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FOLGE VON 4 GROSSEN GEFASSTEN FAUTEUILS „EN CAB- RIOLET“, Louis XVI, sign. G. IACOB (Georges Jacob, Meister 1765),

Paris um 1770.

Buche kanneliert und reich beschnitzt mit Girlanden, Perlstab, Rosetten,

Zierfries sowie weiss/hellblau gefasst. Geschweifter, hufförmiger Sitz auf

gerader Zarge mit kannelierten Säulenbeinen „à cannelures torses“. Stark

eingezogene Rückenlehne „en chapeau de gendarme“ mit gepolsterten

Armlehnen auf geschweiften Stützen. Teils defekter hellgrauer Seidenbe-

zug. 60x53x45x95 cm.

Provenienz:

- La Vieille Fontaine, Lausanne.

- Westschweizer Privatbesitz.

G. Jacob ist der Begründer der wohl bedeutendsten Dynastie von

Sitzmöbelherstellern des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Im Alter von 16

Jahren ging er nach Paris, wo er bei J.B. Lerouge einen „apprentissage“ als

„menuisier“ absolvierte. Während dieser Lehrzeit knüpfte er Kontakt zu L.

Delanois, G. Boucault und P. Forget. Nach der Gründung seiner eigenen

Werkstatt in der Rue Meslée gelang G. Jacob der grosse Durchbruch;

er belieferte den gesamten Hochadel der französischen Metropole. Ab

1777 fertigte er mit J.B. Sené, teils in Zusammenarbeit, teils in erbitterter

Konkurrenz, Mobiliar für die Schlösser von Versailles, Petit Trianon, Fon-

tainebleau, Saint-Cloud, Rambouillet usw. Nach erheblichen finanziellen

Schwierigkeiten während der Revolution - viele von G. Jacobs Kunden

waren verurteilt worden oder im Exil - gelang es ihm, vor allem mit Hilfe

seines Freundes J.L. David, bedeutende Aufträge der neuen Regierungs-

mitglieder zu erhalten. 1803, nachdem er sich für 7 Jahre aus dem Geschäft

zurückgezogen und die Werkstatt seinen beiden Söhnen überschrieben

hatte, nahm G. Jacob zusammen mit F.H.G. Jacob-Desmalter die Leitung

des Unternehmens wieder in die eigene Hand. Diese Zusammenarbeit und

die Position als privilegierter Lieferant Napoleons und dessen Entourage

ermöglichte ihm einen Ausbau der Werkstatt zu einer „entreprise“ mit

über 350 Angestellten. Allerdings geriet das Unternehmen wenige Jahre

später durch die Krise des Empire und die finanziellen Schwierigkeiten der

Staatskasse und der Oberschicht in erhebliche Probleme; ab 1813 führte

F.H.G. Jacob-Desmalter das Geschäft in Eigenregie weiter.

CHF 12 000 / 20 000

EUR 11 100 / 18 500

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PORTAL-SKELETTPENDULE „A L‘AIGLE“,

Louis XVI, die

Emailkartusche sign. RIDEL A PARIS (wohl Laurent Ridel, tätig ab

ca. 1770), die feine Emailmalerei wohl von J. COTEAU (Joseph Coteau,

Genf 1740-1801 Paris), Paris um 1775/80.

Vergoldete Bronze und Messing sowie weisser Marmor und fein bemaltes

Email; auf azurblauem Fond bunte Blumen, Blätter, Kartuschen, Lyren

und Zierfries. Von Adler bekröntes Gehäuse mit 4 markanten Bogenstüt-

zen auf perlstabbeschmücktem Rechtecksockel mit stilisierten Kreisel-

füssen. Emailzifferring mit römischen Stunden- und arabischen Minuten-

zahlen. Feines Skelettwerk mit Ankergang und 1/2-Stundenschlag auf

Glocke. Feiner Sonnenpendel mit zentralem Maskaron. Feine Sockelpla-

kette mit Amoren-Bacchanal. Etwas zu revidieren. 29x15x49 cm.

Provenienz: Privatsmmlung, Schweiz.

Die grosse Eleganz der Pendulen mit skelettiertem Werk zeichnet sich

nicht nur durch die feingliedrige Struktur aus, sondern vor allem auch

durch das Gewähren eines Einblickes in die Werkmechanik, was das für

das ausgehende 18. Jahrhundert so typische Interesse an der Technik

aufzeigt. Ridels Name findet sich ausschliesslich an Pendulen von heraus-

ragender Qualität. Er belieferte u. a. die „Mesdames“ im Schloss Bellevue

und arbeitete mit den wichtigsten „bronziers“ und Uhrmachern seiner Zeit

zusammen, wie zum Beispiel mit J.B. Lemoyne, den Feuchères, P. Mathe-

lin oder J.D. Deverberie.

Ridels Name findet sich ausschliesslich an Pendulen von herausragender

Qualität. Er belieferte u. a. die „Mesdames“ im Schloss Bellevue und

arbeitete mit den wichtigsten „bronziers“ und Uhrmachern seiner Zeit zu-

sammen, wie zum Beispiel mit J.B. Lemoyne, den Feuchères, P. Mathelin

oder J.D. Deverberie.

Lit.: J.D. Augarde, Les ouvriers du temps, Genf 1995; S. 103, 342 und

390. H.L. Tardy, Dictionnaire des horlogers français, Paris; S. 555 (biogr.

Angaben).

CHF 25 000 / 45 000

EUR 23 100 / 41 700

Möbel & Antiquitäten |

Möbel, Uhren, Tapisserien, Bronzen, Sakrale Skulpturen

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