de Mazarin und viele weiter.

C. Revault hatte eine kurze, jedoch intensive Karriere. Zunächst als „ouv-

rier libre“ tätig, arbeitete er eng mit P. Migeon zusammen und führte sein

Atelier an der Rue du Faubourg Saint-Antoine. Zudem arbeitete er mit

dem Marketeur C. Jabodot und den Bronzier J. Guinand, B. Le Breton

und F. Virgile zusammen.

Lit.: P. Kjiellberg, Le mobilier français du XVIIIe siècle, Paris 1989; S.

691f. (biogr. Angaben zu C. Revault). H.L. Tardy, Dictionnaire des horlo-

gers français, Paris; S. 378 (biogr. Angaben).

CHF 50 000 / 90 000

EUR 46 300 / 83 300

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