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1 PAAR PRUNK-GIRANDOLEN „AUX VESTALES“ MIT POSTAMENTEN, Louis XVI, wohl nach Vorlagen des J.J. FOUCOU
(Jean-Joseph Foucou, Riez 1739-1815 Paris), die Bronzen aus einer Pariser
Meisterwerkstatt, gefertigt für den russischen Markt, Paris um 1790.
Bronze matt- und glanzvergoldet sowie grün/grau gesprenkelter, sibirischer
Porpyhr. Stehende Vestalin in langem, faltenreichem Gewand, eine Fackel
mit 4 markant eingerollten Lichtarmen mit flammenförmiger Tülle tragend,
auf profiliertem Rundsockel mit Säulenschaft und Rechtecksockel. Entspre-
chendes, rechteckiges Postament mit vergoldetem, palmettenbeschmücktem
Rechtecksockel. H Girandolen 100,5 cm. H mit Sockel 212,5 cm.
Provenienz:
- Ehemals P. Izarn, Paris.
- Aus deutschem Besitz.
Hochbedeutendes, sehr seltenes Paar von bestechender Qualität und
Eleganz, dessen Porphyrpostamente auf die Fertigung für den russischen
Adel in St. Petersburg hinweisen. Nicht gänzlich als mögliche Herstellerin
auszuschliessen ist die Kaiserliche Bronzemanufaktur von Katharina der
Grossen, es kann aber quellenmässig nicht belegt werden. Ein modelloglei-
ches Girandolenpaar - P.P. Thomire zugeschrieben - mit leicht divergieren-
den Lichtarmen und „bleu turquin“-Sockel war Bestand der Sammlungen
von Lord Michelham und wurde bei Sotheby‘s Monte Carlo am 22.5.1978
(Katalognr. 232) und 12.9.1984 (Katalognr. 971) verkauft.
Unser Girandolenpaar besticht durch die hervorragende, ausserordentlich
feine Ausarbeitung der Figuren, die an frühe Arbeiten des P.P. Thomire
erinnern und in weiterentwickelter Form an dessen während des Empire
gefertigten Vestalen-Girandolen zu finden sind. Ein analoges Paar wurde in
unserer Oktober-Auktion 2001 (Katalognr. 1264) verkauft.
Möglicher Entwerfer dieses Modells ist J.J. Foucou, der Lieblichkeit und
Verspieltheit des ausgehenden Rokoko mit der aufkommenden Strenge
des Klassizismus zu verbinden wusste. Eine nach Foucous Entwurf gefer-
tigte, aus der gleichen Zeit stammende Girandole mit Bacchantin ist heute
Bestand der Sammlungen des Musée du Louvre (Inventarnr. OA 5242).
J.J. Foucou hatte sich in der Ecole de Peinture et Sculpture in Marseille
und von Caffiéri in Paris ausbilden lassen. Er schuf vor allem mytholo-
gische Figuren aus Marmor - Faune, Bacchantinnen, Venus, Amor und
andere Götter, aber auch Portraitbüsten, wie z.B. jene von J.F. Régnard,
General Dampierre und B. Duguesclin.
Die ausserordentlich feinen, originalen Porphyrpostamente weisen auf
einen Spezialauftrag hin. Die russische Aristokratie, welche ab Ende des
18. Jahrhunderts den Lebensstil des Pariser Adels übernahm, gab bei den
bedeutendsten Werkstätten und Entwerfern eine Vielzahl von Möbeln
und Einrichtungsgegenständen in Auftrag. Dabei wurde die Herstellung
vom Geschmack und den Wünschen der lokalen Nobilität beeinflusst, wie
auch der hier vorzufindende Granit belegt.
CHF 90 000 / 140 000
EUR 83 300 / 129 600
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